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aber schwillt blau auf — nach ein Ruck uub der Fels weicht,
reißt bas ganze brüchige Gestein ringsum mit sich — uub mit
nngeheu'rer Wucht poltert bie vernichtenbe Lawine hinunter
uub erschlägt beu ahnungslosen Feinb ...

„Ich bank' bir halt schön, mein Edelweiß I" murmelt ber
Aubres unb beugt sich über beu Abgrunb, in betu es totenstill
'worben ist. Da herein kommt keiner mehr.

Die Scharfschützen liegen hinter bem Gewänb'. So oft
es fchnackelt, reißt's brüben auf ben Bergen einen welschen
in bie höh', ber sein Gewehr fallen läßt unb mit einem
wilben Schrei ober auch gleich ganz stumm zusammenbricht.
Die Tiroler haben nicht umsonst von frühester Jugend an
ihren Stutzen in's Herz geschlossen. Lin Ang', bas bie Gams
— wann sie nur wie ein winziges pünkterl an ber wanb
hängt — gleichwohl scharf erkennt, unb eine Hand, bie mit
eiserner Ruh' b'rauf hinhält, versagt bei ber ernsten Menschen-
jagb umsoweniger, als bie heiße Lieb' zum Vaterland unb ber
grimme haß gegen ben heimtückischen Einbrecher jetzt jeben
Nerv noch eigens stählt nnb spannt. Ganz wie Anno dazumal
zu Anbreas Hofers Zeiten.

Ganz wie Anno baznmal sinb auch bie Frauen uub Mäbcheu
mit ansgezogeu unb haben ihre Väter nnb Briiber, ihre
Männer unb Liebsten nicht im Stich gelassen, hinter ben
Kämpfenden halten sie, unbekümmert um bie feinblichen Ge-
schosse, reichen ihnen Munition unb Nahrung nnb Übernehmen
sofort bie pflege, wenn ein welsches Blei einen ber wackeren
trifft.

Gegen ben Kopf hat ber Toni einen Schlag gespürt, wie
wann ihn einer mit einem schweren Eisen auf bie Stirn
hämmern tat'. Dann ist's ihm schwarz vor ben Augen 'worben.
Vor feinem inneren Blick aber fliegen bie Silber. Die Evi
sieht er, seinen heimlichen Herzeusschah, ber er's boch noch
nie gebeichtet, weil sie alleiveil so viel stolz getan unb ihn
angeschant hat, als hätt' sie einen Eiskeller statt einem heißen
Dirnblherzen in ber Brust. Liner umsonst nachlaufen, sie um
ein bißl Lieb' anbetteln nnb sich zu guter Letzt noch — zum
Gespött ber aubcrit — einen Korb holen auch, bas ist nicht
jebeiu feine Sach', befonbers nicht bie vom Toni. Aber ein
Lbelweißsträußl hat sie an jebem taufrischen Sonntagsmorgen
vor ihretn Fenster gcfuttbcu nnb — wenn fie auch nie ber-
gleichen getan - ber Toni hat gewußt, wer's all'weil ttt ber
Nacht vorher vom höchsten Grat für sie hernntergeholt. . .

Da weckt ihn ein kühler Verbanb auf, ben eine weiche
warme ffaub um seine Stirne breitet. Mühsam schaut er in
bie höh' unb sieht ein verwelktes Lbelweißsträußl an einer
jungen Brust unb
blickt in ein paar
Augen, bie ihn heut'
so ganz anbers au®
schauen wie sonst —
ber Helle Sonnenschein
bricht in sein Herz.

„Evi!" murmelt
er — fast wie ein
Juchzer klingt's.

„halt' still itzt!"
sagt sie leis unb lieb.

Ebel weiß. 81.

,,I' halt' schon still!" murmelt er. „Ganz still" .. . unb schließt
bie Augen wieber — zufrieden — glücklich — auf ewig . . .

Litte Kompanie Lanbesschützen zieht aus — auf jeber Mütze
bas leuchtenbe Ebelweiß uub ein alter fcharfgeschuittener Kopf barunter.

„Ls ist rührenb" — sagt wer in ber bichten Reihe, bie an ber
Straße steht — „bie schimmernben Alpensterne uub bie silbernen
Schläfen!"

„Ja! Ja!" entgegnet ein auberer ernst unb froh. „Zwiefach
Ebel-Weiß!" . . . ,,, Wilhelm Herbert.

Sv ist das Lcbc».

„Heut' holen Sie sich ja selber Ihr Bier, Herr Wamperl, dös
hat doch Ihr kleiner Seppl sonst so schön besorgt?" - „Ja, ja,
Herr Nachbar damit ist'S schon wieder zu Eud'! Wenn ma>i die

Bub'u mit vieler Mühe endlich so weit ang'lernt hat, da müssen s'
in d' Schul'!"

Zll spät.

„Daß Sie auf Ihre alten Tage noch geheiratet haben, lieber
Kollege'?" — „Es war mir zu einsam geworden üt meinem Hause!"
— „Sehen Sie, ich hab's immer gesagt, Sie hätten's machen müssen
tvie ich und sich einen Kanarienvogel anschaffen oder einen Laubfrosch ...
da kommen Sie nimmer aus solche Gedanken!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Edelweiß" "So ist das Leben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Wolfgang
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gebirge <Motiv>
Fahrrad
Edelweiß
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3655, S. 81

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