Ein schwieriger Fall.
Ein unheimliches Gefühl bemächtigte sich seiner, als
er an der Thüre des hohen Vorgesetzten klopfte. Man
weiß ja nie, ob man Freud' oder Leid dorten begegnet;
überdieß lag ihm die Frackgeschichte bedeutend im Magen.
Sollte er am Ende etwas gemerkt, sollte die Hausmeisterin
gebeichtet haben??
Bangen Herzens stotterte er seinen „Gehorsamsten
guten Morgen!" Der Präsident dankte gegen alles Er-
warten freundlichst und erkundigte sich wohlwollend nach
der gegenwärtigen Beschäftigung des Praktikanten, fügte
einige, die nahe Anstellung betreffende Bemerkungen bei
und sagte endlich zu dem beglückt aufathmenden Wimmer-
ling: „Apropos! Mein Neffe hat mir etwas erzählt von
dem Frackgeschäft, das Ihr miteinander gemacht habt;
nun ist er fort und hat wahrscheinlich das Lager geräumt;
ich möchte Sie nicht
gern in Verlegen-
heit wissen und Sie
werden es mir wohl
nicht übelnehmen,
Herr Collega, wenn
ich Ihnen hier
ein noch sehr-
gutes Exemplar
eines Frackes
zur Benützung
anbiete. Lassen
Sie sich denselben
ab ändern und Sie
bekommen ein sehr
respektables jurist-
isches Kleidungs-
stück! Adieu!"
Wimmerling stand
wie betäubt, mur-
melte verlegene
Worte des Dankes, nahm den Frack über den Arm und
ging ab. Lange besann er sich, ob er den ominösen Frack
nicht gleich einem Papierfabrikanten verehren solle, aber
als er ruhiger war, siegte in ihm der Jurist. Er nahm
das Streitobjekt, leitete ein neues Verfahren beim Schneider
ein und gewann den Prozeß; denn der Frack wurde
endlich doch sein unbestrittenes, paffendes Eigenthnm. Das
einzige Traurige an der Sache waren und blieben die
Prozeßkosten, zu denen ihn das Mißgeschick verurtheilt
hatte. _ s. Nanchcneggkr.
Lebensweisheit.
„der Dumme hat das Glück". Oft wahr.
Doch wird er glücklich d'rum mit Recht genannt?
Glück haben kann der Dümmste zwar,
Doch glücklich sein — dazu gehört Verstand.
A v a n c e m e n t.
Vater (zu seinem Sohn, der bei einem Schuster in
der Lehre ist): „Na, wie geht's? Machst Du Fortschritte?"
Junge: „O ja! Jetzt darf ich sogar schon lachen,
wenn der andere Lehrling eine Ohrfeige kriegt!"
VI st rono m lschc s,
115
sth Hab' voll Jugendphantasie
Meine Liebe H i m m e l genannt;
Du warst die stolze — Sonne d'rin,
Die mir mein Herz verbrannt!
Doch schien das Bild mir mit der Zeit
Recht abgebraucht und alt —
dH
Dann nannt' ich dich den Abendstern,
Desf' Leuchten mir nur galt.
Die Sonne sank, der Stern verblich -
Und öd' ist's um mich her;
Ich glänz' allein am Horizont
Als großer — großer Bär!
Ernst Stans.
Meier.
Frau Generalconsnl Meier (zu ihrem Gatten, nachdem ihr derselbe den
Agenten Meier vorgestellt): „Isidor, sei doch nicht immer so bitnitu!
Sprich nnser'n Namen doch wenigstens aus mit anderer Betonung!
Ein unheimliches Gefühl bemächtigte sich seiner, als
er an der Thüre des hohen Vorgesetzten klopfte. Man
weiß ja nie, ob man Freud' oder Leid dorten begegnet;
überdieß lag ihm die Frackgeschichte bedeutend im Magen.
Sollte er am Ende etwas gemerkt, sollte die Hausmeisterin
gebeichtet haben??
Bangen Herzens stotterte er seinen „Gehorsamsten
guten Morgen!" Der Präsident dankte gegen alles Er-
warten freundlichst und erkundigte sich wohlwollend nach
der gegenwärtigen Beschäftigung des Praktikanten, fügte
einige, die nahe Anstellung betreffende Bemerkungen bei
und sagte endlich zu dem beglückt aufathmenden Wimmer-
ling: „Apropos! Mein Neffe hat mir etwas erzählt von
dem Frackgeschäft, das Ihr miteinander gemacht habt;
nun ist er fort und hat wahrscheinlich das Lager geräumt;
ich möchte Sie nicht
gern in Verlegen-
heit wissen und Sie
werden es mir wohl
nicht übelnehmen,
Herr Collega, wenn
ich Ihnen hier
ein noch sehr-
gutes Exemplar
eines Frackes
zur Benützung
anbiete. Lassen
Sie sich denselben
ab ändern und Sie
bekommen ein sehr
respektables jurist-
isches Kleidungs-
stück! Adieu!"
Wimmerling stand
wie betäubt, mur-
melte verlegene
Worte des Dankes, nahm den Frack über den Arm und
ging ab. Lange besann er sich, ob er den ominösen Frack
nicht gleich einem Papierfabrikanten verehren solle, aber
als er ruhiger war, siegte in ihm der Jurist. Er nahm
das Streitobjekt, leitete ein neues Verfahren beim Schneider
ein und gewann den Prozeß; denn der Frack wurde
endlich doch sein unbestrittenes, paffendes Eigenthnm. Das
einzige Traurige an der Sache waren und blieben die
Prozeßkosten, zu denen ihn das Mißgeschick verurtheilt
hatte. _ s. Nanchcneggkr.
Lebensweisheit.
„der Dumme hat das Glück". Oft wahr.
Doch wird er glücklich d'rum mit Recht genannt?
Glück haben kann der Dümmste zwar,
Doch glücklich sein — dazu gehört Verstand.
A v a n c e m e n t.
Vater (zu seinem Sohn, der bei einem Schuster in
der Lehre ist): „Na, wie geht's? Machst Du Fortschritte?"
Junge: „O ja! Jetzt darf ich sogar schon lachen,
wenn der andere Lehrling eine Ohrfeige kriegt!"
VI st rono m lschc s,
115
sth Hab' voll Jugendphantasie
Meine Liebe H i m m e l genannt;
Du warst die stolze — Sonne d'rin,
Die mir mein Herz verbrannt!
Doch schien das Bild mir mit der Zeit
Recht abgebraucht und alt —
dH
Dann nannt' ich dich den Abendstern,
Desf' Leuchten mir nur galt.
Die Sonne sank, der Stern verblich -
Und öd' ist's um mich her;
Ich glänz' allein am Horizont
Als großer — großer Bär!
Ernst Stans.
Meier.
Frau Generalconsnl Meier (zu ihrem Gatten, nachdem ihr derselbe den
Agenten Meier vorgestellt): „Isidor, sei doch nicht immer so bitnitu!
Sprich nnser'n Namen doch wenigstens aus mit anderer Betonung!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein schwieriger Fall" "Meier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1896 - 1896
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 105.1896, Nr. 2668, S. 115
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg