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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 11 (August)
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Moderner deutscher Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0252

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Moderner deutscher Schmuck auf der Welt-Ausstellung.

Nach Entwürfen von carl schmoll v. eisenwerth—darmstadt u. Julius diez—München.
* Ausgeführt von den Glashütten Ferdinand von Poschinger—Buchenau bei Zwiesel. *

MQPERNER PEUTSCHER SCHMUCK-

Die deutsche Bijouterie-Fabrikation über-
haupt und vornehmlich diejenige,
welche sich die ehrenvolle Aufgabe gestellt
hat, wirklich künstlerische Geschmeide her-
zustellen, befindet sich gegenwärtig in einer
Krise. Wir sehen ganz ab von den äusser-
lichen Kalamitäten, welche die Wirren in
Süd-Afrika im Gefolge hatten und beachten
an dieser Stelle nur die Verhältnisse, welche
sich durch die moderne Bewegung auf diesem
besonders »nervösen« Arbeits-Gebiete ergeben
haben. In allen Zweigen des Kunstgewerbes
machen sich zwar Uebelstände bemerkbar,
welche als Folgen des Missverstehens der
neuzeitlichen Ideen aufzufassen sind, aber
wohl auf keinem anderen Gebiete so sehr,
als in der Bijouterie. — Es ist geradezu
verhängnissvoll gewesen, dass sich sofort die
Massen-Industrie über die Ausbeutung des
sogenannten »/ugend-Stiles«, auch »sezessio-
nistische Richtung« genannt, hermachte.
Dadurch wurde der Markt von vornherein
mit einer solchen Unmasse wenig erfreulicher
naturalistischer und flüchtig »stilisirter«
Produkte überfüllt, dass eine schnelle Ueber-

sättigung gar nicht ausbleiben konnte. Das
Ergebniss war, dass diejenigen, welche
Gediegenes und Künstlerisches in der neuen
Art brachten, unter den Missständen mit zu
leiden hatten, welche eine wenig bedenkliche
Schleuder-Fabrikation heraufbeschworen hat.
Allein es wäre mehr als voreilig, daraus
Schlüsse auf den Werth und die innere
Berechtigung der neuen Ideen selbst zu
ziehen. Es ist freilich kein Wunder, dass
das Publikum kopfscheu geworden ist, nach-
dem es mit schlechter Dutzendwaare geradezu
überschüttet wurde, wenn es nahezu dahin
gekommen ist, den »Jugend-Stil« in Bausch
und Bogen für eine Verirrung zu erklären.
Dagegen stehen aber die Erfahrungen, wel-
che die Künstler und Fabrikanten gemacht
haben, die von vornherein darauf verzichteten,
nunmehr die Errungenschaften der jungen
Kunst in billige, gewöhnliche Fabriks-Waare
auszuschlachten, sondern mit ernstem Streben
darauf ausgingen, wirkliche kleine Kunst-
werke zu erzeugen. Das vorliegende Heft
dürfte durch zahlreiche Reproduktionen dar-
thun, dass diese auf der Welt-Ausstellung
 
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