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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Ostini, Fritz von: Julius Diez - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0017
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PROFESSOR JULIUS DIEZ - MÜNCHEN.

Mosaik. Hörsaalportal. Universität München.

JULIUS DIEZ - MÜNCHEN.

VON FRITZ v.

E" iner von jenen Seltenen, die man „ geborene
Stilisten" heißen darf, ist der Münchner
Julius Diez. Seine Form bestimmt kein Wol-
len, sondern ein Müssen, sein Stil stand fest von
den ersten Zeichnungen an, die der Anfänger
der Öffentlichkeit übergab. Da war nichts müh-
sam gesucht, nichts ergrübelt. DasFeste, fremd-
artig Herbe, dekorativ Sichere, der eigentüm-
licheHumorderLinie, derbeiDiez selbstimrein
Ornamentalen fühlbar wird — das alles sprach
schon aus den ersten Buchschmuckzeichnungen,
die er im Herbst 1896 zu uns auf die Redak-
tion der „Jugend" brachte. Es sei dem
Schreiber dieser Zeilen nicht verargt, wenn er
da von eigenen Erlebnissen redet. Sie waren
seltsam schön. Das Glück, es miterlebt zu
haben, wie in jenen Wendejahren in München
plötzlich junge Kräfte in ungeahnter Fülle sich
entfalteten, wie sich Blüt' an Blüte drängt am
Baum der jungen Kunst, wie das Blatt, das
der künstlerischen Jugend Freiheit und Er-

werbsmöglichkeiten, eine fröhliche Palaestra
Musarum bot, bald sich fast des Übermaßes
von Angebot kaum mehr erwehren konnte —
jene Erinnerung wird als ein unverwelklicher
Besitz mich durchs Leben begleiten. Jeder
Tag brachte Neues und Frohes, gewährte
frische Eindrücke ins Werden und Schaffen
der jungen Maler, neue Begriffe von den viel-
gestaltigen , unerschöpflichen Möglichkeiten,
die in der Kunst für den persönlichen Aus-
druck bestehen. Die „Stilisten", die, die mit
jedem Strich etwas ganz eigenes zu sagen
hatten, zogen uns in Anbetracht der damals
mehr graphischen Bestrebungen der Zeitschrift
selbstverständlich am meisten an. Es kamen
ihrer viele, Echte und Unechte, Gute und
Blender, Zahme und Wilde. Unter denen,
deren Art sofort mit Jubel begrüßt wurde,
waren in erster Linie Fritz Erler und Julius
Diez. Das waren Zweie, an denen jede Faser
echt war und deren Ausdrucksweise vom

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