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/nr Zeit, als der gute alte Söosin II. König war in
jenen blühenden Reichen ain heiligen Strom, da kain
alljährlich eine mächtige Fee in's Land. Aber nicht
in goldschimmernder Gewandung, die Edelsteinkrone auf dein stolzen
Vaupt, stieg die Fee Mihata herab von ihrem Geisterschloß -
nein, sie trug dann das Kleid der Sklavin oder der Fischersfrau,
und am Arme hing ihr ein schwerer Korb. Wer aber ein reines
Uerz hatte und ein Helles Aug', der erkannte die gütige Mihata
auch in ihrer schlichten Verkleidung und der durste sie um eine
Gabe bitten. Denn in jenen: Korb an: Arine da waren gar
köstliche Dinge: Seide und Perlen und Geschineide, allerlei

Tränklein für die Liebe und heilende Säfte gegen das Alter
und noch gar Vieles!

An jenem Tage, wo unsere Geschichte anhebt, da war Mihata
bereits an: Veimweg. Die Mauern der Stadt lagen hinter ihr,
und ein letztes Abendleuchten schiminerte um die bunten Mauern
des königlichen Sommerpalastes, an dem sie eben vorbeischritt.

Mb sie wohl auch heute wieder, wie so oft schon, unbeachtet
bleiben würde und ungerufen? ....

Da hört sie eine Helle junge Stimme: „Mihata — hast Du
noch etwas für mich?" . . und vor ihr steht das holde Prinzeßlein
Kaliti, des alten Königs einziges Kind. ,

— „Ach I Für Königskinder birgt mein armer Binsenkorb
keine Geschenke. . . Sieh' selbst — er ist säst ganz leer. Nur drei
Gaben habe ich noch — aber da paßt keine für Dich! Pier ein
engbeschriebenes Büchlein, in dem Du jedesmal, so oft Du es
aufschlägst, eine andere Geschichte sindest, dann diese Speckwurst,
an der eine zahlreiche Familie ein ganzes Jahr lang essen kann,
und hier drei Zuckererbsen . . . nein! das sage ich Dir gar
nicht!.“

eiun wollte die neugierige Kaliti erst recht wissen, was es
dainit für eine Bewandniß habe.

„Siehst Du", begann die Fee, „diese drei Erbsen hat nur
inein Vetter, der ein berühmter Zauberer, aber auch ein großer
Schalk ist, ganz am Schluß in den Korb gelegt, und in ihnen
schlummert eine wundersame Kraft. Wenn ein Mädchen solch'
ein Kügelchen in den Mund nimmt und sich dann von einein

jungen Manne küssen läßt, so geht Alles h: Erfüllung, was der
Jüngling in jenem Augenblicke sich wünscht, wo die Lippen ein-
ander berühren! . . Nicht wahr, mein Vetter ist ein Schalk, und ich
wollte mit Dir, kleine Kaliti, gar nicht von solchen Dingen reden!"

Das Prinzeßlein war aber schon Zahre alt und sehr klug.
Und sie dachte schon an allerlei, an was die Kinder in ihren:
Alter sonst nicht denken, und sie bekam bei den: Gedanken, sich
von einen: Manne küssen zu lassen, keine Gänsehaut, wie sonst
die Kinder in ihrem Alter ..... So bat sie denn um jene
Zuckererbsen, bat so lange und so lieb, bis Mihata ihren Willen
erfüllte.

Dann lief sie gleich zu ihren: Vater, den: König Soosin II.,
und berieth sich gar ernstlich mit ihn:. —

Durch die Reiche am heiligen Strom zogen die perolde und
luden Alle, poch und Nieder, ein zu prunkendem Fest.

„Prinzeßlein Kaliti, des Königs einziges Kind, wolle unter
den vielen Bewerbern einen erkiesen zum Geinahl. Unter den
edelsten und vornehmsten Prinzen solle die Wahl erfolgen, und
durch ein wundersames Mittel eines Magiers könne Kaliti er-
kennen, wer der Würdigste sei, ob paki, der stolze Sohn des
Königs Grnus, oder San, der gewaltige Feldherr, der Abgott
des peeres, ader der blauäugige Prinz Go lim".

Und es kau: jener Tag des Festes ....

Auf blumengeschmücktem Thron saß die liebliche Kaliti — um
sie, in weitem Kreise, die Würdenträger des Landes.

Der Mberstmarechal, angethan :nit den Zeichen und Ehren
seines Aintes, hatte in gar erbaulicher Rede die Wichtigkeit dieser
Stunde hervorgehoben und lud nun den „erhabenen Kaki" ein,
als Erster mit seinen hochangesehenen Lippen den unvergleichlichen
Mund der göttergeliebten Kaliti zu berühren. „Und Deinen:
Wunsche in jenem Augenblicke des Kusses — nach hoher Mächte
unerforschtem Beschluß — werde Erfüllung I"

Langsam und geinessen, jeder Zoll ein Königssohn, so nähert
sich paki den: Sitze der Prinzessin.

Diese nimmt eine der Zuckererbsen aus güldener Schale. Nun
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die drei Zuckererbsen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 116.1902, Nr. 2962, S. 207

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