Eine Wunders
gedacht werden kann. Die Gewißheit, daß Sie zu meiner
Wahrheitsliebe mit Recht ein unerschütterliches Vertrauen haben,
ermuthigt mich, Ihnen die Sache zu erzählen.
Na also! Auf meiner ersten Reise nach Indien hielt ich
mich nämlich auch vorübergehend einige Tage in Aegypten ans,
wo ich meine Sammlungen zu vervollständigen dachte. Da
gehe ich so eines Abends am Ufer des Nils entlang, um
womöglich ein Krokodil sammt Eiern zu erbeuten, finde aber
absolut nichts. Mißmuthig wollte ich mich schon wieder auf
den Heimweg machen —■ da plötzlich kriecht aus dem Röhricht
heraus ein Riesenexemplar von einem Krokodil aus mich los.
Natürlich lege ich sofort meine Flinte an — aber ehe ich noch
schieße, kommt mir der Gedanke, daß der Transport des kolos-
salen Thieres mir doch ungeheuer viel Geld und Mühe ver-
ursachen würde. Na, wie immer habe ich auch schon im selben
Moment eine glückliche Idee. Ich trete auf das Krokodil zu,
fixire es scharf, mache rasch ein paar Striche links und rechts
an seinem Leib herunter und — Sie errathen noch nicht? —
xtn Umsehen war es so in einen tiefen hypnotischen Schlaf ver-
senkt. Das wollte ich ja gerade! Ich stelle mich nun breit vor
die träumende Bestie hin, gebe ihr meine Adresse in Kalkutta
me Geschichte.
ganz genau an und suggerire ihr, daß sie sich am dreißigsten
Juni Morgens neun Uhr fünfzehn Minuten pünktlich dort ein- ;
znfinden und etliche Krokodileier mitzubringen habe. Schließlich
befehle ich dem Ungethüm noch, es dürfe mich nach seinem Er-
wachen partout xxicht axxsfressen, wecke es dann wieder ans xuxd
gehe höchst vergnügt nach Haxxse. — —
Na! Am dreißigsten Juni Morgens fitze ich gerade beim !
Frühstück, als ineine Uhr eine Viertel nach neun Uhr schlügt.
Offen gestandexx, hatte ich doch einigen Zweifel, ob das Krokodil
pünktlich eintrcffen werde. Sie können sich also meine Freude
denkexx, als ich in demselben Moment ein eigenthümliches Geräusch
an der Thüre höre. Ich springe auf, öffne, und draxxßen steht
— nun, Sie denken wohl mein Krokodil? — i bewahre! Ein
junger Kater steht draußen! — Sehr überrascht und enttäuscht
allerdings, aber immerhin höflich, wie es meine Gewohnheit
ist, lasse ich den xmerwarteten Besuch eintreten, nehme ihn gast-
sreundlich auf xnxd verpflege ihn sorgfältig. — Der Zusammen-
hang der Dinge blieb mir freilich vorerst dunkel.
Später aber wxxrde mir Alles klar. Als ich ixäinlich bald
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gedacht werden kann. Die Gewißheit, daß Sie zu meiner
Wahrheitsliebe mit Recht ein unerschütterliches Vertrauen haben,
ermuthigt mich, Ihnen die Sache zu erzählen.
Na also! Auf meiner ersten Reise nach Indien hielt ich
mich nämlich auch vorübergehend einige Tage in Aegypten ans,
wo ich meine Sammlungen zu vervollständigen dachte. Da
gehe ich so eines Abends am Ufer des Nils entlang, um
womöglich ein Krokodil sammt Eiern zu erbeuten, finde aber
absolut nichts. Mißmuthig wollte ich mich schon wieder auf
den Heimweg machen —■ da plötzlich kriecht aus dem Röhricht
heraus ein Riesenexemplar von einem Krokodil aus mich los.
Natürlich lege ich sofort meine Flinte an — aber ehe ich noch
schieße, kommt mir der Gedanke, daß der Transport des kolos-
salen Thieres mir doch ungeheuer viel Geld und Mühe ver-
ursachen würde. Na, wie immer habe ich auch schon im selben
Moment eine glückliche Idee. Ich trete auf das Krokodil zu,
fixire es scharf, mache rasch ein paar Striche links und rechts
an seinem Leib herunter und — Sie errathen noch nicht? —
xtn Umsehen war es so in einen tiefen hypnotischen Schlaf ver-
senkt. Das wollte ich ja gerade! Ich stelle mich nun breit vor
die träumende Bestie hin, gebe ihr meine Adresse in Kalkutta
me Geschichte.
ganz genau an und suggerire ihr, daß sie sich am dreißigsten
Juni Morgens neun Uhr fünfzehn Minuten pünktlich dort ein- ;
znfinden und etliche Krokodileier mitzubringen habe. Schließlich
befehle ich dem Ungethüm noch, es dürfe mich nach seinem Er-
wachen partout xxicht axxsfressen, wecke es dann wieder ans xuxd
gehe höchst vergnügt nach Haxxse. — —
Na! Am dreißigsten Juni Morgens fitze ich gerade beim !
Frühstück, als ineine Uhr eine Viertel nach neun Uhr schlügt.
Offen gestandexx, hatte ich doch einigen Zweifel, ob das Krokodil
pünktlich eintrcffen werde. Sie können sich also meine Freude
denkexx, als ich in demselben Moment ein eigenthümliches Geräusch
an der Thüre höre. Ich springe auf, öffne, und draxxßen steht
— nun, Sie denken wohl mein Krokodil? — i bewahre! Ein
junger Kater steht draußen! — Sehr überrascht und enttäuscht
allerdings, aber immerhin höflich, wie es meine Gewohnheit
ist, lasse ich den xmerwarteten Besuch eintreten, nehme ihn gast-
sreundlich auf xnxd verpflege ihn sorgfältig. — Der Zusammen-
hang der Dinge blieb mir freilich vorerst dunkel.
Später aber wxxrde mir Alles klar. Als ich ixäinlich bald
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine wundersame Geschichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1893 - 1893
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 100.1894, Nr. 2528, S. 27
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg