Fliegende Blätter (143.1915 (Nr. 3649-3674))

Dem Nachtvogt, schon vom Wachen
müd.

Fiel er just in die Äand —

Er mußte mit ihm tanzen gleich
And kam aus Rand und Band.
Der Bürgermeister ging in's Amt.
Er war ein fleißiger Mann,

Der stets zuerst in's Rathaus kam.
Das Schelten fing er an
And riß dein Vogt in heiligem
Zorn

Den Besen aus der Äand —
Das ward ein Bürgermeistertanz
Rings um den Brunnenrand.
Vom Fenster sah es seine Frau
And lief herunter schnell.

Da hopste schon und sprang mit ihr
Der wilde Äexeng'sell.
i Die alte Köchin Trude kam

\ Zn heißer Not herbei.

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Im nächsten Nu — da tanzte sic
Mit mörderischem G'schrei.

Der Spritzcnhauptmann, der das sah.

Rief flink die Feuerwehr.

Bald hüpfte, walzte die und sprang
Toll ans dein Platz umher.

Der Schule Meister kam des Wegs
Mit seiner Knaben Schar.

Er haschte hilfsbereit den Stock.

Da war die Ordnung gar.

Die Buben — und die Mägdlein d'rauf
Mit ihrer Lehrerin,

Sie tanzten alle wie verrückt
Bis zu der Schule hin.

And weiter ging der grause Spuk:

Es tanzte Schmied und Wirt,

Die Milchfrau und der Bäckerbub,

Die Musizi zu viert.

Es tanzte Ratsherr, Schreiber, Bot',

Die hohe Polizei.

Da war's mit jedem Anterschied
Im Städtlein flugs vorbei.

Weiß Gott, was noch geschehen Uhu-’,
Kam' nicht die Jungfer Gret',

Die nichts int Leben lieber als
Gerade tanzen tät.

Die kleine Äexe brach den Spuk.

Denn selbst der Besen kam
Mit ihr um seine Kraft und fiel
Zur Erde steif und lahm.

Sie tanzt' noch frisch und froh allein,
Als er im Winkel lag
And sich längst nicht mehr rühren könnt'. —
Sie tanzt de» ganzen Tag-

Wilhelm Herbert.