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• Rattel und m»cFl. —
gTt^cim Sternhofbauern sind zwei paar pansln und Ukuckln
tS/c\ in den Krieg 'zogen, von den zivci Buben hat nämlich
einer löansl und der ander' ITtucH g'heißen und von den
Rössern auch. Der alt' Sternhofbauer, der selber Anno siebzig
dabei g'mesen ist, hat jedem Buben die lhand 'geben und eine
Tabakspfeifen dazu und hat g'sagt: „palt's Enk tapfer, Bnam,
und kommt's mit Gottes lhilf' g'fund wieder!" Den Rössern aber
hat er noch einmal iiber's paar g'strichcn und auf 'n bfals 'klopft.
Dann ist er in den kfof zurück und hat feine Arbeit anfg'nommen
wie alle Tag'. Das heißt, nicht wie alle Tag': Sondern 's D r e i-
fache hat er g'leist't seitdem — und wann die Bäurin oder sonst
wer abmahnen hat wollen, da hat er g'lacht und g'meint: „Werd'
i' mi' wahrscheinli' anschaug'n lassen von de' Bnam draußen, wo
jeder iatzt 's Siebenfache leisten muaß; denn sieben Feind'
hab'n ma' ja mindestens!"
Wie nachher eine gute Nachricht um die ander' 'kommen ist
vom Feld draußen von den Buben und in der Zeitung auch, da
ist der alt' Sternhofbauer alleweil lustiger und fleißiger 'word'n
und hat mit seiner Zuversicht ulid seinem lhnmor den ganzen
lhof aufrecht g'halten - vor allein d' Bäuerin, die hie und da
gern ein bißl 'greint hätt'. ilnd ’s ganze Dorf hat sich auf--
g'richt't am Sternhosbauern. lvaim diemal einer hat verzagt
oder kleinmütig werden wollen, hat bloß der Pfarrer oder der
Lehrer oder sonst wer z' sagen brauchen: „Schau Dir amal an
Sternhofer o', wia der mit sei'in Beispiel vorangeht als a' echter
Lhristciunensch inid guater Deutscher!" .... und gleich war der
Mißmut bei den andern auch wieder vorbei und sie hab'n g'arbeit't
und g'werkelt und sogar hie und da, wenn der pindenburg oder
sonst einer g'sicgt hat oder 'was anders Gut's passiert ist, 'pfiffen
und g'sungen wie ein Junges.
Langsam ist dann 's Frühjahr daher'kommen und der Stern-
hofbauer hat eines Tags in der Zeitung g'lesen, daß drinn' in
der Stadt Pferd' versteigert werden ans 'm Feindesland. Gleich
ist er 'nein. Wie er am Abend wieder'kommen ist, hat er richtig
zwei davon mit'bracht — einen Franzosen und einen Russen.
„Weil" — hat er g'sagt — ,,mei' Bua, der pansl, in Frankreich
is und mei'Bua, der Uuickl, in Rußland! Woaß Gott, am Lud'
hab'n sie zwoa de Gaul' erobert!"
Und desweg'n ist denn auch das französische Roß pansl
g'heißen word'n und das russische Muckl. Der ksansl, der Franzos',
ist freilich recht ein bockbeiniger Kerl g'wesen und hat sich im
Anfang gar nicht an das Deutsche g'wöhnen wollen und an das
Altbaprifche im besondern. Der Rufs' aber, der schon von außen
ein bißl zottlig ausg'schaut hat, ist ein völlig wilder Teufel
g'wesen, der g'meint hat, er kann's noch treiben wie bei den
Kosaken, bei denen er aufg'wachsen ist. Der Sternhofbauer hat
eine Geduld damit g'habt wie ein Erzengel und hat s' ruhig
eing'spannt und ist auf's Feld 'naus, wie jetzt die Frühjahrssaat
zum Bestellen war. Und gut hat er ihnen zug'red't und den
ganzen Tag mit ihnen dischkriert, daß mancher, der vorbeigeht,
stehen'blieben ist und aufg'horcht hat.
„Schau" - hat er zum lhansl g'sagt, zum Franzosen -
„wia schö' könnt'st d' es iatzt dahoam hab'n und bräucht'st net
de fremde Sprach' z' lerna und 's fremde Feld nmz'ackern und
's fremde Fuatter z' fressen, wann d' g'fcheit g'wesen waarft, du
und bei’ ijerr! pätt's iatzt dös 'braucht, daß ihr cnk habt's
ei'fadeln lassen von de' Engländer' und niacht's dene' an' Bummerl
für nix und wieder nix?l"
Und der kfansl, der das allmählich hat einsehen lernen, hat
• Rattel und m»cFl. —
gTt^cim Sternhofbauern sind zwei paar pansln und Ukuckln
tS/c\ in den Krieg 'zogen, von den zivci Buben hat nämlich
einer löansl und der ander' ITtucH g'heißen und von den
Rössern auch. Der alt' Sternhofbauer, der selber Anno siebzig
dabei g'mesen ist, hat jedem Buben die lhand 'geben und eine
Tabakspfeifen dazu und hat g'sagt: „palt's Enk tapfer, Bnam,
und kommt's mit Gottes lhilf' g'fund wieder!" Den Rössern aber
hat er noch einmal iiber's paar g'strichcn und auf 'n bfals 'klopft.
Dann ist er in den kfof zurück und hat feine Arbeit anfg'nommen
wie alle Tag'. Das heißt, nicht wie alle Tag': Sondern 's D r e i-
fache hat er g'leist't seitdem — und wann die Bäurin oder sonst
wer abmahnen hat wollen, da hat er g'lacht und g'meint: „Werd'
i' mi' wahrscheinli' anschaug'n lassen von de' Bnam draußen, wo
jeder iatzt 's Siebenfache leisten muaß; denn sieben Feind'
hab'n ma' ja mindestens!"
Wie nachher eine gute Nachricht um die ander' 'kommen ist
vom Feld draußen von den Buben und in der Zeitung auch, da
ist der alt' Sternhofbauer alleweil lustiger und fleißiger 'word'n
und hat mit seiner Zuversicht ulid seinem lhnmor den ganzen
lhof aufrecht g'halten - vor allein d' Bäuerin, die hie und da
gern ein bißl 'greint hätt'. ilnd ’s ganze Dorf hat sich auf--
g'richt't am Sternhosbauern. lvaim diemal einer hat verzagt
oder kleinmütig werden wollen, hat bloß der Pfarrer oder der
Lehrer oder sonst wer z' sagen brauchen: „Schau Dir amal an
Sternhofer o', wia der mit sei'in Beispiel vorangeht als a' echter
Lhristciunensch inid guater Deutscher!" .... und gleich war der
Mißmut bei den andern auch wieder vorbei und sie hab'n g'arbeit't
und g'werkelt und sogar hie und da, wenn der pindenburg oder
sonst einer g'sicgt hat oder 'was anders Gut's passiert ist, 'pfiffen
und g'sungen wie ein Junges.
Langsam ist dann 's Frühjahr daher'kommen und der Stern-
hofbauer hat eines Tags in der Zeitung g'lesen, daß drinn' in
der Stadt Pferd' versteigert werden ans 'm Feindesland. Gleich
ist er 'nein. Wie er am Abend wieder'kommen ist, hat er richtig
zwei davon mit'bracht — einen Franzosen und einen Russen.
„Weil" — hat er g'sagt — ,,mei' Bua, der pansl, in Frankreich
is und mei'Bua, der Uuickl, in Rußland! Woaß Gott, am Lud'
hab'n sie zwoa de Gaul' erobert!"
Und desweg'n ist denn auch das französische Roß pansl
g'heißen word'n und das russische Muckl. Der ksansl, der Franzos',
ist freilich recht ein bockbeiniger Kerl g'wesen und hat sich im
Anfang gar nicht an das Deutsche g'wöhnen wollen und an das
Altbaprifche im besondern. Der Rufs' aber, der schon von außen
ein bißl zottlig ausg'schaut hat, ist ein völlig wilder Teufel
g'wesen, der g'meint hat, er kann's noch treiben wie bei den
Kosaken, bei denen er aufg'wachsen ist. Der Sternhofbauer hat
eine Geduld damit g'habt wie ein Erzengel und hat s' ruhig
eing'spannt und ist auf's Feld 'naus, wie jetzt die Frühjahrssaat
zum Bestellen war. Und gut hat er ihnen zug'red't und den
ganzen Tag mit ihnen dischkriert, daß mancher, der vorbeigeht,
stehen'blieben ist und aufg'horcht hat.
„Schau" - hat er zum lhansl g'sagt, zum Franzosen -
„wia schö' könnt'st d' es iatzt dahoam hab'n und bräucht'st net
de fremde Sprach' z' lerna und 's fremde Feld nmz'ackern und
's fremde Fuatter z' fressen, wann d' g'fcheit g'wesen waarft, du
und bei’ ijerr! pätt's iatzt dös 'braucht, daß ihr cnk habt's
ei'fadeln lassen von de' Engländer' und niacht's dene' an' Bummerl
für nix und wieder nix?l"
Und der kfansl, der das allmählich hat einsehen lernen, hat
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hier" "Hansl und Muckl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3635, S. 157
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg