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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Salvisberg, Paul von: Der deutsche Kunstgewerbe-Tag und das 50jährige Jubiläum des Bayer. Kunstgewerbe-Vereins: 29. Juni bis 5. Juli 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0240

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Der deutsche Kunstgewerbe-Tag rgoi.

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Der deutfche Kim[fgewerbe*Tcig
und das 50jährige Uubiläum des Bayer. K um rge wer be=Vereins
29. Uuni bis 5. 3uli 1901.


fiif einer Folie glänzender Fest-
Veranstaltungen hat sich der
diesjährige Kunstgewerbetag in
München abgespielt. Es ent-
sprach aber auch nur einem
Gebot der Anerkennung und Dankbarkeit,
wenn dieser Tag, in den Rahmen des 5ojäh-
rigen Jubiläums des Bayer. Kunstgewerbe-
Vereins eingefügt, den übrigen Korporationen
des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-
Vereine Gelegenheit bot, ihrem allezeit
führenden Mutter-Verein zu seinem halb-
hundertjährigen Bestehen Glück zu wünschen
und in prinzipieller Übereinstimmung mit
demselben den idealen Grundstein zu legen
für eine kunstgewerbliche Zentrale, die —
ausgeführt wie geplant — für das ganze
deutsche Kunstgewerbe von hoher Bedeu-
tung zu werden verspricht. So gestaltete
sich das Fest zu einem Ereignis für ganz
Deutschland, und während sich sonst der
Fest-Taumel rasch verliert und Beschlüsse
wie Resolutionen den zuständigen Organen
»zur weiteren Veranlassung« anheimgegeben
werden, — oder auch nicht, — so hat es
fast den Anschein, als hätte das deutsche
Kunstgewerbe auf dem Münchener Tag einen
energischen Anlauf genommen zu einer

weiteren wohlvorbereiteten Kraftentfaltung
nach aussen, sowie zu einer zweckmässigen
Reorganisation seiner internen Verbands-
gestaltung. Wir verweilen deshalb bei diesem
Rück- und Ausblick nicht lange bei einer
Beschreibung der Festlichkeiten, deren Verlauf
die schnell arbeitende Tagespresse überallhin
bereits verbreitet hat. Aber selbst diese Feste
waren getragen von künstlerischem Geist
und wenn auch das Grossartigste unter ihnen,
das Schleissheimer-Fest, jener mit geradezu
dichterischem Empfinden von Emanucl Seidl
inszenierte Sommernachtstraum im herrlichen
Park und Lustschloss des prunkliebenden
Kurfürsten Max Emanuel durch die Ungunst
der Witterung stark beeinträchtigt wurde,
so liess doch gerade diese abschliessende
Programm-Nummer deutlich erkennen, mit
welcher Sicherheit man in dem festfröhlichen
München die Kunst vor die Aufgabe stellt,
den lokalen Grundton eines Festes auf ein
paar Jahrhunderte zurückzustimmen und unter
Beteiligung einer nach Tausenden zählenden
modernen Menge zum stilgerechten Ausdruck
zu bringen. Auch das humorvolle Arrangement
des mit der Jubelfeier verbundenen Kunst-
und kunstgewerblichen Marktes im Künstler-
haus stund in diesem Zeichen, wenngleich

1901. XI. 6.
 
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