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Weih » achtsü

»Aber, aber," rief dieser und schlug die Hönde zusammen,
»aber, lieber Doktor, lieber Doktor — eine solche Überraschung —
1016 kannst Du nur so 'was anfangen! Dich in Unkosten stürzen —

Ausgaben machen — ich bin ganz beschämt und gerührt
es ist wirklich zu viel! . . Ich danke Dir halt herzlich und wünsche
^ir nur, daß Du recht gesund bleibst und daß wir den Tag noch
"Ü in alter treuer J^erjensbrüberfdjaft miteinander erleben
Tonnen . . . Jetzt will ich aber doch gleich nachschauen!" sagte er
l>ann neugierig. „Was wird wohl wieder darin sein? Ich bin
ungeheuer gespannt . . ."

„Oalt! halt!" rief der Doktor eifrig. »Jetzt nicht! Nicht
f° ungeduldig, alter Schwed'! vor dem Weihnachtsabend darfst
Du nicht hineinschauen — nein, nein, unter keinen Umständen!
Christkindl ist Christkindl! Daran muß sich ein Alter kehren wie
°in Junges!"

»Ach, das tut mir aber leid!" jammerte der Professor. »Das
^ut mir aber wirklich leid — ich war so gespannt daraus . . ."

Dann erhob er sich ächzend und humpelte an den Wand-
schrank. Dort holte er ein zierlich in blaues Seidenpapier ge-
wickeltes Päckchen heraus, an dem ein kleiner grüner Tannenzweig
^festigt war. Mit großer Geheimtuerei trug er es hinter dem
Ducken her und setzte es dann plötzlich mit einem Alaps vor
seinem freund aus den Tisch. „So!" sagte er. »So! Und da
W für D i ch auch ein Christkindl!"

erraschungen.

»Aber, aber, aber . . ." rief der Doktor, „was soll denn das
sein? Ja, was wär' denn jetzt das! Mich so zn überraschen!
Einen guten alten freund so zu überrumpeln? Dieser heimtückische
Überfall!"

»He, he, he!" lachte der Professor kieuzvergnügt; und sie
schüttelten sich vielmals mit herzlichem Dank die Hand, nahmen
umständlich Abschied und winkten einander noch zu, als der Be-
sucher schon wieder auf dem Platz unten mar.

Dann ging der Professor in das Nebenzimmer zu seiner Frau
hinaus. »Der gute Doktor war da", sagte er, »und hat mir ein
Christkindl gebracht!... Laß nur! Laß nur! Du brauchst es gar
nicht auszumachen! Ich weiß ja doch, daß der Briefbeschwerer
d'rin ist, den voriges Jahr ich ihm geschenkt habe! Er meint
natürlich, ich weiß das nicht mehr I Wird doch recht vergeßlich
jetzt allmählich — der gute liebe Doktor! Na, nächstes Jahr kriegt
er 'n wieder!"

»Hm, hm," murmelte der andere, während er über den Platz
stapfte, „als ob ich nicht wüßte, was in dem Päckchen ist, das er
mir gegeben hat! Natürlich die Aschenschale, die er voriges Jahr
von mir bekommen! Da glaubt er, das merke ich nicht! Das
Gedächtnis läßt halt immer mehr nach beim wackeren Professor!
Nun ja, auf's Jahr bekommt er sie wieder!"

. . . Und so gehen sie schon seit zwanzig Jahren hin und her
— hinüber, herüber — der Briefbeschwerer und die Aschenschale.

Wilhelm Herbert.

^ Ämei LDitlordiiie.

"f~\e$ Königs wohlbeleibter Rat

Ergebt (ich vor dem. Cor der Stadl,
ln einem flckerfelde liebt

Er dem geplagten Landmann zu.
Dann lächelt er auf eig ne flrt
Und murmelt halblaut in den Bart:

Er einen Bauern, der sich miibl,

Im Schweift, mit tiefgebeugtem Rücken. -
Ein Weilchen schaut in guter Ruh'
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zwei Mitleidige"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 135.1911, Nr. 3665, S. 301
 
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