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Der schöne Räuber unb ber pfiffige Bürgermeister.

zwirbelte. Ja, bas Bilb war gut — unb es gab seine ganze Räuber-
schönheit mit ben blitzenben schwarzen Augen, ber stolzen Nase,
ben bunklen Locken unb bem prächtigen Barte herrlich wieber.

„Ach, ber schöne RäuberI" murmelten bte Mäbchen unb bie
grauen unb immer mehr unb mehr sammelten sich von ihnen
unb eine leibenschaftliche Sehnsucht überkam ihre Kerzen, heimlich
machte sich btefe unb jene auf in ben walb, um ben schönen
Räuber selbst zu schauen, besten Bilb schon so bestrickenb war.
Balb waren es Hunberte, bie in allen freien Stunben burch Baum
unb Busch fahnbeten. Die beerbe stauben leer, bie Brunnen waren
verübet; an ben Bächen Härte man nicht mehr bas flinke Plaubern
ber Wäscherinnen. Die Männer kamen unb verlangten, baß bas
Bilb entfernt werbe. Aber ber Bürgermeister zuckte nur bie Achseln.

Am schlimmsten inbesten ging es beut schönen Räuber selbst-
Er fanb keine Ruhe mehr in seinem bichten walb. Auf Schritt
unb Tritt verfolgten ihn schmachtenbe Blicke, hinter jebem Busch
lauerten sie. Im verborgensten Winkel saß eine unb konterfeite
ihn. Im engsten Hohlweg kan: ihm eine anbere bichtenb ent-
gegen. Überall sang unb klang, seufzte unb girrte es: „Schöner
Räuber! — Schöner Räuber!"

Mit tausenb zarten Aufmerksamkeiten unb Bitten verfolgten
sie ihn. J}ier staub eine holbe schüchterne Jungfrau unb flehte in
tränenverschleierter Sehnsucht: „Innigstgeliebter, teuerster schöner
Räuber, haben Sie hoch bie ganz besonbere Gnabe unb Gewogen-
heit unb nehmen Sie von ber aufrichtigsten Ihrer Verehrerinnen
bieses Meisterwerk ber Natur, biefe herrlichste aller Rosen an I" —

Dort schnitt ihm eine Dame von reiferen Jahren mit großer
Schläue ben weg ab unb bat ihn brennenben Blicks: „Nur einen
kurzen Spruch in mein Album, hochverehrter, über alle Maßen
angebeteter schöner Räuber. . . wenn bas nicht sein kann, bloß
Ihren werten Namenszug. . . ober boch wenigstens, bitte, bitte,
einen Schnörkel... ein ganz kleinwinziges gütiges Schnörkerl, bitte!"

Überall behüten sich Arme nach ihm, unb wenn er nächtens
in seiner Höhle schlief, fühlte er plötzlich ein paar Scheren in
seinen Locken, sprang entsetzt auf unb floh.

Er würbe immer magerer unb magerer, weil er nicht mehr
ruhig rauben konnte. Sein Gesicht würbe blaß, seine Wangen
hohl, seine £?aare verwirrten sich unb er schnitt unb polierte sich
bie Nägel nicht mehr. Nichts half — bas Bilb bes schönen
Räubers lockte immer mehr holbe Wesen auf seine Fährte.

Da enblich, als er sich vor Verzweiflung nicht mehr zu retten
wußte, stürzte er in bie Stabt .... in bas Rathaus .... in bie
Amtsstube bes Bürgermeisters. „£?ier, hierI" rief er. „Faßt
mich! Sperrt mich ein — aber nehmt ein sicheres Schloß, bas
sie nicht aufbrechen können!"

Lächelnb tat ihm ber Bürgermeister ben willen. Dann ließ
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der schöne Räuber und der pfiffige Bürgermeister"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hengeler, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 131.1909, Nr. 3349, S. 164

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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