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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Breuer, Robert: Zum Verstehen des Technischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0399
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ZUM VERSTEHEN DES TECHNISCHEN.

Der Bilderliebhaber bedauert es oft, daß er
dem Technischen der Malerei ratlos gegen-
über steht. Gar zu gern möchte er ein wenig
davon ahnen, wie das farbige Wunder wurde.
Solchen Absichten sollen hier einige Finger-
zeige gegeben werden. — Das einfachste ist
die Bleistiftzeichnung. Winzige Graphitschüpp-
chen lagern sich eng deckend übereinander und
erzeugen eine glänzende Oberfläche. Kommt
Kohle zur Anwendung, so gibt es einen stump-
fen Effekt; der Strich ist in sich zerrissen. Die
einzelnen Kohleteilchen sind weit größer als die
des Graphits, ihre Lagerung ist weniger dicht.
Demgemäß wird nur sehr wenig Licht direkt
reflektiert; die eindringenden Strahlen werden
von schwarzer Kohle verschluckt, von bunter
Kreide, deren optische Wirkung der der Kohle
ähnelt, als gefärbtes Tiefenlicht zurückge-
worfen. Dessen Menge muß mit der Feine und
Dichtigkeit der Stäubchen zunehmen. Da sich
die Kreidepartikelchen nicht wie Ziegel über-
einander schieben, sondern wie ein Haufen
mikroskopisch kleiner Körnchen nebeneinan-
der liegen, so kann es zu einer Glanzwirkung
wie beim Bleistift nicht kommen. Auf diesem
Prinzipe beruht die Pastelltechnik. Die Pastell-
stifte bestehen aus mit Gummilösung und je
nach dem Helligkeitsgrad mit Schlemmkreide
zusammengeknetetem Farbpulver. Das reine,
trockne Pigment wirft, auf dem Malgrund
liegend, eine ungeheure Menge farbigen Lichts
zurück. Ob der Feine des Korns und der da-
durch bedingten Tiefe des Lichteinfalles kommt
der eigentümliche Sammeteffekt zustande; ein
Pastell ist wie eine Pfirsichschale.

Die trocken auf das Papier gebrachten Pulver
unterliegen der Gefahr des Verwischtwerdens
und des Abstäubens. Dem kann durch Fixier-
mittel, farblose Schellack- oder Kase'inlösung,
mit dem Zerstäuber aufgetragen, vorgebeugt
werden. Dabei verliert die Bleistiftzeichnung
einen Teil ihres Glanzes, das Pastell wird ein
wenig dunkler. Pastell ist ein sehr dauerhaftes,
vielleicht das dauerhafteste Verfahren; die
in Dresden befindlichen Pastellgemälde von
Carriera und Mengs scheinen von der Zeit
unberührt. Die Ursache liegt einmal in der
Nichtanwendung eines veränderlichen Binde-
mittels, ferner in dem ziemlich starken Auf-
trag der Farbpulver, der ein etwaiges Ausblei-

chen oder einen Verfall nicht so bald deutlich
werden läßt. Genau das Gegenteil hiervon,
ein möglichst dünner, gehauchter Farbenauf-
trag ist das Charakteristikum der Aquarell-
technik. Das mit Gummi angerichtete Pigment
wird in Wasser gelöst und mittels Pinsel aufge-
tragen. Die Aquarellwirkung beruht einzig auf
der Lasur. *)

Die Technik, die mit Wasser lösliche Farben
deckend anwendet, heißt Gouache. Die Pig-
mente werden mit Zinkweiß aufgehellt. — Für
sämtliche auf Papiergrund stehenden Malereien
gilt als Hauptbedingung der Dauerhaftigkeit ein
gutes holzfreies Papier, das weder reißt noch
vergilbt. Bei aller Malerei dürfen selbstver-
ständlich nur chemisch sichere, nie sich gegen-
seitig zersetzende Pigmente zur Verwendung
kommen; alle ausbleichenden Farben, so die
meisten Teerfarben, sind verbannt.

Das Fresko wird im Prinzip auch heute noch
so hergestellt, wie es schon die Alten taten.
Auf frischen Wandputz aus Kalk und feinem
Sand werden die mit Kalkwasser angerührten
Farben aufgetragen. Sie verbinden sich gut
mit dem Grund, und die Lebensdauer des Ge-
mäldes wäre gesichert, wenn nicht äußere und
innerhalb der Mauer selbst aufsteigende Feuch-
tigkeit sein Dasein gefährden würde.

Das Auseinanderfallen der als Bild wirken-
den Farbmasse und des tragenden Grundes
ist eine Hauptsorge der Malerei, soweit sie
einen deckenden, gebundenen und erhärtenden
Farbbrei verwendet; dies traf schon bei der
Gouache zu, ernste Bedeutung bekommt diese
Sorge erst bei der Anwendung von Ölfarben.
Die Ölfarbe verdankt ihren Siegeszug dem
Umstände, daß, mit ihr gedeckt und lasiert,
auch sehr schnell gearbeitet werden kann;
nicht weniger wichtig ist: sie sieht auf dem
fertigen Bilde fast so aus, wie sie in den Pinsel
genommen wird, während alle Wasserfarben
nach dem Trocknen heller und stumpfer wer-
den. Der Maler vermag komplizierteren Ab-
sichten mit größerer Sicherheit nachzugehen.
Das zum Anreiben dienende Öl ist Lein-, Nuß-
oder Mohnöl, das an der Luft fest wird. Der
Trocknungsprozeß beruht auf Oxydation:
Sauerstoff wird aufgenommen und gebunden.

*) Ausführlicheres siehe bei W. Ostwald,
Malerbriefe, und Linke, Die Malerfarben.


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1910. VI. 8.

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