Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

DOI Artikel:
Osborn, Max: Das Testament der Pariser Welt-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0197
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
f das cesTflmenT

D€R PflRiSGR WehT=HUSSTeiifcUnG

HE GROSSE TODTE VON PARIS, die
jg in ihrem kurzen, aber glänzenden Erden-
dasein trotz allem Krieg und Kriegs-
geschrei das Interesse der Völker so
mächtig zu fesseln verstand, hat uns
Deutschen in ihrem Testament zwar keine
^MfgSk' klingenden Reichthümer, jedoch einen
gefüllten Sack voll guter Lehren hinterlassen, die nach der
Meinung mancher Idealisten ebenso schwer wiegen als Haufen
von Gold. Es ist keine Frage, dass wir als brave Erben die
Verpflichtung haben, dieses Vermächtniss mit gebührendem
Respekt zu beherzigen.

Wir können daraus sehr viel für unsere künstlerische
Selbst-Erziehung lernen. Im Laufe des Sommers befanden wir
uns in einer grossen internationalen Gesellschaft. Da war es
nothwendig, unsere guten Eigenschaften und gelungenen
Leistungen nicht mit übermässiger Bescheidenheit zu ver-
schweigen; höchstens mussten wir einigen allzu heissblütigen
Enthusiasten gegenüber ein paar kleine Dämpfer aufsetzen, um
nicht durch Plumpheit den angenehmen Eindruck zu verderben.
Jetzt aber sind wir wieder »unter uns«, und da ist es wohl
angebracht, auch die Kehrseite der Medaille zu betrachten. Zur
Kritik, meine Herren! — Ueber die Art, wie unsere freien
Künste auf der Welt-Ausstellung auftraten, konnte man freilich
schon in jener Zeit der diplomatischen Rücksichten keine
Jubel-Hymnen anstimmen. Heute jedoch ist es

1901. IV. 1.
 
Annotationen