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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 11 (August)
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Scharvogel
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Die Ausstellung moderner Kunst-Stickereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0269

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J. J. Scharvogel. — Ausstellung moderner Kunst-Stickereien.

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druck nur im farbigen Steinzeug als ihrem
reizvollsten Materiale gewinnen könne. So
trat er denn seit Gründung seiner Münchener
Fabrik an die Aufgabe heran, geflammte
Steinzeug - Gefässe herzustellen mit dem
leitenden Grundsatze, den Hauptwerth in
der vornehmen Wirkung des Materials zu
suchen, Ornamentirung nur da anzuwenden,
wo es zur Hebung der Material-Wirkung
nöthig erscheint und jedes einzelne Stück
individuell zu behandeln, sodass es die Hand
des Künstlers erst beim Of en-Einsatze verlässt.

Schon seine ersten Serien, die sich in
der Form noch eng an japanische Vorbilder
anschlössen, errangen nicht nur in Fach-
kreisen einen bemerkenswerthen Erfolg.

In der Pariser Kollektion Scharvogels
sind nun noch neue Glasuren hinzugetreten.
So geflammte Kupfer-Glasuren, vom Türkis-
blau in's intensive Roth spielend, die sich
als Produkt der Einwirkung der Feuer-Gase
auf die in der Glasur enthaltenen Metall-
Oxyde darstellen. Sodann eine matt-bronze-
farbene Glasur in Olivgrün, Schwarz und
Rost-roth. Scharvogel's Thätigkeit dürfte,
namentlich wenn sie in formaler Hinsicht
durch die Mitwirkung bedeutender Künstler
ergänzt wird, auf keramischem Gebiete viel-
leicht bahnbrechend wirken.

£

DIE AUSSTELLUNG MODERNER
KUNST-STICKEREIEN, veranstaltet
von Alexander Koch in der Grossh. Centrai-
stelle für die Gewerbe in Darmstadt, wurde
am 16. Juni in Gegenwart eines geladenen,
höchst distinguirten Publikums eröffnet.

Auch Prinz Franz Josef von Battenberg mit
hoher Gemahlin statteten der Ausstellung
einen längeren Besuch ab und erwarben
mehrere hervorragende Arbeiten, wie denn
überhaupt bereits eine Reihe von Verkäufen
zu verzeichnen ist, darunter das von Frl.
Pauline Braun nach Entwurf von Professor
H. Christiansen gestickte Kissen bereits zum
zweiten Male. Der soeben erschienene
Haupt-Katalog zeigt 314 Nummern. Von den
mit Kollektionen und grösseren Arbeiten ver-
tretenen Ausstellern seien hervorgehoben: die
» Vereinigten Werkstätten«, in München mit
im ganzen nahezu 70 Hand- und Maschinen-
Stickereien; Frau Margarethe v. Brauchitsch
mit 6 Schülerinnen und insgesammt ca. 30
Arbeiten, Hedwig und Martha Endeil—
Friedenau, Martha Goelitz—Stolberg, Anna
und Erich Kleinhempel — Dresden, Else
Oppler—München, Fritz und Helene Rentsch
—Dresden, Käthe Sturmfels—Hamburg mit
6 Arbeiten nach Entwürfen von Paul
Bürck, Margarethe Trautwein—Breslau, Otto
und Hanna Ubbelohde, R. Wille — Berlin
u. a. Von Interesse sind auch die bulga-
rischen, türkischen, marokkanischen und
schwedischen Stickereien, welche von Lisa
Roth—Würzburg, Helene Schräder—Braun-
schweig und G. R. Schiele (Fritz Trost) in
Frankfurt a. M. ausgestellt wurden. Da mit
dieser Ausstellung in erster Linie künstle-
risch-erzieherische Zwecke verfolgt werden,
so ist sie ohne Eintritts-Geld Jedermann zu-
gänglich. Der Besuch — auch von auswärts
— ist ein äusserst reger. Der Schluss ist
vorläufig für den 15. Juli vorgesehen. —
 
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