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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Schmitz, H.: Julius Lessing (gest. 14. März 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0220

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"Julius Lessing.

PROFESSOR RICHARD RIEMKKSC'HMII) MÜNCHEN.

Beweglicher Wandarm. Ausführung: K. König-München.

1900 den tiefen Verfall der historischen Archi-
tektur zugegeben, während er von Paul, Pankok,
Riemerschmid, Olbrich sagte: dag sie den
Charakter einer Gruppe tragen; „dag sie alle
bereits über das Stadium individueller, lediglich
tastender Versuche hinaus sind. In jedem dieser
Räume hat man
die Empfindung,
daß man sich in
einem gewollten
und geschlossenen
Formenkreise be-
findet". Er hat die
Rolle des Museums
als Vorbildersamm-
lung, was es doch
ursprünglich aus-
schließlich war,
immer mehr be-
schränkt, und die
historische Aufstel-
lung eingeleitet, wie
er schon 1889 er-
kannte: es muß da-
hin führen, daß man
die alten Kunst-
werke mehr und
mehr zurückschiebt,
aber sie werden
nicht in die Leere
und die Mißachtung
hineinfallen, son-
dern werden mehr
der historischen
Betrachtungsweise

Türgitter am Wohn- und Atelier-Gebäude.

zugewiesen werden. Er ging am Ende so weit,
zu sagen: dafj die Kunstgewerbemuseen in 20
Jahren überhaupt keinen Zweck mehr hätten.

Lessing steht im Ablauf der humanistischen
Kultur des 19. Jahrhunderts, jener rückwärts ge-
richteten Geistes-Strömung, als deren Häupter

sich Winckelmann,
Schinkel, Bötticher
und Semper her-
ausheben. Er hat
es selbst gefühlt:
„die Kinder, deren
Spiele zu unserer
Zeit im griechi-
schen Heldensaale
wurzelten, spielen
jetjt elektrische
Straßenbahn". Die
Zeit hatte schon
neue Ideen herauf-
geführt, als er noch
im besten Mannes-
alter stand. So
mußte sie denn über
ihn hinweggehen.
Das alles aber,
sagte er selbst, sind
Umwälzungen ge-
waltigster Art, in
welche einzugreifen
der Wunsch des ein-
zelnen Menschen, ja
des einzelnen Vol-
kes, nicht im Stande

ist. D». H. SCHMITZ.

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