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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Luitpold Prinzregent v. Bayern: Zu seinem 80. Geburtstage, 12. März 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0015

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Antritt König Ltudwig I. begann für Bayern, zumal
für mündien, eine Periode des Auffchwunges in
künftlerifchen Dingen, wie fie kein anderer deuffcher
Staat aufzuweiten hat. Es hiefte Eulen nach Athen tragen,
follte diele Zeit hier des näheren beleuchtet werden. Eines
freilich fehlte ihr, der Anknüpfungspunkt an die eigene Ver-
gangenheit. 3ndes bleibt die ßauptfache: Es gefchah mächtiges
für die Kunff, die im Elend der Ilapoleonifchen Zeit fo gut wie
in Vergeffenheit geraten war. Es folgte die Regierungszeit König
ülaximilians, der Illünchen auch allerlei karakferiffifche Schöpfungen
verdankt. Als Ludwig II. den Chron beftieg, traf neuerdings in künft-
lerifchen Dingen eine bedeuffame Wendung ein. Erft follfe Semper
berufen werden, das Wagner-Uheater zu bauen. Damit wäre ficherlich
r ein Wendepunkt von Bedeutung gefchaffen worden. Das Projekt fiel und
König Ludwig wandte fich mehr und mehr jenen baulichen Problemen zu,
deren Ausführung weit von ITlünchens mauern fich vollzog. Die künft-
lerifchen üeigungen des monarchen blieben diesmal jedoch ohne Einflufj
auf die künftlerifche Entwickelung im bände, Bier hatte (ich, beginnend mit
der erften deutfch ■ nationalen Kunft- und Kunftgewerbe» Ausheilung des
Lahres 1876 eine Richtung Bahn gebrochen, die auf nationalem Boden ftand.
Zehn üahre nachher, 1886, trat der Fürft an die oberfte Stelle des Bäuerlichen
Staates, denen achtzigftes Geburfsfeft heute begangen wird, und der das
phänomenale Bild eines geiftig und körperlich Frifchen bietet mitten in einer
Epoche, wo frühzeitiges Zufammenbrechen phyfifcher wie pfychifcher Kräfte an
der Cagesordnung ift. s^3S^3t-3S^?-3s<3s*-3t<is^^t<2s^as^at<j£^aE^3S<JS^3^e^3
B<3t<a Prinz-Regent Luitpold von Bayern, ein Bild ftarker deutfcher ITlannes-
Ilafur, die in ffraffer Selbftzucht hoch über der Sebahrung unferer nerven-
fchwachen Zeit ffeht, hat fomit eine Reihe der verfchiedenarfigffen Einflüffe
und Erfcheinungen an fich vorüberziehen fehen: 3n ihm felbft leben die
ftarken künftlerifchen Criebe feines hochbedeutfamen Vaters, König Ludwig I.,
weifer; feine reifen mannesjahre find durchzogen uon den Eindrücken der
Regierungszeit zweier monarchen. Es lag fomit ziemlich nahe, daft auch
er perfönlichen Anfchauungen Ausdruck geben und damit einer ganz
beftimmfen Richtung zur ßerrfchaft verhelfen würde. Darin hat fich, wer
folches erwartete, gründlich getäufchf. cofiOfiOBorcrcrcrefi^sfio
e<3s^a Un weifer Erkenntnis des Umftandes, dafj die Kunff frei
fein müffe, enthielt fich der hohe Freund der Künftler jedweder
Einrnifchung. Es ift fomit ein lehr naheliegender Schlufj: Der
koloffale Auffchwung ITlünchens nach diefer Seite am Ende
 
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