Lata l.
280
vom Schreibtisch za erheben,
mit einer lässigen Lsandbeweg-
ung: „Nehmen Sie jdlatz! .. .
Und nun erzählen Sie mir ver-
trauensvoll: wo fehlt's denn?"
Der fremde zieht ein For-
mular aus der Tasche. „Bei
mir, £)err Doktor", meint er
sehr ernst, „nirgends! Wohl
aber, scheint's, nach dem, was
ich gehört habe, bei Ihnen zu
fehlen — an der Einschätzung
nämlich! Ich bin Mitglied der
Steuer ko in Mission-!"
G. Ad. Müller.
Falsche Auffassung.
„Sagen Sie, liebe Frau, sind die wirklich alle hier heruntergesallen?"
B c v s ch nah p t.
Gast: „Ist ein Hasenbraten da?"
Kellner: „Nein — aber das
machen wir schon!"
Glaub's nicht! DvD-
W^lug einst ein reicher, aber sehr
geiziger Türke auf die Tscharschia
(Marktplatz), um dort irdenes Koch-
geschirr zu kaufen. Da es sich dock
nicht für ihn schickte, das Geschirr
allein nach Lsaus zu tragen, rief er
einen khamal (Lastträger). Der packte
das Geschirr in einen Sack und lud
sich ihn auf den Rücken. Der Türke
schritt hinter ihm und dachte auf dem
Wege an nichts Anderes, als wie den
armen lhamal um seinen Trägerlohn
zu betrügen. Es that ihm ohnehin
schon das Geld leid, das er für das
Geschirr bezahlen mußte. Nach einigem
Nachdenken sagte er zum ksamal:
„lhöre Bursche, wäre Dir Dein Lohn
lieber in baarem Gelde oder in drei
guten Rathschlägen? Das Geld wirst
Du verausgaben, die Rathschläge aber
bleiben Dir im Gedächtniß für Dein
ganzes Leben!"
Der chamal antwortete: „Ich weiß
nicht, £)err, was für Rathschläge das
sind — also sage sie mir!"
„<V, das sind sehr gute Rath-
schläge. Jeder einzelne ist wahrhaft
besser als 3000 goldene Dukaten!"
„wenn dem so ist, so möchte ich
lieber die guten Rathschläge als die
Zahlung!"
„So höre denn! wenn Dir Jemand
sagt, Armuth sei besser als Reichthum,
glaub's nicht!"
„was sagst Du mir da! . Das
weiß ich auch ohne Dich!"
„Also höre weiter. wenn Dir
Jemand sagt, hungrig zu sein, sei
besser als satt, glaub's nicht!"
„Daran ist ja auch nichts. Das
habe ich unzählige Mal' an mir selbst
erfahren!"
„Aber geh'! bsöre den dritten
Spruch, denn in dem liegt erst die
ganze Weisheit!"
„So sprich!"
„wenn Dir Jemand sagt, zu Luß
gehen sei besser, als hoch zu Roß
reiten, glaub's nicht, denn er lügt
unverschämt!"
Als der chamal diesen dritten
Rathschlag hörte, erzürnte er auf's
Heftigste, weil er sich um seinen Lohn
280
vom Schreibtisch za erheben,
mit einer lässigen Lsandbeweg-
ung: „Nehmen Sie jdlatz! .. .
Und nun erzählen Sie mir ver-
trauensvoll: wo fehlt's denn?"
Der fremde zieht ein For-
mular aus der Tasche. „Bei
mir, £)err Doktor", meint er
sehr ernst, „nirgends! Wohl
aber, scheint's, nach dem, was
ich gehört habe, bei Ihnen zu
fehlen — an der Einschätzung
nämlich! Ich bin Mitglied der
Steuer ko in Mission-!"
G. Ad. Müller.
Falsche Auffassung.
„Sagen Sie, liebe Frau, sind die wirklich alle hier heruntergesallen?"
B c v s ch nah p t.
Gast: „Ist ein Hasenbraten da?"
Kellner: „Nein — aber das
machen wir schon!"
Glaub's nicht! DvD-
W^lug einst ein reicher, aber sehr
geiziger Türke auf die Tscharschia
(Marktplatz), um dort irdenes Koch-
geschirr zu kaufen. Da es sich dock
nicht für ihn schickte, das Geschirr
allein nach Lsaus zu tragen, rief er
einen khamal (Lastträger). Der packte
das Geschirr in einen Sack und lud
sich ihn auf den Rücken. Der Türke
schritt hinter ihm und dachte auf dem
Wege an nichts Anderes, als wie den
armen lhamal um seinen Trägerlohn
zu betrügen. Es that ihm ohnehin
schon das Geld leid, das er für das
Geschirr bezahlen mußte. Nach einigem
Nachdenken sagte er zum ksamal:
„lhöre Bursche, wäre Dir Dein Lohn
lieber in baarem Gelde oder in drei
guten Rathschlägen? Das Geld wirst
Du verausgaben, die Rathschläge aber
bleiben Dir im Gedächtniß für Dein
ganzes Leben!"
Der chamal antwortete: „Ich weiß
nicht, £)err, was für Rathschläge das
sind — also sage sie mir!"
„<V, das sind sehr gute Rath-
schläge. Jeder einzelne ist wahrhaft
besser als 3000 goldene Dukaten!"
„wenn dem so ist, so möchte ich
lieber die guten Rathschläge als die
Zahlung!"
„So höre denn! wenn Dir Jemand
sagt, Armuth sei besser als Reichthum,
glaub's nicht!"
„was sagst Du mir da! . Das
weiß ich auch ohne Dich!"
„Also höre weiter. wenn Dir
Jemand sagt, hungrig zu sein, sei
besser als satt, glaub's nicht!"
„Daran ist ja auch nichts. Das
habe ich unzählige Mal' an mir selbst
erfahren!"
„Aber geh'! bsöre den dritten
Spruch, denn in dem liegt erst die
ganze Weisheit!"
„So sprich!"
„wenn Dir Jemand sagt, zu Luß
gehen sei besser, als hoch zu Roß
reiten, glaub's nicht, denn er lügt
unverschämt!"
Als der chamal diesen dritten
Rathschlag hörte, erzürnte er auf's
Heftigste, weil er sich um seinen Lohn
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fatal" "Falsche Auffassung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 117.1902, Nr. 2994, S. 280
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg