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117


Da griff er in der Herzensangst
Nach Bogen und nach Geigen,
Und fing zu mnsiciren an,

Als gält's den Kirmesreigen.

Der Bar — beim ersten Bogenstrich
Stellt auf die Hinterfüße sich.

Als thäl's ihm bah behagen.

Der Spielmann deh' sich wohl versah.
Den Braune» hinzuhalten.

Er tischt ihm seine Stücklein auf,

Die neuen und die alten;

Und war erschöpft sein Liederborn,

So fing er wieder an von vorn.

Und schreit sich matt und heiser.

1.

Es war einmal — daS Datum wird
So viel just nicht bedeuten, —

Ein Spielman» aus der Schenke ging,
Die Fidel an der Seiten;

Vor Lust das Herz ihm überschwoll.

Als war er süßen Mostes voll,

Und hätt' er Lieb im Leibe.

4.

So tritt er in den Wald; es rauscht
Das Laub ihni unterm Fuße;
Stockfinster ist's, der Uhu schreit
Ein Nachtlied ihm znm Gruße;

Und wie er taumelnd vorwärts dringt, —
Da weicht der Boden, und — er sinkt
Zween Klafter tief hinunter.

9.

Und Bruder Petz, das wack're Vieh,
Kann sich nicht satt vernehmen!
Solch' musikalisches Genie
Muß Menschen selbst beschämen.

Der Spielmann aber geigt und singt,
Und ob auch manche Saite springt:

Er spielt zuletzt auf einer!

8.

Schon war es Nacht, da mußt er noch
Den Forst hindurch, den wilden,

Drin, wie man sagte, Wolf und Bär
Ihr Abendkränzchen hielten.

Es konnte Fall' und Eisen nie
Ausrotten dieses Teufelsvieh,

Noch zur Kultur bewegen

3.

Jn's Herren Namen, denkt er sich,

Jetzt geht es just in Einem;

Ich bin zwar mit dem Wirth noch nicht,
Doch mit der Seel' in Reinem.

Komm ich erst heil aus dieser Nolh,

So will ich meinem Herre Gott
Ein mächtig Loblied singen!

18.

5

Wie höhnisch lächelnd schaut der Mond
Auf seinen Fall herunter;

Doch — Gott sei Dank — er rafft sich auf
Und ist noch froh und munter.

Doch still — da rührt sich's neben ihm,
Ein dickes, schwarzes Ungethüm

Schleicht brummend ihm entgegen.

6.

Und wie er lugt, da hält' ihn fast
Der kalte Schlag gerühret!

Es war ein Bär, den sein Geschick
Ins gleiche Loch geführet!

Jetzt, heilige Cäcilia

Sei mir mit deiner Hilfe nah,

Sonst heißt's: Matthä am letzten!

10.

Doch mit der letzten Saite riß
Auch die Geduld des Bären.

Es wär auch Sünde an der Kunst,
Noch Gnade zu gewähren.

Jetzt, Spielmann mach dein Testament,
Dein Lebensliedlein geht zu End',
Geschieht nicht bald ein Wunder!

11.

Horch — Rüden klaffen in di
Muth — Muth — du wackrer
— Der wickelt just den
Sich krampfhaft um den Finger,
Und lockt noch einen reinen
Als wäre es sein Schwanensang,

Hervor aus seiner

Dann dacht' er sich: „Nun ist es Eins,
Jetzt bin ich doch verloren!"

Und schlug die Fidel mit Gewalt
Dem Bären um die Ohren,

Daß sie in Trümmer rings zerfiel;

„Ich sterb' mit meinem Saitenspiel!"

So dacht' er — und ergab sich.

Schon suhlt er sich vom braunen Fell
Umschlungen au den Lenden:

Da fiel ein Schuß — und Pep mußt just
Zur rechten Zeit verenden!

Der Spielmann aber stieg heraus —

Ein Phönix aus dem Flammenhaus,

Da« ist die Macht der Töne.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Macht der Töne"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Resch, Josef
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Violine <Motiv>
Spielmann <Motiv>
Bär <Motiv>
Karikatur
Motiv <Musik>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr.15, S.117
 
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