172 ^erschnappt.
„Haben Sie auch Anstandsbücher?" — „Gewiß, meine Gnädige! Hier in
eleganter Ausstattung das große von Wertes; dann noch das kleinere . . — „O
nein, danke — wir brauchen schon das große!"
N a t u r g e s ch i ch t l i ch e s.
In der Thierbude wird eine Schildkröte
gezeigt. „Ist denn der Schild wirklich so
fest, daß man hinauftreten kann?" fragt ein
Zuschauer.
Thierbudenbcsitzer (eifrig): „Hin-
auftreten? lieber Schildkröten kann ein
Wagen fahren. Es thnt ihnen nicht
nur nichts, sie bilden sich sogar noch
was darauf ein!"
Axt und Baum.
(Eine Parabel.)
„Heut schmückt dich grünes Laub noch stolz,
Hochmüth'ger Waldesrieje —
Schon morgen liegst als glattes Holz
Du blattlos auf der Wiese!
Ich streck' dich nieder in den Staub
Mit schnellen, scharfen Streichen —
Es müssen Krone, Zweig und Laub
Vor meinen Hieben weichen!"
So ruft die Axt dem Baume zu. —
Stolz spricht der Baum: „So schlage!
Geschliff'ner Stahl, mein Henker du,
Vernimm, was ich dir sage:
Ein elend Werkzeug b ist du b los!
Nur das kannst du erringen,
Daß fremde Fäuste willenlos
Zu jedem Streich dich zwingen!" —
_ Carl Grube.
Die Wickensnppc.
issein, der treue Diener des alten Scheichs Mu-
hammed, ritt gen Valsora, um dem Rahib einen
Brief seines Herrn und fünfhundert Kerans zu
überbringeu.
Die erste Nacht blieb Hussein in den Sümpfen; aber
die Mosquitos zerstachen ihn dort jämmerlich, itub am
nächsten Tag warf seine Eselin, aus Unmuth, weil es
ihr ebenso gegangen war, plötzlich ihren Reiter ab, so
daß der Sattelkranz brach und der eiförmige Wasser-
behälter des Nargileh fast plattgedrückt wurde.
Dies Alles bestimmte den braven Hussein, als der
Abend kam, unterwegs bei dem Schmied Ibrahim einzu-
kehren, den er um ein Nachtquartier bat und beauftragte,
Sattelkranz und Wasserbehälter auszubessern. Dann unter-
nahm er noch einen kleinen Spaziergang.
„Hast Du gesehen, wie er mißtrauisch ist!" flüsterte
Masuda, Ibrahims Weib, kaum daß der Fremde die
Hütte verlassen hatte. „Er trägt Geld in der
Satteltasche!"
„Dumme Nachteule!" brummte der Schmied. „Woher
weißt Du das?"
„Er hat es in d er Hütte vergraben", antwortete
sie gierig, „und seinen Gebettcppich darüber geworfen!"
In den Augen ihres Mannes leuchtete cs auf.
„Dann allerdings", sagte e-r, „finde ich sein Mißtrauen
gegen uns sehr gerecht!" — „Weißt Du, Gebieter", wisperte sie und
„Haben Sie auch Anstandsbücher?" — „Gewiß, meine Gnädige! Hier in
eleganter Ausstattung das große von Wertes; dann noch das kleinere . . — „O
nein, danke — wir brauchen schon das große!"
N a t u r g e s ch i ch t l i ch e s.
In der Thierbude wird eine Schildkröte
gezeigt. „Ist denn der Schild wirklich so
fest, daß man hinauftreten kann?" fragt ein
Zuschauer.
Thierbudenbcsitzer (eifrig): „Hin-
auftreten? lieber Schildkröten kann ein
Wagen fahren. Es thnt ihnen nicht
nur nichts, sie bilden sich sogar noch
was darauf ein!"
Axt und Baum.
(Eine Parabel.)
„Heut schmückt dich grünes Laub noch stolz,
Hochmüth'ger Waldesrieje —
Schon morgen liegst als glattes Holz
Du blattlos auf der Wiese!
Ich streck' dich nieder in den Staub
Mit schnellen, scharfen Streichen —
Es müssen Krone, Zweig und Laub
Vor meinen Hieben weichen!"
So ruft die Axt dem Baume zu. —
Stolz spricht der Baum: „So schlage!
Geschliff'ner Stahl, mein Henker du,
Vernimm, was ich dir sage:
Ein elend Werkzeug b ist du b los!
Nur das kannst du erringen,
Daß fremde Fäuste willenlos
Zu jedem Streich dich zwingen!" —
_ Carl Grube.
Die Wickensnppc.
issein, der treue Diener des alten Scheichs Mu-
hammed, ritt gen Valsora, um dem Rahib einen
Brief seines Herrn und fünfhundert Kerans zu
überbringeu.
Die erste Nacht blieb Hussein in den Sümpfen; aber
die Mosquitos zerstachen ihn dort jämmerlich, itub am
nächsten Tag warf seine Eselin, aus Unmuth, weil es
ihr ebenso gegangen war, plötzlich ihren Reiter ab, so
daß der Sattelkranz brach und der eiförmige Wasser-
behälter des Nargileh fast plattgedrückt wurde.
Dies Alles bestimmte den braven Hussein, als der
Abend kam, unterwegs bei dem Schmied Ibrahim einzu-
kehren, den er um ein Nachtquartier bat und beauftragte,
Sattelkranz und Wasserbehälter auszubessern. Dann unter-
nahm er noch einen kleinen Spaziergang.
„Hast Du gesehen, wie er mißtrauisch ist!" flüsterte
Masuda, Ibrahims Weib, kaum daß der Fremde die
Hütte verlassen hatte. „Er trägt Geld in der
Satteltasche!"
„Dumme Nachteule!" brummte der Schmied. „Woher
weißt Du das?"
„Er hat es in d er Hütte vergraben", antwortete
sie gierig, „und seinen Gebettcppich darüber geworfen!"
In den Augen ihres Mannes leuchtete cs auf.
„Dann allerdings", sagte e-r, „finde ich sein Mißtrauen
gegen uns sehr gerecht!" — „Weißt Du, Gebieter", wisperte sie und
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Verschnappt" "Die Wickensuppe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1894
Entstehungsdatum (normiert)
1889 - 1899
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 100.1894, Nr. 2544, S. 172
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg