160 Der Doppelgänger.
sein Himmelreich," erwiderte gefaßt Schnaufer, „mir ist jetzt Alles
Wurst!" — Neues homerisches Gelächter.
Es entwickelte sich ein frohes Zechgelage; im Verlause des-
selben gab der angeheiterte Schnaufer allerlei Reiseonkelwitze zum
Besten und errang einen großartigen Erfolg. Der Champagner
floß in Strömen; nur einige Feiglinge schlichen sich beim Klange
der Mittagsglocke fort; die klebrigen blieben; der Hausbursche
lief sich fast die Lunge heraus, um die massenhaften Entschuldig-
ungen an die betreffenden Hausfrauen zu übermitteln. Das Gelage
dauerte fort; es trafen einige neugierige Damen ein, welche
Kaffee tranken. Schnaufer befand sich in einem Zustande höchster
Seligkeit; er wußte selbst nicht mehr, ob er am Ende doch nicht
ein berühmter Mann sei. Man sang und trank unaufhörlich fort.
Da kam eine
neue Persön-
lichkeit an; es
war der Herr-
Bürgermeister,
welcher soeben
mit dem Zug
von der Resi-
denz zurückge-
kehrt war. Er hatte schon unterwegs von dem Ereigniß gehört. Als
er eintrat, sah er mit ernsten Blicken auf die Scene und leistete der
Einladnng, Platz zu nehmen, keine Folge, sondern winkte dem
Apotheker, mit ihm einen Augenblick vor die Thüre zu treten. Es
dauerte geraume Zeit, bis dieser wieder zurückkam. — Blaß und mit
funkelnden Augen ging er jetzt ans den merklich angeheiterten
Schnaufer zu. „Mein Herr!" schrie er, „wie können Sie sich unter-
stehen, uns so zum Besten zu halten?" — Schnaufer fuhr auf und
erwiderte: „Was? Ich?" — „Ja Sie! Sie Schwindler, Sie
Gauner!" brüllte er. — „Jetzt wird mir die Sache doch zu bunt,
mein Herr," gab Schnaufer zurück. — „Das ist sie auch! . .
Denken Sie sich, meine Herren, dieser Mensch gibt sich für den be-
rühmten Komiker Kugler aus und der Herr Bürgermeister theilt
mir eben mit, daß derselbe laut Telegramm heute in Berlin von
höchster Stelle empfangen worden ist!" — „So etwas ist doch noch
nicht dagewesen," rief Schnaufer aus; „ich habe Ihnen doch beständig
gesagt, daß ich der Schnaufer bin!" ■— „Eben diese Beharrlichkeit
hat den Glauben erwecken müssen, daß es sich um ein Jncognito
handelte — und dann Ihre Aehnlichkeit mit dem Gefeierten!" —
„Da kann doch Ich nichts dafür!" sagte Schnaufer entrüstet. —
„Das ist eben die Gemeinheit," schrie Rasp, — „hinaus mit dem
Schwindler!!" — „HinausI hinausI" erscholl es von allen Seiten,
und gleich darauf ward der Wille des Volkes vollzogen!!
£> rinudicitcnncr.
„Donnerwetter —
nette Kleine!
Auch schon Schwerenöther.
sein Himmelreich," erwiderte gefaßt Schnaufer, „mir ist jetzt Alles
Wurst!" — Neues homerisches Gelächter.
Es entwickelte sich ein frohes Zechgelage; im Verlause des-
selben gab der angeheiterte Schnaufer allerlei Reiseonkelwitze zum
Besten und errang einen großartigen Erfolg. Der Champagner
floß in Strömen; nur einige Feiglinge schlichen sich beim Klange
der Mittagsglocke fort; die klebrigen blieben; der Hausbursche
lief sich fast die Lunge heraus, um die massenhaften Entschuldig-
ungen an die betreffenden Hausfrauen zu übermitteln. Das Gelage
dauerte fort; es trafen einige neugierige Damen ein, welche
Kaffee tranken. Schnaufer befand sich in einem Zustande höchster
Seligkeit; er wußte selbst nicht mehr, ob er am Ende doch nicht
ein berühmter Mann sei. Man sang und trank unaufhörlich fort.
Da kam eine
neue Persön-
lichkeit an; es
war der Herr-
Bürgermeister,
welcher soeben
mit dem Zug
von der Resi-
denz zurückge-
kehrt war. Er hatte schon unterwegs von dem Ereigniß gehört. Als
er eintrat, sah er mit ernsten Blicken auf die Scene und leistete der
Einladnng, Platz zu nehmen, keine Folge, sondern winkte dem
Apotheker, mit ihm einen Augenblick vor die Thüre zu treten. Es
dauerte geraume Zeit, bis dieser wieder zurückkam. — Blaß und mit
funkelnden Augen ging er jetzt ans den merklich angeheiterten
Schnaufer zu. „Mein Herr!" schrie er, „wie können Sie sich unter-
stehen, uns so zum Besten zu halten?" — Schnaufer fuhr auf und
erwiderte: „Was? Ich?" — „Ja Sie! Sie Schwindler, Sie
Gauner!" brüllte er. — „Jetzt wird mir die Sache doch zu bunt,
mein Herr," gab Schnaufer zurück. — „Das ist sie auch! . .
Denken Sie sich, meine Herren, dieser Mensch gibt sich für den be-
rühmten Komiker Kugler aus und der Herr Bürgermeister theilt
mir eben mit, daß derselbe laut Telegramm heute in Berlin von
höchster Stelle empfangen worden ist!" — „So etwas ist doch noch
nicht dagewesen," rief Schnaufer aus; „ich habe Ihnen doch beständig
gesagt, daß ich der Schnaufer bin!" ■— „Eben diese Beharrlichkeit
hat den Glauben erwecken müssen, daß es sich um ein Jncognito
handelte — und dann Ihre Aehnlichkeit mit dem Gefeierten!" —
„Da kann doch Ich nichts dafür!" sagte Schnaufer entrüstet. —
„Das ist eben die Gemeinheit," schrie Rasp, — „hinaus mit dem
Schwindler!!" — „HinausI hinausI" erscholl es von allen Seiten,
und gleich darauf ward der Wille des Volkes vollzogen!!
£> rinudicitcnncr.
„Donnerwetter —
nette Kleine!
Auch schon Schwerenöther.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Doppelgänger" "Auch schon Schwerenöther"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1901
Entstehungsdatum (normiert)
1896 - 1906
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 114.1901, Nr. 2905, S. 160
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg