Fliegende Blätter (142.1915 (Nr. 3623-3648))

Humor im Schützengraben.

„Herr Major, Ihr Offiziers-Unterstand ist wirklich stil-
voll eingerichtet." - „Kein Wunder, ich habe ja unter
meinen Reserveleutnants einen Künstler für Innenarchi-
tektur."

—Wunsch. —

2Äas wir im neuen 2ahr uns wünschen
Am Alpenwall, am Nordseestranü:

2m Sieg ein neues, deutsches, freies,

Lin liebes altes Vaterland!

Wilhelm Herbert.

AI) n » n g s v »l l.

Köchin (zum Diener des Doktors, der ans Ansuchen
von dessen Schwiegervater in spe bei der Bcrlobungsfeier
im Servieren Beihilfe geleistet): „Ausgezeichnet haben Sie
Ihre Sache gemacht! Hoffentlich sind Sie am Hochzeitstag
des Herrn Doktor auch noch da!" — Diener: „Ich schon,
wenn die Herrschaften nur auch noch da sind!"

B c st e Gelegenheit.

„Jetzt hat der Malefiz-Pikkolo schon wieder das Bier
ans den Tisch geschüttet!" — „Halt! Nicht wegwischcn l Da
kann ich Euch jetzt gleich die Schlacht in den masurischen
Seen demonstrieren!"

Oes Dichters Fluch.

/^iti Dichter wollte dichten

Ein £ieb in lyrischem Ton,

Doch störte seine Gedanken
Einer Jungfrau Klavierlektion.

Kein Reim konnte ihm gelingen.

Denn es war gar zu toll —

Sie griff stets falsche Töne -
Statt F-Dur nahm sie Eis-Moll.

Da schwoll die Zornesader
Dem gepeinigten Dichtersmann
Und aus des Herzens Tiefen
Hub er zu stuchen an:

„Ich wollte zu Zähnen würde
Die Tastatur am Klavier
Und es täte sich auf ein Rachen
Wie bei einen Tigertier!"

Apoll, der Gönner der Dichter
Und Feind aller schlechten Musik,

Erfüllte den Fluch seines Jüngers
Im selben Augenblick.

Das Klavier ward ein Ungeheuer,

Die Tasten zu Zähnereih'n,

Und ein klaffender Rachen schluckte
Die stümpernde Iungfrau hinein.

tknd heutigentags wünscht noch mancher
Klm inälte Mann:

„O! Hätte ich doch die Fluchkraft
Wie jener Dichtersmann."