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eim Sternwirt is Lhristbaumverlosung g'we'n. Der Uans
hat bei solche' Sachen nia a' recht's Glück g'habt, aber daß
er a' Uinderbadwanndl g'winnt, sell is eahm dengerst nia passiert,
lhat net viel g'holfen 's Spotten von die andern, denn er hat's
glei' 'n Moshofer Toni g'schenkt - der ko' eh net g'nua solche Sachen
haben. Beim Lsoamgeh' hat 'n ksans no'inal d' Gift 'packt, und
eh er ganga is, hat er sich a' wengerl zum Tisch zuawig'handelt,
da wo die preis g'stand'n san, und g'schwind a' Glas Essiggurken
unter sein' Mantel verschwinden lass'n. „Mei' Lcibg'richt!" hat er
si' denkt, und is mit der Urschl, seiner Alten, hoam'trollt. DL,
sonst recht g'wissenhaft, hat g'sagt: „Recht hast g'habt, a' wengl
'was muaß ma' aa' hoambringa; san mir aa' nob'l g'we'n und Ham
etla Pfund Butter her'geb'n, wenn er aa' a' wengerl ranzig war."
Der Neujahrstag is kemma. Gar so viel gern waar halt der
lhans zum Sternwirt umig'hupft, aber d' Urschl hat net mög'n.
!Do anders hätt's halt iazt an Streit und a' Nordsgaudi 'geb'n.
Aber d' Urschl und der ksans san a' paar richtige Eh'leut'
g'we'n. G'niüatli' san s' am Silvester-Abend dahoamg'sessen. ’n
Sjems hätt's all'weil g'lüst', umiz'geh'n zum Sternwirt, aber d'
Urschl hat g'sagt: ,,d' Musi hörst eh 'rüber, und Bier hol' i' Dir,
was D' magst." Bei dem letzten Wort is sreili a' ganz' Frage-
zeichen über'n ksans sei' G'sicht g'rutscht, aber wia nacha d' Urschl
mit an kalten Schweinsbraten und Essiggurken aus der Auch!
g'walzt is, da is 'n lhans wieder alles recht g'w'en und ’n ärgsten
Durst hat er sich g'rad' aa' net für 'n Abend aufg'hob'n — hat ja
scho' vier Maß na'mi'tag beim Sternwirt abigurg'lt; sell wenn sei'
Alto wissat, kriagat er auf d' Nacht eh koan Schluck mehr! So
aber hat s' eahm an festen Aruag voll g'holt, und drennt 'rüber hat
>na' d' Musi' g'hört, sreili' bloß a' wengl, so diamal d' Baßgeig'n.
Bachlwarni is g'we'n in der Stub'n, und 's Schweinerne mit
die Essiggurken is sakrisch guat g'we'n. Da hat eahm's wei' aa'
no' verraten, daß s' no' a' Krüag'l draußen steh'n hat im Gang,
wo's frisch bleibt und daß s' halt net no'mal furtlaafa muaß.
„Na' glangt's", hat er g'moant. Iazt hat's eahm aber scho'
recht guat g'fall'n dahoam. G'müatli' hat er sich a' Pfeifer!
o'zünd't und hat dischkriert mit der Urschl.
Wias 'n Tisch abg'raanit hat, is eahm cbbs ei'g'fall'n. „Du,
Urschl, hast net a' Glas, so wia dös Gurkenglas is — i' moa, mir
toan, wenn's zwölfe schlagt, a' wengerl Blei gieß'n."
„was fallt Dir ei'", hat d' Urschl g'sagt, „taat mi' Sünde>r
fürchten."
„No woaßt," hat der lhans wieder o'g'hebt, „wenn ma's halt
erfahren könnt', ob d' Uuah a' Uaibi kriagt und ob i' no' Burger-
moaster wer'!" Da hat's da Urschl an' Ruck geb'n, daß ihr bald
der Zopf am Boden abig'sall'n waar. „Dbst no' Burgermoaster
werft? .... Mir kenn« ja a' bißl gieß'n."
Zn a' paar Minuten hat s' scho' a' alt's Glas so wia dös
von de Gurken daherbracht, hat's mit Wasser o'g'füllt und iazt
is 's los'ganga — 's Gieß'n. ’n khans hat's schlecht 'ganga.
All'weil is eahm alles vaschwomma vor de Aug'n. Na hat er d'
Brill'n aufg'setzt. A' wengerl besser, hat er g'moant, is 's 'wor'n
— aber deuten hat er s' halt net kenna, de Bleistgur'n im
Wasser drina.
Da hat d'Urschl g'moant: „Dös Brückl Blei unter de andern
kimmt ma akrat für wia a' Zipflhaub'n." — „Moanst leicht, sell
soll hoaßen, daß i' no' a' lhanswurst wer'?" hat er glei' g'schrian.
Und weil s' halt nix 'rausbracht Ham, san s' in's Bett 'ganga.
