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Oer Diplomat.

Verleugnung - freilich auch, wenn er gelingt, von überlegenem
Geschick. „Du" — sagt er — „wie wär's, weuu wir noch in den
Ratskeller gingen — ich Hab' heut' eine besonders günstige Nach-
richt bekommen und spendier' eine Flasche!" ... Der Vorschlag wird
natürlich von dem Doktor mit Begeisterung ausgenommen und die
anderen Kerren, die davon wind kriegen, laden sich, jeden Groll
vergessend, in treuer mitgenießender Freundschaft selber dazu ein.

Kein Wunder, daß der Flaschen nicht bloß eine, sondern sogar
verschiedene werden. Rein Wunder auch, daß der Inspektor, als
ihn seine Gemahlin am andern Morgen - nachsichtig trotz seines
späten kseimkommens -- fragt: „Nun, und Elsa?!" — kein Wunder
also, daß er sie da mit seinem ziemlich schweren Kopf fassungslos
anstarrt wie ein ganz junger bsenschreck einen vor ihm auftanchen-
den Klapperstorch. „Ich" - - stammelt er — „ich — er" .. .

Da wendet sie ihm mit einem unbeschreiblichen Blick hoheits-
voll den Rücken und läßt ihn allein. „Arm am Beutel, krank
am kferzen", sitzt er auf dem Kanapee. Aber er kann ihr doch
nicht sagen, daß er rein nichts mehr weiß — weder ob er den
Doktor wegen der Elsa und dem Apotheker und dem Assessor ge-
fragt — noch, was der geantwortet — noch überhaupt irgend
etwas von dem, was im Ratskeller gesprochen worden ist ... .
über seine ganze Erinnerung hat sich ein dichter rheinweindnf-
tender Schleier gebreitet.

„vielleicht dämmert's mir im Lauf' des Tages wieder!"
tröstet er sich. . . . Doch es dämmert ihm nicht. Wohl aber legt
seine Frau beim Abendessen, wütend vom Kränzchen heimgekehrt,
los: „Na, Du bist mir ja ein netter Kundschafter! — In den
Erdboden hätt' ich heut' sinken mögen, wie die Doktorin beim
Kränzchen angefangen hat! . . . Diesen kfohn und Spott! . . .
Mich wundert's jetzt noch, daß ich nicht geplatzt bin. — Nicht
bloß, daß Du von ihm nichts über die Elsa herausgebracht
hast ... in dem Schwips, den er Dir um Dein Geld ange-
säuselt hat, hat Dir selber der Doktor eine Menge Sachen
von uns abgelockt, die sie jetzt behaglich anskramt: Daß ich
inich mit der Regierungsrätin wegen eines Zwetschgenmarmelade-
rezexts zerkriegt Hab' — daß wir rückwärts in dem gelben
Zimmer Wanzen hatten — daß uns der Gnkel Theodor weaen
der alten zähen Kirchweihgans, an der er sich den Magen ver-
dorben, enterbt hat daß — daß — daß — o, mir schaudert
die lfaut — ich bin die unglücklichste Frau von der Welt — ich
lass' mich von Dir scheiden, Du entsetzlicher Mensch Du, Du Unge-
heuer, Du „Diplomat" Du" . . .

Da erhebt er sich plötzlich in grimmem Zorn und schlägt mit
der kfand auf den Tisch, „ksör' Du! Jetzt ist's genug! Red', was
Dn willst" — schreit er — „aber das sag' ich Dir ein für alle-
mal: Diploinat bin ich keiner!".,.

8° Bergessenc K nn st. •§==*•• —

der

„Schau, der alte Bauer unterrichtet seinen kleinen Enkel im Schreiben!" - „Rein, umgekehrt ist's,
Enkel unterrichtet den Großvater . . . der ist nämlich kürzlich znm Gemeindevorsteher ernannt worden!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vergessene Kunst"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schreibtafel
Großvater <Motiv>
Karikatur
Schreiben
Enkel <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3649, S. 10

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