Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 10 (Juli)
DOI Artikel:
Vockerat, Philipp: Die kgl. Porzellan-Manufaktur auf der Welt-Ausstellung
DOI Artikel:
Osborn, Max: Franz Metzner
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
482

Dr. Max Osborn—Berlin:

F

carl bernewitz—Berlin. Zier-Vase »Mohn

Ausgeführt von der Kgl. Porzellan-Manufaktur—Charlottenburg.

Farben zu schönen Harmonien, während vom
tiefsten Grunde ein metallisches Lustre hervor-
schimmert und im gebrochenen Lichte alle
Nüancen des Regenbogens darüber hin-
huschen. Gut gelungen sind zumal die kleinen
Schalen, oft eine Blattform darstellend, an
deren Rand eine kleine Schlange oder Eidechse
sich zu schaffen macht. Die Glasur liegt da-
bei jetzt dünn und transparent über dem
Porzellangrund, jetzt ist sie tief und voll,
bald fein und leuchtend, bald matt und
opak. Hier sammelt sich die Farbe zu
dunkelen, fast schwärzlichen Tinten, dort
vertheilt sie sich und löst sich langsam in
einzelne Strahlen auf. Philipp Vockerat.

RANZ METZNER. Ein
begabter junger Bildhauer
hat es heutzutage in Berlin nicht
leicht. Man weiss wohl allent-
halben zur Genüge, wie schreck-
lich die »Blüthe« der Plastik ist,
unter der ganz Deutschland im
allgemeinen und die Reichs-
hauptstadt im besonderen gegen-
wärtig zu seufzen hat. Aber
nicht hinreichend bekannt ist es
in weiteren Kreisen, wie uner-
träglich unter dieser »Blüthe«
die Verhältnisse in der Künstler-
schaft selbst geworden sind.

Franz Metzner gehört zu
der kleinen Gruppe, die es ver-
schmäht, das allgemeine Wett-
kriechen mitzumachen. Der
junge Oesterreicher, den das
Schicksal vor sechs Jahren nach
Berlin verschlagen — er ist 1873
in einem böhmischen Neste, in
Wscherau bei Pilsen, als Sohn
deutscher Eltern geboren —,
tauchte nicht unter in das öde
Getriebe der Denkmals - Fabri-
kanten. Er blieb allein, suchte
sich mit dekorativer Steinbild-
hauerei für Architekten und mit
Marmorarbeiten sein Brod zu
verdienen so gut es ging, und
rettete die übrig bleibenden
freien Stunden für Aufgaben,
die er selbst sich stellte und
denen er auf eigene Faust nachgrübelte. -

Man merkt es Metzners Werken an: sie
sind in der Einsamkeit entstanden; unverkenn-
bar tragen sie ihren Stempel. Ein starker
Unabhängigkeitssinn bewahrte ihn von vorn-
herein davor, auf den Schablonenweg der
landläufigen Plastik zu gerathen. Gewiss
hat auch er auf langen Wanderschaften
manche Anregungen in sich aufgenommen
und von den grossen Meistern gelernt, deren
Schöpfungen er begegnete. Doch stärker
als alle Einwirkungen von aussen blieb stets
das eigene Element, das in ihm lebt. Man
liest aus dem, was Metzner bisher fertig
gebracht, die Grundzüge seines Wesens: den
 
Annotationen