Dohme, Robert: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig, 1886)

Antoine-Jean Gros.
Geb. am 17. März 177t in Paris; geft. dafelbft am 25. Juni 1835.

Ein Menfch von weicher Gemütsart und tiefer Empfindung, doch ohne die
Kraft, hch felbft zu bejahen, von einem wechfelvollen Schickfal aufgegriffen und
emporgehoben, um dann, als er hch felbh untreu wird, zur Selbhvernichtung
getrieben zu werden, — ein folcher Menfch war Antoine-Jean Gros, der talent-
volle Schüler David's und der glänzende Verherrlicher Napoleon's. Was fein
Lehrer als Maler des Konvents geleihet hatte, das vollbrachte Gros in der
Spanne Zeit, da Napoleon im Bewufstfein feines Volkes als Heros lebte, und
was der Künhler fo, dem inhinktiven Drange feiner Seele folgend, fchufj hat mehr
als blols hihorifchen Wert in der Entwickelung der modernen franzöhfchen Malerei
gehabt.
Gros wurde am 17. März 1771 in Paris geboren. Der Vater war Maler von
Miniaturporträts und auch die Mutter Cecile-Madeleine, geborene Durand, hatte
einige Anlage zum Zeichnen: he konnte dem Miniaturihen bei feinen Arbeiten
behilflich fein. In diefer künhlerifchen Umgebung wuchs das Kind auf; der
lebendige Sinn liefs es bei Zeiten vertraut werden mit den KunEfchätzen, die
der Vater, ein eifriger und verftändiger Sammler, in anfehnlicher Zahl zu ver-
einigen wufste. Der Nachahmungstrieb regte hch, Hand und Auge erhielten unter
der fürforglichen Anleitung der Eltern bald die frühzeitige Uebung, welche den
Grund legte zu jener Sicherheit und Leichtigkeit in der Wiedergabe des Ge-
fehenen, die Gros fpäter auszeichnete. Der Verkehr mit dem Maler und
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