Fliegende Blätter (117.1902 (Nr. 2971-2996))

Trost.

^loh das Glück dich scheu auch gestern,
Kommt vielleicht ein and'res bald;
Denn das Glück hat viele Schwestern
In gar mancherlei Gestalt.

_ V. Gießer.

Druckfehler.

Aus einem Nekrolog.

Die hohe Verstorbene tvar eine be-
scheidene Frau. Ihr Leben floß punsch-
los dahin!

Hauswein.

Es rankt sich an unserem Hause
Lin Rebenstock hinauf —

Gepflanzt von den Urgroßeltern —,

Der wuchs in der Zeiten Lauf

Gar mächtig hinan zum Giebel,

Und kommt dann der Herbst heran,

So sieht man eine Unmenge
von grünen Träubchen d'ran.

Am Rhein, an der Mosel, am Maine
Da jubeln sie um die Zeit,

Da heimsen sie ein die Früchte
Mit aller Emsigkeit.

Man freut sich dort auf den Tropfen,
Den gnädig das Jahr bescheert,

Und schnalzt schon mit trock'ner Zunge,
Als hält' man ein Glas geleert!

Wir aber hängen die Köpfe,
Weil's über die Hutschnur geht,
Den Magen zu ruiniren
Alljährlich aus Pietät!

Th. Müller.

Das rechte Wort.

Frau vont Hause: „Ich versichere Ihnen, uns're Amalie ist das Ideal einer
Köchin — sie ist bescheiden, treu, fleißig, anhänglich — sie hat auch kein Berhältniß,
kurz uns're Amalie..." — „Aber, verehrte gnädige Frau, das ist doch schon mehr
eine Anomalie!"

Die sorgsame Hanssran.

M litt er (zum abstürzenden Sohne): „Alfred! — Alfred! Deine Sohlen sind
ja durch!" -

Angenehmer Urlaub.

„Was machen Sie beim für ein Gesicht — fehlt Ihnen was?" — „I', be-
wahre, aber jetzt während des Urlaitbs finde ich erst Zeit, mich über all' die Näselt zu
ärgern, die ich im Laufe des Jahres Volt meinen Vorgesetzten bekommen habe!"