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Er stürzt davon und

kehrt bald zurück: „Jetzt wirst Du hoffentlich zufrieden fein, hier bringe ich ein Stangerl
Porzellankitt!"

——o*-- Der Diplc-mar. ->->

u" — sagt die Frau Inspektor beim Abendessen ZU ihrem Mann — „wenn Du heut'
an Deinem Mittwochstammtisch den Doktor triffst, könntest Du doch einmal den versuch
machen, herausznbringen, warum ihre Elsa im letzten Augenblick nicht den Apotheker genommen
hat, mit dem sie ja bekanntlich so lange ein Techtelmechtel unterhielt, sondern den Assessor,
der so gut wie gar keine Aussichten zu haben schien — sang's aber schla n an, rat' ich Dir!
Denn Dn weißt, der Doktor ist ein großer Fuchs. In unserem Donnerstagskaffeekränzchen
brennen sic darauf und ich habe mich so halb und halb verpflichtet, die Wahrheit morgen
mitzubringen — es wäre mir sehr unangenehm, wenn ich mein Wort nicht einlösen könnte!"

Der Inspektor wirft sich in die frischgestärkte ksemdenbrust und antwortet, höchst ge-
schmeichelt von dem ihm entgegengebrachten vertrauen und erfreut über die selbstverständlich
damit zusammenhängende erhebliche Verlängerung der ehelichen Polizeistunde: „Pah! Das

Der Diplomat.

ist eine Kleinigkeit für mich! Den Doktor
wickle ich ja um den Finger. Ich muß
ihn nur erst in die richtige Stimmung
kommen lassen — das braucht Zeit,
weißt Du — dann vertraut er mir alles
an. Laß mich nur machen I Morgen
früh erfährst Du, was Du wissen willst !"
„Ist recht!" lächelt sie gnädig. „Denn
aus seiner Frau bringen sechs Teufel
nichts heraus!"

Der Inspektor, der sich in diesem
Augenblick nicht bloß sechs, sondern
zwanzig Teufeln überlegen weiß, be-
ruhigt sie noch einmal mit einer groß-
artigen lsandbewegnng und entfernt
sich dann im Vollgefühl seiner hoch-
wichtigen Sendung.

Allerdings der Doktor ist ein Schlau-
cherl in kolio. Aber, um der Gattin einen
Gefallen zu erweisen, kann man schon
einmal selber auch einen Geniestreich
vollbringen, das verlohnt sich ja wieder.
„Also schlau wie ein halb Dutzend
Füchse!" schwört er sich beim Betreten
des Stammgasthauses .. . Danach han-
delt er. Zunächst einmal — weil er
weiß, was für ein leidenschaftlicher
Aartenspieler sein Freund, der Doktor,
ist und wie er dabei, um einen Pfennig
zu gewinnen, die Laus um den Balg
schindet — läßt er den Doktor bei dem
üblichen ksaferltarock unter heroischer
Selbstverleugnung gewinnen bis zur
Bewußtlosigkeit. Mit blutendem lherzcn
„patzt" er selbst, daß er sich das Miß-
fallen und den Zorn der anderen Mit-
spieler zuzieht. Tr nimmt aber all'
diese Unannehmlichkeiten in der Erwar-
tung eines günstigen Zeitpunktes hin,
in dein sein Freund aus übersprudeln-
der Siegeslust unüberlegt genug ge-
worden ist, um auf vorsichtige Fragen
mit seinen Familiengeheimnissen heraus-
znrückcn. Aber die Politik, deren leb-
hafte Erörterung nach ausgehobenem
Spiele einsetzt, gibt keine Gelegenheit
zur Anbahnung solcher Fragen — und
der Inspektor, der selber ein wütender
Politiker ist, streitet erhitzt mit »tid
sieht sich so am Schluß des Stamm-
tischabends plötzlich mit Schrecken dem
positiven Nichts gegenüber, während
der Doktor nicht bloß zwei Mark beim
lhaferltarock gewonnen, sondern auch
mit seinen politischen Anschauungen
den Sieg davongetragen hat. ver-
zweifelt blickt der Inspektor ans die
Trümmer seines Planes. Das verleitet
ihn zu einem Schritt von höchster Selbst-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kasperliade"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kasperltheater
Kasperl
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3649, S. 9

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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