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Der ruhelose Goldklumpen.
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röhre gezwängt, daß er weder vor- noch rückwärts
konnte nnd den Wadenkrampf bekam. Er bat deß-
halb Watzlaw Klupati, einen Gentleman aus
Böhmen, ihn von dem Stiefel zn befreien. Watzlaw
sah kaum die Noth Allans, als er sich hoch und
theuer verschwor, den Schuster, der solch unbrauch-
bares Zeug liefere, herbeizuschaffen, zu welchem
Zwecke er um Allans Schlitten ersuchte.
Angefeuert durch sechs Revolverschiisse Allans,
machte er sich auf den Weg. —
Grau wölbte sich der Himmel über Alaska; schweigend glitt der Schlitten über den grob-
körnigen Schnee. Es war ein Gefühl reiner Freude in Watzlaws Brust. Gold hatte er gesucht,
Gold hatte er gefunden. Eben wollte er ein Liedchen trällern, als er Schlingbeschwerden
fühlte und ein erhebendes Gefühl im Nacken verspürte.
Dann war es ihm, als ob ein Jäger aus Buffalo, Bob Goner mit Namen, der sich
mit Schlingenlcgen befaßte, auf seinem Schlitten säße und davon führe; und so war es auch.
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Zweihundert Schritte weiter aber auf einem vereisten Felsen stand Edgar Kritzling, der berühmte Reporter des uraerioau
James Jürgel aus Cincinnati, und schrieb in fein Notizbuch: Der Goldreichthum ist enorm; dasselbe findet sich nicht nur unter der Erde
oder dem Wasser, sondern auch frei zu Tage liegend. Heute sah ich einen Schlingenleger aus Buffalo, der einen Klumpen von 240
Unzen fand.
Darauf schloß Kritzling das Notizbuch und beschloß den Mann zu interwiewen. Doch erst beim zweiten Schüsse aus seinem
Rifle gelang es ihm, Bob zum Verlassen des Schlittens zu bewegen.
Nachdem er ihn um Entschuldigung ersucht,
und als Ersatz für die durchlöcherte Weste einen
Schluck Kirschbrandy geboten, verließ Bob, mit
der Bitte, sich des verwaisten Gespannes anzu-
nehmen, diese Welt und Edgar per Schlitten den
Schauplatz.
Vier Stunden mochte er gefahren sein, als
er bemerkte, daß der Mehlbeutel nachlässig zuge-
bunden worden sein mußte, denn ein feiner, gelber
Streifen auf dem weißen Schnee verlor sich in
der blauen Ferne.
Das war ein schwerer Schlag. Knurli, der
Hund, heulte vor Hunger und Edgars Magen
knurrte dazu. Nachdem das Concert einige Zeit
gedauert, dauerte Edgar der Hund, weßhalb er ihn
erschoß, die Haut abzog und theilweise zum Nacht-
mahl verzehrte. - Es war eine trübe Nacht, die nun
folgte. Als der Morgen graute, graute auch
Edgarn; ciu eisiger Sturm peitschte über das Feld und benahm jede Aussicht. Mit Entsetzen bemerkte-Kritzling das Fehlen seines
Eompnsscs, welcher ihm sammt Uhr und Kette von dem sterbenden Jäger ans Buffalo abgezwickt worden war. Schwer wie Blei waren
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Der ruhelose Goldklumpen.
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röhre gezwängt, daß er weder vor- noch rückwärts
konnte nnd den Wadenkrampf bekam. Er bat deß-
halb Watzlaw Klupati, einen Gentleman aus
Böhmen, ihn von dem Stiefel zn befreien. Watzlaw
sah kaum die Noth Allans, als er sich hoch und
theuer verschwor, den Schuster, der solch unbrauch-
bares Zeug liefere, herbeizuschaffen, zu welchem
Zwecke er um Allans Schlitten ersuchte.
Angefeuert durch sechs Revolverschiisse Allans,
machte er sich auf den Weg. —
Grau wölbte sich der Himmel über Alaska; schweigend glitt der Schlitten über den grob-
körnigen Schnee. Es war ein Gefühl reiner Freude in Watzlaws Brust. Gold hatte er gesucht,
Gold hatte er gefunden. Eben wollte er ein Liedchen trällern, als er Schlingbeschwerden
fühlte und ein erhebendes Gefühl im Nacken verspürte.
Dann war es ihm, als ob ein Jäger aus Buffalo, Bob Goner mit Namen, der sich
mit Schlingenlcgen befaßte, auf seinem Schlitten säße und davon führe; und so war es auch.
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Zweihundert Schritte weiter aber auf einem vereisten Felsen stand Edgar Kritzling, der berühmte Reporter des uraerioau
James Jürgel aus Cincinnati, und schrieb in fein Notizbuch: Der Goldreichthum ist enorm; dasselbe findet sich nicht nur unter der Erde
oder dem Wasser, sondern auch frei zu Tage liegend. Heute sah ich einen Schlingenleger aus Buffalo, der einen Klumpen von 240
Unzen fand.
Darauf schloß Kritzling das Notizbuch und beschloß den Mann zu interwiewen. Doch erst beim zweiten Schüsse aus seinem
Rifle gelang es ihm, Bob zum Verlassen des Schlittens zu bewegen.
Nachdem er ihn um Entschuldigung ersucht,
und als Ersatz für die durchlöcherte Weste einen
Schluck Kirschbrandy geboten, verließ Bob, mit
der Bitte, sich des verwaisten Gespannes anzu-
nehmen, diese Welt und Edgar per Schlitten den
Schauplatz.
Vier Stunden mochte er gefahren sein, als
er bemerkte, daß der Mehlbeutel nachlässig zuge-
bunden worden sein mußte, denn ein feiner, gelber
Streifen auf dem weißen Schnee verlor sich in
der blauen Ferne.
Das war ein schwerer Schlag. Knurli, der
Hund, heulte vor Hunger und Edgars Magen
knurrte dazu. Nachdem das Concert einige Zeit
gedauert, dauerte Edgar der Hund, weßhalb er ihn
erschoß, die Haut abzog und theilweise zum Nacht-
mahl verzehrte. - Es war eine trübe Nacht, die nun
folgte. Als der Morgen graute, graute auch
Edgarn; ciu eisiger Sturm peitschte über das Feld und benahm jede Aussicht. Mit Entsetzen bemerkte-Kritzling das Fehlen seines
Eompnsscs, welcher ihm sammt Uhr und Kette von dem sterbenden Jäger ans Buffalo abgezwickt worden war. Schwer wie Blei waren
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der ruhelose Goldklumpen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 108.1898, Nr. 2850, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg