Fliegende Blätter (100.1894 (Nr. 2527-2552))

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
2,j[ Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.


Preis des Bandes (26 Nummern) JC. 6.70. Bei directeni
Bezüge p e r K r e n z b a n d: für Deutschland und Oesterreich a nn -v»v
c 11.7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins Jt.S,- ^ <20 •

Einzelne Nummer 80 *J.

Nur ans Borsicht.

(Alle Rechte für sänuntliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)

Aus dem Album

der Lyrikerin Wehmuthin Schnipsel.

„Du hast Dir ja ein neues Ballkleid machen lassen! Dein borjähriges
war aber doch noch ganz hübsch?!" — „Das schon aber weißt Du,
sonst meinen die Leute, ich säße noch vom vorigen Balle hier!"

>far, Robert, Franz und Hans
Hießen meine Bräutigams!

Alle Hab' ich sie verloren —

Denn ich bin zum Leid geboren!

Ach, von Äiebeslust beseelt,

Hätt' ich nnch so gern vermählt!

Doch zur Heirath kam es nimmer! . . .
Nun begreift Jhr's, wenn ich Wimmer'!

kar war ein blonder Jüngling
— O! Wie liebt ich ihn so sehr! —

Schlank wie noch cinmat ein Bambus
Und von Stellung Roßdresseur!

Schaurig schön war Roberts Antlitz,

Blaß wie nächt'ger Geistcrchor;

Seine Augen brannten feurig —

Er sang tragischen Tenor!

Franz — wie sprach der Mann so geistreich!
Bühncnrceensent war er!

Hans, der letzte meiner Theurcn,

Kam nur bis znni Bank'rvttcur!

Alle schwuren mir einst Treue,

Doch bei Allen war es Trug!

Wehe, an der Maid, der holden,

Hatten sic zu bald genug!

i^tch frage immer wieder
Die Gänseblümelein,

Ob Keiner mehr wird konimen!

Sie sagen immer: Nein!

O Jammer der Entsagung,

O mörderische Pein!

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