gg»4.
I
95
„Wh Herr, ich ritt schön auf den Leim!
Macht selber d'rauf Luch einen Mim,
Doch glaubt es mir auf's Däuschen:
Ich fand, es war die ganze Welt
Auch ohne mich kopfaufgestellt
Und saß im Rarrenhäuschen!
Dann ritt ich, was der Bügel hält;
Rach König winters Feldgezelt
Rings meine Augen spähten:
Lin Laubfrosch kam, der kannt' ihn nicht,
Lin Falter flog, der fand ihn nicht:
Rings Frühlingslüfte wehten!
Ich ritt landum, herum und um,
Das Rößlein schwitzte, 's war zu
dumm —
Kein Winter zu erschnappen!
Bis endlich mir's ein Has entdeckt:
In einer Waldschlucht fand versteckt
Ich König Winters Knappen, den
schlappen!
Ich Hab' ihm gar kein Leids gethan,
Doch heult' er, daß die Iähr' ihm rann,
Käsweiß war ihm die Wange:
DH, rathet, schrie er — seid so gut!
wie ich bei dieser Sonnengluth
Iu König Len; gelange! —
Als Boten sandt' mein Herr mich aus,
Lr selber nämlich bleibt zu Haus,
weil alle Potentaten
Auf dieser Lrde weit und breit
woll'n abthun ganz das Waffenkleid
Und ew'gen Frieden rathen!
D'rum ließ auch König winterfroft
Abrüsten wieder Mann und Roß
Und mied des Iug's Beschwerde,
Auf daß in diesem Friedensjahr
Mit Eurer Majestät fürwahr
Der Krieg vermieden werde!-
So sprach der weiße Iammermann.
Ich Hab' ihn hint' auf's Roß gethan
Und ihn mit heimgenommen!
Die Sonne stach, der Schweiß er rann,
Und wie ich mich auf ihn besann —
war, Herr, er — weggeschwommen!
Da schüttelt' ernst sein Lockenhaar
Herr Lenz, der König wunderbar,
Stolz schau'n die klaren Augen:
„Uns Götter aus der alten Ieit,
So liederfroh und kampfbereit,
Kann, scheint's, man nicht mehr
brauchen!
Lin halber Lenz hinkt lahm durch's
Land,
Lin halber Friede Hand in Hand;
Die Welt wird immer flauer!
Kaum weiß man mehr, was Weib, was
Mann,
was heiß ist oder kalt gethan,
was süß ist oder sauer!
wer so, wie wir, die Welt beglückt,
Mit Liebe und mit Blüthen schmückt
Selbst Die, die uns — besingen,
Dem schafft er gar des Mitleids viel,
wenn sie ein falscher Frühling will
Um Luft und Freude bringen!
Der Frühling nur, der sturmbewehrt
Durch winters Graus sich kämpft, ist
werth,
Daß man ihn preist im Liede!
Die Freude blüht erst aus dem Leid;
Rach rechtem Kampf und heißem Streit
Ift's erst der rechte Friede!
Doch Du, mein Rarre Larneval,
Mein luft'ger Rath und Senechal,
Ruh' von der Fahrt Beschwerde!
vielleicht ward Dir das Line klar,
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„Wh Herr, ich ritt schön auf den Leim!
Macht selber d'rauf Luch einen Mim,
Doch glaubt es mir auf's Däuschen:
Ich fand, es war die ganze Welt
Auch ohne mich kopfaufgestellt
Und saß im Rarrenhäuschen!
Dann ritt ich, was der Bügel hält;
Rach König winters Feldgezelt
Rings meine Augen spähten:
Lin Laubfrosch kam, der kannt' ihn nicht,
Lin Falter flog, der fand ihn nicht:
Rings Frühlingslüfte wehten!
Ich ritt landum, herum und um,
Das Rößlein schwitzte, 's war zu
dumm —
Kein Winter zu erschnappen!
Bis endlich mir's ein Has entdeckt:
In einer Waldschlucht fand versteckt
Ich König Winters Knappen, den
schlappen!
Ich Hab' ihm gar kein Leids gethan,
Doch heult' er, daß die Iähr' ihm rann,
Käsweiß war ihm die Wange:
DH, rathet, schrie er — seid so gut!
wie ich bei dieser Sonnengluth
Iu König Len; gelange! —
Als Boten sandt' mein Herr mich aus,
Lr selber nämlich bleibt zu Haus,
weil alle Potentaten
Auf dieser Lrde weit und breit
woll'n abthun ganz das Waffenkleid
Und ew'gen Frieden rathen!
D'rum ließ auch König winterfroft
Abrüsten wieder Mann und Roß
Und mied des Iug's Beschwerde,
Auf daß in diesem Friedensjahr
Mit Eurer Majestät fürwahr
Der Krieg vermieden werde!-
So sprach der weiße Iammermann.
Ich Hab' ihn hint' auf's Roß gethan
Und ihn mit heimgenommen!
Die Sonne stach, der Schweiß er rann,
Und wie ich mich auf ihn besann —
war, Herr, er — weggeschwommen!
Da schüttelt' ernst sein Lockenhaar
Herr Lenz, der König wunderbar,
Stolz schau'n die klaren Augen:
„Uns Götter aus der alten Ieit,
So liederfroh und kampfbereit,
Kann, scheint's, man nicht mehr
brauchen!
Lin halber Lenz hinkt lahm durch's
Land,
Lin halber Friede Hand in Hand;
Die Welt wird immer flauer!
Kaum weiß man mehr, was Weib, was
Mann,
was heiß ist oder kalt gethan,
was süß ist oder sauer!
wer so, wie wir, die Welt beglückt,
Mit Liebe und mit Blüthen schmückt
Selbst Die, die uns — besingen,
Dem schafft er gar des Mitleids viel,
wenn sie ein falscher Frühling will
Um Luft und Freude bringen!
Der Frühling nur, der sturmbewehrt
Durch winters Graus sich kämpft, ist
werth,
Daß man ihn preist im Liede!
Die Freude blüht erst aus dem Leid;
Rach rechtem Kampf und heißem Streit
Ift's erst der rechte Friede!
Doch Du, mein Rarre Larneval,
Mein luft'ger Rath und Senechal,
Ruh' von der Fahrt Beschwerde!
vielleicht ward Dir das Line klar,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Narren Carnavalausfahrt nach dem Koenig Winter und Wie er selbigen nirgends finden kunnt!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1899
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 110.1899, Nr. 2796, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg