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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Luitpold Prinzregent v. Bayern: Zu seinem 80. Geburtstage, 12. März 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0014
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fclHTPOfcD
PRinz-REGenT v. BayeRn
Zu feinem 80. Geburtstage, 12. ITlärz 1901.



i ie Gnfwickelung der bildenden Kunft in Bayern erfdieint mit der
[tolzen Gefchichte des fierrfcherhaufes eng verknüpft, üange bevor
^Q^t die Königskrone das alte Wittelsbacher Wappen fchmückte, war
5^3/ dle künftlerifche Bethätigung zur Familien • Uradifion erhoben.
^5«sjf Betrachtet man z. B. die Zeit der Renailfance, fo entwickelt fich
ein Bild prächtigffer Art nach dem andern, bis dann am Ende des 16. Jahr-
hunderts mit Peter Candid ein Böhepunkf erreicht wird, wie ihn kein anderer
deutrcher Fürffenhof — die ßabsburger ausgenommen — aufzuwehen hat. Candid,
der ebenfo ulelfeitige wie fruchtbare Künftler, obwohl auf italienifcher Kunft-
Anfchauung fufjend, legte in feine Werke, die auf fürffliches Geheifc in der
Illünchener Refidenz entftanden, allmählich ein ausgefprochen deutfch - nationales
Gepräge und hat fchliehlich unter feinen mitarbeiten! nicht mehr einen Jfaliener.
Es lag alfo hier ein ganz entichiedener Anlauf zur £ntwickelung nationaler Kunk-
weife vor. Durch die bald nachher losbrechenden Wirren des dreißigjährigen
Krieges wurde dlefe £nfwickelung auf lange unterbrochen. Als dann wieder Friede
ward im üande, da bekam die Kunft ein Gefleht, das mit deutfehem Wefen wenig
gemein hatte. Das achtzehnte Jahrhundert zeigt wieder eine Reihe italienifcher
und franzöfifcher Ilamen, die, für den künfflerifchen Ausdruck der Zeit von Belang,
in erfter und einziger Iiinie für den Bof thätig find. Bürgerliche Künftler, wie
die Afam beifpielsweife, ftanden, obwohl auch ihre Formenfprache dem allgemeinen
Zuge der Zeit fich anpahte, dem Volks-Gmpfinden weitaus näher, als ein Euvillies,
der genau fo wie der Erbauer der handshuter Refidenz, Antonelli, in früherer
Zeit fremde Formen importierte und damit wohl künfflerifch gute architekfonifche
Gebilde auf bäuerlichem Boden zum £ntffehen brachte, ohne indes damit etwas
gefchaffen zu haben, was mit der Scholle, auf der fie liehen, in irgend welche
verwandtfchaftliche Beziehung tritt. Das lag für das Deutfchland des 18. Jahr-
hunderts vollftändig außerhalb der Cendenzen höfifcher Kunft. Durch die politifchen
Verhälfniffe am Ende des achtzehnten und zu Beginn des neunzehnten Jahr-
hunderts trat abermals eine lange Paufe ein, verurfachf zuerft durch ftete
Beunruhigung, fpäter durch einen Zuffand von Grfchöpfung. mit dem Regierungs-
 
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