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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI Heft:
Heft 11 (August)
DOI Artikel:
Schliepmann, Hans: Vom alten und neuen Flach-Ornament, [3]
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Gebrüder Armbrüster
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0281

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VQM ALTEN UNP NEUEN FlACti-ORNAMENT.

547

(Schlu ss.)

Damit das Tändeln mit der Wirklichkeit
Reiz habe, dazu gehört der Ein-
druck des Apercü, des Flüchtigen, wie ihn
die Papier-Lithographie wahrt; anderenfalls
würde der rein menschlich bedeutsame
Gegenstand geradezu schreien nach ein-
gehenderer Durcharbeitung. Selbst bei der
Kunstverglasung, die der Plakatkunst inso-
fern nahe verwandt scheint, als sie auf
flächenhafter Behandlung und Hervorhebung
der Linie beruht, werden die modernen Dar-
stellungen, wie sie Christiansen an sich mit
vollendeter Meisterschaft durchführt, doch
nur für grössere Räume für nicht intime
Zwecke passen, welche den Maassstab des
Glasbildes scheinbar vermindern und ihm
dadurch das Ungefüge nehmen. Wird das
gleiche Prinzip aber wunderbar auf Teppiche
übertragen, wo weder die Technik die glatte
Fläche fordert, noch der Werkstoff, wie dort
z. B. das Opaleszentglas, diese Fläche an
sich belebt erscheinen lässt, sondern wo
vielmehr just die Möglichkeit vieler Nuancen
der Technik ihren hohen Rang gibt, so
haben wir eben vollkommene Stilwidrigkeit.
Wir machen Riesenflecken statt eines
lebhaften Farbenspieles und geben besten
Falles mit grossem Aufwand einige Noten
einer Stimmung, die uns nur die Kümmer-
lichkeit unserer Ausdrucksmittel lebendig
machen, während z. B. der Orientale nicht
mehr erstrebt als ein kaleidoskopisches Farben-
spiel, dabei aber alle unsere Erwartungen zu
übertreffen weiss. —

Ich glaube an diesen Beispielen aufge-
zeigt zu haben, dass nicht nur ein Missver-
hältniss zwischen Wollen und Können be-
steht, wie es in den Zeiten guter Kunst nicht
bestand, sondern dass namentlich auch die
Richtung unseres Wollens vielfach eine ver-
kehrte ist. Und es muss gesagt werden;
dies ist oft genug darauf zurückzuführen,
dass die Künstler als »Originalgenies« auf-
tauchen und von diensteifrigen Freunden als
solche ausposaunt werden, ehe sie — etwas
Ordentliches gelernt haben. Wer nicht in
die, aus Werkstoff, Zweckbestimmung und
Technik hervorgehenden Stilgesetze einge-
drungen ist und keck darauf losarbeitet,

wird allerdings vielleicht »Originallos« her-
vorbringen, im Sinne des Berliner Volks-
mundes, dem »originell« eine sanfte Ver-
drehtheit bedeutet, denn er wird Dinge
machen, die feinfühligere Zeiten eben nicht
zu machen wagten. Aber er kann nicht auf
diejenigen wirken, die aus den Werken der
Alten gelernt haben, — nicht ebenso etwas,
aber ebenso Durchgedachtes und Durch-
gearbeitetes zu fordern!

Dass es übrigens an solchen Künstlern
doch nicht ganz fehlt, soll zum Schluss
freudig betont werden. Ich verweise unter
den wirklichen Bahnbrechern auf H. E. Ber-
lepsch, der überall die Grenzen zu erweitern,
nicht zu überschreiten sucht. Ich kann
auf die gesammten Veröffentlichungen der
»Dekorativen Vorbilder« verweisen, voran
auf die Beiträge des ausgezeichneten Seder;
und ich möchte noch besonders auf die
prächtigen Tafeln H. Frilings (Moderne
Flach-Ornamente, verweisen, die zwar keine
himmelstürmende Originalität, dafür aber
eine vollendete Reife des Formensinnes, eine
vollkommene Beherrschung der Linien- und
Flächenwirkung und eine köstliche Frische
offenbaren, die alles Gute, das die Neuzeit
gebracht, organisch in sich aufgenommen
und doch die Geheimnisse der Alten durch-
aus studirt hat. Nur so aber kommen auch
unsere »Genies« zur Vollendung; Genie ist
Fleiss, nicht Selbstüberschätzung!

Hans Schliepmann—Berlin.
Ä

GEBRÜDER ARMBRÜSTER, die
namhaften Frankfurter Kunstschmiede,
haben in der für den deutschen Ehren-Hof
der Welt-Ausstellung nach dem Modell von
Fritz Hausmann hergestellten Monumental-
Gruppe ein Meisterwerk deutschen Kunst-
fleisses geschaffen. Man muss erstaunen über
die Virtuosität, mit der hier das Schmiede-
Eisen behandelt ist. Es wurden dabei riesige
Blöcke verwendet, welche mittels Laufkrahn
in die Essen gehoben werden mussten. Die
Flügel-Spannung des Adlers beträgt beinahe
4 m. Der Drache hat eine Länge von
nahezu 7 m. Das Gewicht des Adlers be-
trägt 42, das des Drachens 50 Centner. —
 
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