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58 Zum Geb

dessen Rosten wir gemeinschaftlich tragen. Ich habe reizende,
goldene Damenuhren gesehen, die schon um 60 Mark zu haben
sind; das wäre per Kopf — wir sind unser fünf — \2 Mark —
das ließe sich tragen. Den Erfolg denke ich mir großartig!" —
Der geniale Gedanke fand Anklang — nur wurde Seitens des Ein-
jährigen Fuchs vorgeschlagen, der Vorredner möge den Gatten der
Jubilarin auf zarte Weise ausforschen, ob die zu Beehrende vielleicht
schon im Besitze einer solchen Uhr sei und womit man ihr eventuell
eine Freude bereiten könne. Der nöthige Lredit in der vor-
geschlagenen Ljöhe wurde bewilligt, und dann hoben sie, hoch-
befriedigt von dem Resultate der Berathung, die Sitzung aus. —
Nach ein paar Tagen fanden sie sich neuerdings zusammen;
der Einjährige Klaus erstattete Bericht über den Erfolg seiner
diplomatischen Mission. „Ich habe Euch eine recht hübsche Neuig-

keit mitzutheilen. Der Alte hat von unserer Absicht gnädigst
Kenntniß genommen, jedoch nur privatim; dienstlich hat er, wie er
versicherte, nichts gehört, was aber die Uhrdedikation anlange,
müsse er bemerken, daß seine Frau bereits eine sehr feine Remontoir-
uhr als Pochzeitsgeschenk bekommen habe, wenn die Herren aber
positiv beabsichtigten, ihr mit einer Kleinigkeit eine Freude zu
machen, so könne er verrathen, daß ihr einziger Wunsch dahin
gehe, ein — Klavier zu bekommen; sie sei nämlich eine sehr gute
Klavierspielerin. Ich zeigte mich hievon respektvollst überrascht und
bedankte mich für die gütige Mittheilung." — Ein Schrei des Ent-
setzens durchhallte den kleinen Freundeskreis. — „Lin Klavier nennt
dieser Unmensch eine Kleinigkeit!" jammerte Fuchs. — „Er kann
damit doch unmöglich ein ganzes Klavier gemeint haben", fügte
ein kleiner Neuphilologe bei. — „Finanziell unmöglich!" meinte
ein Dritter; „so ein Ding kostet selbst unter der pand einige pun-
derter — das ruinirt uns!" — „verzaget nicht, Ihr Kleinmüthigen",
ließ sich nunmehr Klaus hören, „es bleibt bei der besprochenen
Summe und ich — ich stelle das Klavier!" Allgemeines Staunen,
neugierige Fragen! Doch Klaus blieb verschlossen wie ein Geld-
schrank bei Nacht, und erwartungsvoll trennten sich die jungen
Leute. —

Am Fest- und Jubeltage, der glücklicherweise auf einen Sonn-
tag siel, fanden sich die Verschworenen zur Gratulation ein; zur
festgesetzten Stunde erschien Klaus, und hinter ihm schleppten vier
stämmige Männer ein — Klavier über die Treppe hinauf und setzten
dasselbe vor der Wohnstube des Feldwebels nieder. Mit achtungs-
vollem Danke nahmen die Träger das ihnen gebotene Trinkgeld
entgegen und entfernten sich. Klaus winkte seinen Genossen und
betrat dann das Gemach der Jubilarin. In wohlgesetzter Rede
beglückwünschte er sie und theilte ihr mit, daß' die Einjährigen der
Kompagnie beschlossen hätten, der verehrten Gattin ihres verehrten

u r t s t a g.

perrn Feldwebels mit einer Kleinigkeit eine kleine Freude zu mache»,
indem sie ihr das beifolgende Instrument zur Verfügung stellten.
Man schob das Klavier in's Zimmer; sie dankte tiefgerührt,
während ihr Ehegatte mit freundlicher Miene einige Morte
murmelte, die mit dem Satze endigten: es sei Unsinn, das Geld
so zu verschwenden. — Nachmittags waren die Einjährigen zum
Kaffee bei der Jubilarin geladen; der Mokka wurde literweise, der
Kuchen nach (Quadratmetern vertilgt. —

Die Verhältnisse besserten sich; der perr Feldwebel drückte bald
das rechte, bald das linke und hie und da beide Augen zu, wenn
die Einjährigen mit einem Anliegen an ihn kamen. So verging
die Zeit sehr rasch, und nach einem halben Jahre verabschiedeten
sich die ausgebildeten Krieger, um ihren ungebildeten Nachfolgern
Platz zu machen. Der Abschied von der Feldwebelsfamilie war
rührend, und bescheiden lehnten die nunmehrigen Reservisten das
Lob der Frau ab, welche sich nicht versagen konnte, zu behaupte»,

noch nie seien so noble Leute in der Konrpagnie gewesen.-

Es war um Neujahr; Frau Feldwebel saß eben am Klavier
und spielte: „Es wär' so schön gewesen..", da klopfte es und auf
das „Verein!" des paushaltnngsvorstandes, der eben mit der Ab-
fassung eines dienstlichen Schriftstückes beschäftigt war, träte»
zwei — drei — vier Männer in die Stube, „was gibt's?" schnarrte
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Zum Geburtstag"
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Fliegende Blätter
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Entstehungsort (GND)
München

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Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Klavier <Motiv>
Geburtstag
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 114.1901, Nr. 2896, S. 58

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