D' Urschl hat scho'g'schnarcht wia a' Dampfsäg', und all'weil hat
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eim Sternwirt is Lhristbaumverlosung g'we'n. Der Uans
hat bei solche' Sachen nia a' recht's Glück g'habt, aber daß
er a' Uinderbadwanndl g'winnt, sell is eahm dengerst nia passiert,
lhat net viel g'holfen 's Spotten von die andern, denn er hat's
glei' 'n Moshofer Toni g'schenkt - der ko' eh net g'nua solche Sachen
haben. Beim Lsoamgeh' hat 'n ksans no'inal d' Gift 'packt, und
eh er ganga is, hat er sich a' wengerl zum Tisch zuawig'handelt,
da wo die preis g'stand'n san, und g'schwind a' Glas Essiggurken
unter sein' Mantel verschwinden lass'n. „Mei' Lcibg'richt!" hat er
si' denkt, und is mit der Urschl, seiner Alten, hoam'trollt. DL,
sonst recht g'wissenhaft, hat g'sagt: „Recht hast g'habt, a' wengl
'was muaß ma' aa' hoambringa; san mir aa' nob'l g'we'n und Ham
etla Pfund Butter her'geb'n, wenn er aa' a' wengerl ranzig war."
Der Neujahrstag is kemma. Gar so viel gern waar halt der
lhans zum Sternwirt umig'hupft, aber d' Urschl hat net mög'n.
!Do anders hätt's halt iazt an Streit und a' Nordsgaudi 'geb'n.
Aber d' Urschl und der ksans san a' paar richtige Eh'leut'
g'we'n. G'niüatli' san s' am Silvester-Abend dahoamg'sessen. ’n
Sjems hätt's all'weil g'lüst', umiz'geh'n zum Sternwirt, aber d'
Urschl hat g'sagt: ,,d' Musi hörst eh 'rüber, und Bier hol' i' Dir,
was D' magst." Bei dem letzten Wort is sreili a' ganz' Frage-
zeichen über'n ksans sei' G'sicht g'rutscht, aber wia nacha d' Urschl
mit an kalten Schweinsbraten und Essiggurken aus der Auch!
g'walzt is, da is 'n lhans wieder alles recht g'w'en und ’n ärgsten
Durst hat er sich g'rad' aa' net für 'n Abend aufg'hob'n — hat ja
scho' vier Maß na'mi'tag beim Sternwirt abigurg'lt; sell wenn sei'
Alto wissat, kriagat er auf d' Nacht eh koan Schluck mehr! So
aber hat s' eahm an festen Aruag voll g'holt, und drennt 'rüber hat
>na' d' Musi' g'hört, sreili' bloß a' wengl, so diamal d' Baßgeig'n.
Bachlwarni is g'we'n in der Stub'n, und 's Schweinerne mit
die Essiggurken is sakrisch guat g'we'n. Da hat eahm's wei' aa'
no' verraten, daß s' no' a' Krüag'l draußen steh'n hat im Gang,
wo's frisch bleibt und daß s' halt net no'mal furtlaafa muaß.
„Na' glangt's", hat er g'moant. Iazt hat's eahm aber scho'
recht guat g'fall'n dahoam. G'müatli' hat er sich a' Pfeifer!
o'zünd't und hat dischkriert mit der Urschl.
Wias 'n Tisch abg'raanit hat, is eahm cbbs ei'g'fall'n. „Du,
Urschl, hast net a' Glas, so wia dös Gurkenglas is — i' moa, mir
toan, wenn's zwölfe schlagt, a' wengerl Blei gieß'n."
„was fallt Dir ei'", hat d' Urschl g'sagt, „taat mi' Sünde>r
fürchten."
„No woaßt," hat der lhans wieder o'g'hebt, „wenn ma's halt
erfahren könnt', ob d' Uuah a' Uaibi kriagt und ob i' no' Burger-
moaster wer'!" Da hat's da Urschl an' Ruck geb'n, daß ihr bald
der Zopf am Boden abig'sall'n waar. „Dbst no' Burgermoaster
werft? .... Mir kenn« ja a' bißl gieß'n."
Zn a' paar Minuten hat s' scho' a' alt's Glas so wia dös
von de Gurken daherbracht, hat's mit Wasser o'g'füllt und iazt
is 's los'ganga — 's Gieß'n. ’n khans hat's schlecht 'ganga.
All'weil is eahm alles vaschwomma vor de Aug'n. Na hat er d'
Brill'n aufg'setzt. A' wengerl besser, hat er g'moant, is 's 'wor'n
— aber deuten hat er s' halt net kenna, de Bleistgur'n im
Wasser drina.
Da hat d'Urschl g'moant: „Dös Brückl Blei unter de andern
kimmt ma akrat für wia a' Zipflhaub'n." — „Moanst leicht, sell
soll hoaßen, daß i' no' a' lhanswurst wer'?" hat er glei' g'schrian.
Und weil s' halt nix 'rausbracht Ham, san s' in's Bett 'ganga.
D' Urschl hat scho'g'schnarcht wia a' Dampfsäg', und all'weil hat
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bleigiess'n"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1913
Entstehungsdatum (normiert)
1908 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 138.1913, Nr. 3519, S. 11
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg