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9hl' Eifer Hot 'r halt öo\

Schanier bringt, aber woischt, an' Eifer und a' Freud' zur Musi' Hot
'r Halt do', und sell muascht D' au' wieder loba Jetzt aber pfiet
Di' — i' mueß haimschaue, ob d'r Toig scho' schö' 'gauga isch!"

Wie er nun heimkam, traf er gerade den Knöpfles Hans,
der sich ein Brod kaufte, und er redete demselben nun recht ernst-
haft zu, doch von dem elenden Saufen zu lassen, sonst bringe
er die ganze Musik auseinander und verliere noch dazu seine
Stelle und den schönen Verdienst. Der ganz zerknirschte Hans
versprach alles Gute und gab dem Bäcke-Franz die Hand darauf,
daß er bei der kommenden Fahnenweihe des Veteranenvereins sich
recht zusammennehmen wolle, damit er nicht — wie der Bäcke-Franz
sagte — ,,d' Musi' und 's ganz Dorf in Blamasch' bringe".

Ja, das war ein Er-
eigniß, diese Fahnenweihe,
wie es noch Keiner erlebt
hatte. Großartig mußte es
hergehen. Schon seit langem
war Alles mit dem Bekrän-
zen, Schmücken und Zieren
beschäftigt, Triumphbögen
wurden hergerichtet, die
Festjnngfrauen hatten es
wichtig — kurz das ganze
Dorf war in Aufregung.

Natürlich hatte auch die Ka-
pelle eine große Rolle zu
vertreten, und darum Pro-
ben über Proben, bis Alles
recht schneidig ging. Nach
der letzten Probe am Vor-
abend blieben der Bäcke-
Franz und der Direktor noch
beisammen und der Erstere
sagte: „Gell, i' sa' 's halt
alleweil, an' Eifer hot 'r
do', der Knöpfles Hans . .

Wirscht sehe, er macht morge
sei' Sach' recht!"

„Will sehe, will sehe!"
sagte der Dirigent.

Der große Tag brach
an. Böllerschüsse verkünde-
ten das Ereigniß. Alles
schmückte und zierte sich und
beim herrlichsten Wetter
rückten die geladenen Brud er-
vereine an, immer feierlich
abgeholt von der Musik.

Nach der Weihe der Fahne
ging es in den geschmückten
Festsaal. Reden wurden gehalten, Toaste ausgebracht, eine allge-
meine Begeisterung herrschte, zudem der Ochsenwirth gut und viel
zu essen und trinken hergerichtet hatte.

Prächtig spielte die Musik, und der Hans war der Eifrigsten
einer, und wacker hielt er sich; kaum daß er hie und da einen Schluck
nahm, trotz des gewaltigen Durstes. Freilich eine große Ueber-
windung kostete es, und er machte oft die Augen zu, um die ver-

führerischen Krüge nicht immer sehen zu müssen. Aber immer
größer wurde die Hitze - - besonders bei der Musik droben. Da
sammelte man für die wackeren Musiker und jeder bekam ein
schönes Stück Geld. - - „Aber jetz' mneß i' a' Maß Bier hau",
sagt der Hans und schleicht zur Schenke.. „Ah, dös lauft na", sagt
er und nimmt gleich noch eine mit auf die Tribüne — der Bäcke-
Franz sieht es ja doch nicht. -- Bald ist der Grund tu den beiden
Krügen sichtbar, und wieder holt der Hans dieselben gefüllt herauf,
„'s got ja an' 's Blasa besser!" . . Und so macht er es noch etliche
Mal, bis er fast die Klappen am Bombardon nicht mehr findet.
Doch er nimmt sich fest zusammen und es geht.

Endlich ist Aufbruch. Die Fahne wird zum Bürgermeister ge-
tragen, der Vorstand des
Vereines ist. Die Musik
tritt an zur Begleitung,
Hans ist Flügelmann. Wohl
schwankt er bedenklich, aber
es ist dunkel draußen, „der
Bäcke-Franz wird's net
merke!" Doch bald kann er
nicht mehr Schritt halten
und der Bürgermeister wohnt
am Ende vom Dorf. Da
macht der Hans einen Augen-
blick Halt — er muß den
Schweiß abtrocknen — dann
blast er wieder flott weiter.

Endlich ist die Fahne
am Ziel; sie wird in's Haus
getragen, die Musik spielt
noch einen kräftigen Tusch
— aber was ist das, es
ist ja feilt Bombardon zu
hören. „Ja er isch doch
mitg'marschiert, wo schteckt
er denn?" - Keine Antwort.

Besorgt ziehen die Ve-
teranen gegen das Wirths-
haus zurück — da plötzlich
hören sie von der Seite
einen tiefen Ton und dann
wieder einen, wie wenn
man Bombardon blasen
würde.

Sie gehen dem Ton
nach, und richtig in einer
Seitenstraße des Dorfes
hören sie ganz kräftig:
M—da-da, M—da, da,
M—da—da—dom. Da sitzt
der Hans ganz ruhig im Graben d'rin und blast ans Leibeskräften
auf seinem Instrument und kann es gar nicht glauben, daß die
Musik schon aus ist.

Und während er nach schwerer Tagesarbeit zu Hause den Schlaf
des Gerechten schläft, sagt der Bäcke-Franz vor der Hausthüre
zum Direktor: „Siggscht D', i' sa' 's Halt alleweil, an Eifer Hot'r
zur Musi' wia koi' Anderer!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"An´ Eifer hot´r halt do´"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Langhammer, Arthur
Entstehungsdatum
um 1899
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1904
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Blechblasinstrument
Blechbläser
Karikatur
Musiker
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 110.1899, Nr. 2794, S. 71

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