DOI Heft:
Heft 10 (Juli)
DOI Artikel:Der Katalog der deutschen Abtheilung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0199
Der Katalog der deutschen Abtheilung.
471
j. m. olhrjch—darmstadt.
Schatulle,
DER KATALOG DER DEUTSCHEN
ABTHEILUNG, auf den wir im
nächsten Hefte eingehender zurückkommen
werden, enthält ein Vorwort zu dem Ka-
pitel »Das Kunstgewerbe«, welches Julius
Lessing verfasst hat. Dieses Vorwort ist
ein Meisterstück knapper,
klar zusammenfassender,
scharf orientirender Ka-
rakteristik, sodass wir
einige der wichtigsten
Sätze daraus mittheilen
wollen. Nachdem Lessing
geschildert hat, wie sich
jetzt die schaffende, »mo-
derne« Kunst und die
nachbildende, »historisiren-
de« Richtung im Kampfe
befinden, fährt er fort:
Dieses Gegenspiel von
Strömung und Stauung
erschwert zur Zeit den
Betrieb der kunstgewerb-
lichen Werkstätten in
hohem Grade. Einiger-
maassen geklärt ist der
Weg bisher nur für die
Industrien der eigentlichen
Zimmerausstattung, Möbel, j. m. olbrich—darmstadt.
Tapeten, Beleuchtungskörper usw. Hier ist
es unverkennbar, dass den modernen gesell-
schaftlichen und hygienischen Ansprüchen
gemäss neue Formen einsetzen müssen.
Man ist sich darüber einig, dass aus
dem Wohnzimmer der Ueberschuss an ar-
chitektonischen Formen zu verbannen und
dass jedes Stück nach seinem Gebrauchs-
zweck ohne historische Nebengedanken zu
konstruiren ist.
Diese Bewegung findet überdies eine
unerwartete Stütze in den einfachen, kon-
struktiven Formen, die in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts unbewusst aus der ver-
änderten Technik erwachsen sind. Man ist
jetzt geneigt, die um 1870 höchlichst ver-
achteten Mahagoni - Möbel von 1830 als
benutzbare Vorbilder höher zu schätzen als
die Prachtwerke der Renaissance. Aus
dieser Richtung auf das verstandesmässig
Konstruktive hin kommt nunmehr die Gothik
zu erhöhter Geltung und findet im Holzwerk
der modernsten Künstler vielfach ihren Platz.
Die moderne Maschine mit ihren rein
aus der Technik erwachsenen Formen, die
als Nähmaschinen, Kraftmaschinen, Fahr-
räder usw. in unseren Haushalt eindringen,
Schatulle und Blumen-Topf.
471
j. m. olhrjch—darmstadt.
Schatulle,
DER KATALOG DER DEUTSCHEN
ABTHEILUNG, auf den wir im
nächsten Hefte eingehender zurückkommen
werden, enthält ein Vorwort zu dem Ka-
pitel »Das Kunstgewerbe«, welches Julius
Lessing verfasst hat. Dieses Vorwort ist
ein Meisterstück knapper,
klar zusammenfassender,
scharf orientirender Ka-
rakteristik, sodass wir
einige der wichtigsten
Sätze daraus mittheilen
wollen. Nachdem Lessing
geschildert hat, wie sich
jetzt die schaffende, »mo-
derne« Kunst und die
nachbildende, »historisiren-
de« Richtung im Kampfe
befinden, fährt er fort:
Dieses Gegenspiel von
Strömung und Stauung
erschwert zur Zeit den
Betrieb der kunstgewerb-
lichen Werkstätten in
hohem Grade. Einiger-
maassen geklärt ist der
Weg bisher nur für die
Industrien der eigentlichen
Zimmerausstattung, Möbel, j. m. olbrich—darmstadt.
Tapeten, Beleuchtungskörper usw. Hier ist
es unverkennbar, dass den modernen gesell-
schaftlichen und hygienischen Ansprüchen
gemäss neue Formen einsetzen müssen.
Man ist sich darüber einig, dass aus
dem Wohnzimmer der Ueberschuss an ar-
chitektonischen Formen zu verbannen und
dass jedes Stück nach seinem Gebrauchs-
zweck ohne historische Nebengedanken zu
konstruiren ist.
Diese Bewegung findet überdies eine
unerwartete Stütze in den einfachen, kon-
struktiven Formen, die in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts unbewusst aus der ver-
änderten Technik erwachsen sind. Man ist
jetzt geneigt, die um 1870 höchlichst ver-
achteten Mahagoni - Möbel von 1830 als
benutzbare Vorbilder höher zu schätzen als
die Prachtwerke der Renaissance. Aus
dieser Richtung auf das verstandesmässig
Konstruktive hin kommt nunmehr die Gothik
zu erhöhter Geltung und findet im Holzwerk
der modernsten Künstler vielfach ihren Platz.
Die moderne Maschine mit ihren rein
aus der Technik erwachsenen Formen, die
als Nähmaschinen, Kraftmaschinen, Fahr-
räder usw. in unseren Haushalt eindringen,
Schatulle und Blumen-Topf.