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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Koch, Alexander: Eine kunstgewerbliche Akademie
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Die Eröffnungsfeier der Darmstädter Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0149

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Eröffnungs-Feier der Darmstädter Kunst-Ausstellung.

an die Regierungen und Parlamente mit
Anregungen herantreten, sie kann bei der
Besetzung wichtiger Lehrer-Posten, bei der
Errichtung öffentlicher Bauten beratend heran-
gezogen werden, sie kann grosse Gesamt-
Aktionen der ganzen kunstgewerblichen Welt
Deutschlands in die Wege leiten, die jetzt
unterbleiben müssen, weil es eben an einer
solchen allgemeinen Zentrale gebricht.
Deshalb erscheint es auch zweckmässig,
den Sitz der Akademie in einer möglichst
zentral im Herzen Deutschlands gelegenen
Stadt von vornherein vorzusehen, gewisser-
maassen auf neutralem Gebiete, wo sie dem
Einflüsse flüchtiger Mode-Richtungen und
lokaler Strömungen entzogen ist. Allein
diese Spezial-Fragen werden wohl noch ein-
gehender behandelt werden müssen, wenn
das Projekt als solches der Verwirklichung
näher gerückt ist, was hoffentlich auf der
Delegierten- Versammlung zu München ge-
schehen wird. Dieser Delegierten - Tag im

Juli gibt vielleicht Gelegenheit, zunächst die
Ansichten der Fach-Genossen, Interessenten
und KünsÜer zu hören, denn hier konnten
wir nur die ersten allgemeinen Anregungen
geben in der Überzeugung, dass die Er-
richtung einer Akademie eine entscheidende
Wendung im kunstgewerblichen Leben
ganz Deutschlands nach sich ziehen wird.
Alexander Koch.
BERNHARD PANKOK'S Dresdener
Ausstellungs - Raum war, als der
Redaktions-Schluss des vorliegenden Heftes
erfolgte, noch nicht fertig. Derselbe wird
daher im Juli-Hefte der gleichfalls in unserem
Verlage erscheinenden » Zeitschriftfür Innen-
Dekoration«. veröffentlicht werden. —
Der Aufsatz von Margarete Bruns—
Minden über den »Stil in der modernen
Kleidung« kann in Folge der dringenden
Ausstellungs-Publikationen erst im nächsten
Hefte fortgesetzt und beendigt werden.

Eröffnungsfeier der Darmffädfer Kunff=Husffellung.

Das erste grosse Fest im Geiste moderner
Ästhetik: so lässt sich vielleicht die
Eröffnungs - Feier vom 15. Mai am besten
karakterisieren. Es war weder eine rein-
höfische Veranstaltung, noch eines jener
romantischen »Künstler-Feste«, wie man sie
von München und dem »Malkasten« her
kennt, noch ein Volks- und Massen-Fest,
und doch von allen Dreien etwas, aber in
einer neuen, gross gedachten, ästhetischen
Zusammenfassung. Obzwar nur Geladene
Zutritt hatten, so war man doch nicht eng-
herzig in der Wahl der Gäste und hatte
erfreulicherweise besonderen Wert darauf
gelegt, dass auch die Vertreter der Industrie
und des Handwerkes, welche an dem grossen
Werke mitgethan, samt ihren Angehörigen
dabei waren. So sammelte sich denn im
herrlichsten Mai - Sonnenscheine auf dem
grossen, nach Süden sich abstufenden Platze
vor dem Ernst-Ludwigs-Hause eine grosse
Menge: Hof und Volk, die Vertreter der
Kunst, Wissenschaft und Litteratur von nah
und fern, die Gesellschaft Darmstadt's und

die kunstgewerbliche Industrie Deutschlands
und zahlreiche Damen, teilweise in neuen,
künstlerischen Kleidern von grösster Schön-
heit. Der Grossherzog, die Grossherzogin,
die kleine Prinzessin-Tochter, die Battenberg'-
sehen sowie die übrigen hohen Herrschaften
wurden am Haupt-Eingange von den Herren
der Kolonie begrüsst und sodann von diesen
durch die wundervollen Park-Anlagen nach
dem grossen Platze geleitet. Als der Gross-
herzog diesen Raum betrat, brausten von
den umstehenden Häusern Fanfaren, und
indessen die Herrschaften vor der grossen
Terrasse Aufstellung nahmen, öffnete sich
oben die eherne Mittelpforte des »Ernst-
Ludwigs-Hauses« und zwischen den beiden
Kolossal-Figuren Habich's bewegte sich ein
feierlicher Zug hellgekleideter, blumen-
geschmückter Männer und Frauen hernieder
und nahm auf der oberen Terrasse Auf-
stellung. Nun ertönte auch aus dem Innern
des Künstler-Hauses ernste Musik und
in gemessenen Rhythmen intonierte der
Chor seine Klage, dass es den Menschen
 
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