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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Fuchs, Georg: Die "Mathilden-Höhe" einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0214

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Die „niHTHifcDen»HOEHe* emsT uno SETZT,

~ ^l|pifej$och vor zehn Jahren war die
S |k L'rk| Mathilden-Höhe das stillste und
V^^P träumerischste Fleckchen Darm-
JJ^^\ stadt's; und Darmstadt war es,
—ÄwaiVI das der Witz der Reise-Schrift-
steller damals so gerne als die stillste und
träumerischste unter allen stillen und träu-
merischen Residenzen Mittel-Deutschlands
hinzustellen liebte. Es gab in der Stadt
selbst viele Leute, die lange hier wohnten
und nichts von jenem Parke wussten, und
viele andere, die nur den Namen kannten,
weil sie wussten, dass die Bonnen und
Kindermädchen mit den Kleinen dort hinauf
gingen, in den »Donnerstags-Garten«; denn
durch Jahrzehnte war dieser Park, welcher
dem Grossherzog gehörte, nur an Donners-
tagen dem Publikum zugänglich. An diesen
Donnerstagen hallte es wider von dem Jubel
der Kleinen, die hier herumsprangen, wie in
einem Paradiese, zwischen mächtigen alten
Bäumen im Sande spielten und sich haschten,
in düsteren Gebüschen und im hohen, hohen
Grase sich versteckten, auf moosigen Wegen
zwischen vergessenen, bewachsenen kleinen
Häuschen mit geschlossenen grünen Läden

sich verloren in stille Bosquets, wo es so
still war und seltsam summte, dass es fast
zum Fürchten war. Sonst aber lag der
Garten stumm und verlassen, nur die Gärtner
sah man zuweilen auf den kiesbestreuten
Wegen knirschend hin und her schreiten,
wenn man durch ein Thor in der Mauer
hineinschaute. Es war so recht ein Ort für
nachdenkliche Leute, ein fast unbegreifliches


PAUL BÜRCK—DARMSTADT. Fantasie-Kopf.
 
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