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Beim Scheidungsprozesse.
Richter (zum Gatten gewendet):
„Ihre Scheidungsgründe sind nicht stich-
haltig, und es ist das Beste, Sie ver-
söhnen sich mit Ihrer Gattin.. Haben
Sic noch etwas vorzubringen'?"
Gatte (nach längerem Bedenken):
„Ich bitt' ergebenst, ich nehm' die
Strafe an!"
Splitter.
ifit trüber Zeit kann freuen dich
Ost kleinen Glückes Kunde:
Es hebt ein Lichtstrahl Heller sich
Bon dunklem Hintergründe.
Was ist schlimmer als sterben?
Sich überleben.
Zum Durchschlüpfen gibt es immer
Lücken
Für Solche, welche gern sich bücken.
Vertraue einem wahren Freunde alles
Empfinden deiner Seele an — aber
borge ihm nie deinen Regenschirm,
denn er läßt ihn stehen!
ffl. er.
die Mode ist ein mächt'ger Despot,
Weiß ihre Herrschast lveithin auszu-
dehnen;
Ein Reich nur trotzt ihrem Machtgebot:
Das Reich des wahrhaft Schönen.
Auch Idealisten malen das Leben
naturgetreu; aber sie sagen stets zu
ihrem Modell: „Wenn ich bitten darf,
recht freundlich!" K.
vielleicht bewahrst du dich vor manchem
Schaden,
Zieh'st du dich ganz zurück aus dich
allein;
Doch lvo verschlossen stets die Fenster-
laden,
Da fällt in's Haus auch nie ein Sonnen-
schein.
_ Alb. Roderich.
Der schelmische Waldl.
„Aber, Waldl, was ist denn das
mit dir heute!" rief ich, als ich gerade
das Jagdgewehr umhängen wollte, um
hinaus in den Wald zu gehen, „warum
heulst und.winselst du gar so kläglich?"
Waldl sah mich ganz eigenthüm-
Giug einst spazieren.
Die Sonne
Stand hoch am Himmel
lind sandte zur Erde
Sengende Gluth.
Schattenlos
War die staubige Straße,
Und weit und breit
Kein Baum.
Dort, wo die Straße
Sich kreuzte,
Sah sie verschmachtet
Am Wegesrand
Liegen ein Weib.
Schlicht und einfach
War die Gestalt,
Doch um so hehrer
Das Angesicht.
Im heißen Drang
Zu helfen,
Der edlen Seelen eigen
Bei'm Anblick
Des Unglücks,
Haucht sie der Armen
Frisches Leben,
Erneuten Muth
In den müden Leib.
Mitleidig
Hob sie die Ermattete auf
Und fragte —
Erstaunt,
Daß sie nicht kenne
Ein Wesen, das leide —
Wer sie sei.
Erröthend
Sprach die Fremde
Zur gütigen Fee:
„Wisse,
Ich bin die Dankbarkeit!"
Gnstave John.
Beim Scheidungsprozesse.
Richter (zum Gatten gewendet):
„Ihre Scheidungsgründe sind nicht stich-
haltig, und es ist das Beste, Sie ver-
söhnen sich mit Ihrer Gattin.. Haben
Sic noch etwas vorzubringen'?"
Gatte (nach längerem Bedenken):
„Ich bitt' ergebenst, ich nehm' die
Strafe an!"
Splitter.
ifit trüber Zeit kann freuen dich
Ost kleinen Glückes Kunde:
Es hebt ein Lichtstrahl Heller sich
Bon dunklem Hintergründe.
Was ist schlimmer als sterben?
Sich überleben.
Zum Durchschlüpfen gibt es immer
Lücken
Für Solche, welche gern sich bücken.
Vertraue einem wahren Freunde alles
Empfinden deiner Seele an — aber
borge ihm nie deinen Regenschirm,
denn er läßt ihn stehen!
ffl. er.
die Mode ist ein mächt'ger Despot,
Weiß ihre Herrschast lveithin auszu-
dehnen;
Ein Reich nur trotzt ihrem Machtgebot:
Das Reich des wahrhaft Schönen.
Auch Idealisten malen das Leben
naturgetreu; aber sie sagen stets zu
ihrem Modell: „Wenn ich bitten darf,
recht freundlich!" K.
vielleicht bewahrst du dich vor manchem
Schaden,
Zieh'st du dich ganz zurück aus dich
allein;
Doch lvo verschlossen stets die Fenster-
laden,
Da fällt in's Haus auch nie ein Sonnen-
schein.
_ Alb. Roderich.
Der schelmische Waldl.
„Aber, Waldl, was ist denn das
mit dir heute!" rief ich, als ich gerade
das Jagdgewehr umhängen wollte, um
hinaus in den Wald zu gehen, „warum
heulst und.winselst du gar so kläglich?"
Waldl sah mich ganz eigenthüm-
Giug einst spazieren.
Die Sonne
Stand hoch am Himmel
lind sandte zur Erde
Sengende Gluth.
Schattenlos
War die staubige Straße,
Und weit und breit
Kein Baum.
Dort, wo die Straße
Sich kreuzte,
Sah sie verschmachtet
Am Wegesrand
Liegen ein Weib.
Schlicht und einfach
War die Gestalt,
Doch um so hehrer
Das Angesicht.
Im heißen Drang
Zu helfen,
Der edlen Seelen eigen
Bei'm Anblick
Des Unglücks,
Haucht sie der Armen
Frisches Leben,
Erneuten Muth
In den müden Leib.
Mitleidig
Hob sie die Ermattete auf
Und fragte —
Erstaunt,
Daß sie nicht kenne
Ein Wesen, das leide —
Wer sie sei.
Erröthend
Sprach die Fremde
Zur gütigen Fee:
„Wisse,
Ich bin die Dankbarkeit!"
Gnstave John.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Maerchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1894
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 100.1894, Nr. 2543, S. 160
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg