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Ko
b»rd). Darin stand auf Seite dreiundsechzig, daß das Komischste,
was es gäbe, die Ansichten des Dichters Übergipster seien.
Den Dichter Übergipster kannte ich persönlich. Ich treffe ihn
immer im Kaffeehaus.
»Das Komischste?" antwortete er wohlwollend und nach-
henklich, „hm, das Komischste ist eigentlich der Dber Franz, der
>>u Hinteren Saal bedient."
„lvarum?"
»lvarinn? Ha, einfach, weil der ganze Kerl komisch ist.
Du brauchst nur zuznschaucn, wie der Mensch die Kaffeekanne
^ält, wenn er eingießt. So 'was Blödes . .
2liu andern Tag studierte ich im Hinteren Saal, wie der Dber
Flanz die Kaffeekanne hielt beim Eingießen. Dann brachte ich
wein Anliegen vor. — „'was Komisches möchten S' wißen, Herr
Doktor?" sagte er, „'was Komischeres als den Droschkenkutscher
hundcrtsiebcnundzwanzia ain Kreuzplatz gibt cs überhaupt nicht
"> der Welt, Herr Doktor."
»Warum?"
»Ja, wissen S’, der is scho' beinah' a' Viech!"
An, Kreuzplatz brachte ich in Erfahrung, daß der Dicnstinann
an der Ecke vom Karlsplatz und der Bahnhofstraße ungeheuer
Wunsch fei. Fast ein Urviech, lautete der Bescheid.
i s ch.
Und der Dienstmann am Karlsplatz belehrte mich, der komischste
Mensch, der ihm je vorgekommen sei, das sei der Professor Spinn-
Huber, der jeden Vormittag Punkt fünf Minuten vor acht Uhr
hier vorbeikomme auf seinem lVcge in's Gymnasium.
Nun ist der Professor Spinnhnber mein Gnkel, muß man
wissen. Also wollte ich 'was Näheres über seine Komik wissen.
„Ja mei'," sagte der Dienstmann, „des kann man net so
sag'n, des müßten Sie selber sch'n, wie der alleweil sein' Huat
'runtertut, wenn ihn.die Schulbuam grüßen."
Als ich darauf meinem Gnkel, dem Professor Spinnhnber,
meine komische Frage vorlegte, verfiel er in ein langes Nach-
denken.
Und schließlich erklärte er, der komischste Mensch, den cs geben
könne, sei meine Tante Therese. Ich sollte nur einmal beobachten,
wie und wie oft und wie lang sic den Staub von den Möbeln
im .Schönen Zimmer' abwische.
Nun hatte ich bei der Tante Therese angefangen. Und es
hätte keinen Zweck gehabt, nochmals zu ihr hinzugehen. Sie
würde mir doch nur wieder die Frau Zwieselmaier empfohlen
haben und so weiter. Der Kreis war jetzt geschloffen, und ich
legte die wortgetreuen Ergebnisse meiner komischen Untersuchung
in diesem Schriftstück nieder. zrih mau«-.
Ko
b»rd). Darin stand auf Seite dreiundsechzig, daß das Komischste,
was es gäbe, die Ansichten des Dichters Übergipster seien.
Den Dichter Übergipster kannte ich persönlich. Ich treffe ihn
immer im Kaffeehaus.
»Das Komischste?" antwortete er wohlwollend und nach-
henklich, „hm, das Komischste ist eigentlich der Dber Franz, der
>>u Hinteren Saal bedient."
„lvarum?"
»lvarinn? Ha, einfach, weil der ganze Kerl komisch ist.
Du brauchst nur zuznschaucn, wie der Mensch die Kaffeekanne
^ält, wenn er eingießt. So 'was Blödes . .
2liu andern Tag studierte ich im Hinteren Saal, wie der Dber
Flanz die Kaffeekanne hielt beim Eingießen. Dann brachte ich
wein Anliegen vor. — „'was Komisches möchten S' wißen, Herr
Doktor?" sagte er, „'was Komischeres als den Droschkenkutscher
hundcrtsiebcnundzwanzia ain Kreuzplatz gibt cs überhaupt nicht
"> der Welt, Herr Doktor."
»Warum?"
»Ja, wissen S’, der is scho' beinah' a' Viech!"
An, Kreuzplatz brachte ich in Erfahrung, daß der Dicnstinann
an der Ecke vom Karlsplatz und der Bahnhofstraße ungeheuer
Wunsch fei. Fast ein Urviech, lautete der Bescheid.
i s ch.
Und der Dienstmann am Karlsplatz belehrte mich, der komischste
Mensch, der ihm je vorgekommen sei, das sei der Professor Spinn-
Huber, der jeden Vormittag Punkt fünf Minuten vor acht Uhr
hier vorbeikomme auf seinem lVcge in's Gymnasium.
Nun ist der Professor Spinnhnber mein Gnkel, muß man
wissen. Also wollte ich 'was Näheres über seine Komik wissen.
„Ja mei'," sagte der Dienstmann, „des kann man net so
sag'n, des müßten Sie selber sch'n, wie der alleweil sein' Huat
'runtertut, wenn ihn.die Schulbuam grüßen."
Als ich darauf meinem Gnkel, dem Professor Spinnhnber,
meine komische Frage vorlegte, verfiel er in ein langes Nach-
denken.
Und schließlich erklärte er, der komischste Mensch, den cs geben
könne, sei meine Tante Therese. Ich sollte nur einmal beobachten,
wie und wie oft und wie lang sic den Staub von den Möbeln
im .Schönen Zimmer' abwische.
Nun hatte ich bei der Tante Therese angefangen. Und es
hätte keinen Zweck gehabt, nochmals zu ihr hinzugehen. Sie
würde mir doch nur wieder die Frau Zwieselmaier empfohlen
haben und so weiter. Der Kreis war jetzt geschloffen, und ich
legte die wortgetreuen Ergebnisse meiner komischen Untersuchung
in diesem Schriftstück nieder. zrih mau«-.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Heueinfuhr 1913"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1913
Entstehungsdatum (normiert)
1908 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 138.1913, Nr. 3542, S. 285
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg