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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Zimmermann, Ernst: Neue Service der Kgl. Porzellan-Manufaktur Meissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0271
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richard rlemerschmtd.

Ausgeführt von der Kgl. Porzellan-Manufaktur—Meissen.

Kaffee-Service in Porzellan.

Neue Service der Kgl. Porzellan-Manufaktur Meissen.

Nichts hat der modernen Keramik bisher
sosehr gefehlt, als brauchbare und ge-
schmackvolle Service. Die Blumenvase, das
dekorative Setzstück ist bekanntlich bisher
das Hauptobjekt ihrer Reformierungsversuche
und Neugestaltungen gewesen, obwohl kein
Mensch behaupten wird, dass diese Dinge
wichtiger sind als Eßservice. Unter diesen
Umständen ist es doppelt anzuerkennen, dass
die Kgl. Porzellanmanufaktur in letzter Zeit
sich alle Mühe gegeben hat, namhafte Künst-
ler zur Ausfüllung dieser Lücke zu ver-
anlassen. Hier liegt das Ergebnis der Be-
mühungen Richard Riemerschmids vor: ein
Eßservice und Kaffeeservice mit gleichem
Dekor. Riemerschmids Bestrebung bei
Schaffung dieser Dinge war in erster Linie
ein populäres Service herzustellen nach Art
des sattsam bekannten und ebenso abge-
brauchten Zwiebelmusterservices, das geeig-
net wäre, diese zu ersetzen. Er griff daher
auch hier zur kobaltblauen Unterglasurfarbe
als hauptsächlichstem Dekorationsmittel, be-
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fleissigte sich zur Minderung der Herstellungs-
kosten grosser Einfachheit, suchte aber alle
dekorativen Mittel auch wirklich zur vollen
Wirkung zu bringen. Ob er hierbei den
Geschmack des grösseren Publikums in der
Tat getroffen, muss die Praxis zeigen. Das
Publikum ist ja eine recht träge Masse, die,
wenn heute das so allgemein beliebte Zwiebel-
muster eingeführt werden sollte, seiner doch
nicht ganz wegzuleugnenden Bizarrerie ge-
wiss ebenso verständnislos und ablehnend
gegenüber stehen würde, wie so mancher
Neuerung unserer Zeit. Der künstlerisch
empfindende Mensch dagegen wird wohl an
diesem Service sofort sehen, dass alle Formen
fein empfunden, die dekorative Belebung
geschickt und organisch erfolgt ist, dass aber
die Teller vielleicht etwas schwer verziert
sind und die Gesamterscheinung nicht ganz
die Delikatesse zeigt, die man für gewöhn-
lich beim Porzellan erwartet, und an die
man ganz besonders beim Meissener Por-
zellan gewöhnt war. — e. z.
 
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