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142

Tro st.

Gast: „Saperment, Herr Wirt,von
dem Wein kriegt man Leibschmerzen!"
- Wirt (tröstend): „Na, er kostet ja
auch nur achtzig Pfennige die Flasche
, . . dafür kann man schon etwas aus-
halten!"

Das Manko.

„Haben Sie schon etwas über das
Ergebnis der Kasseurevision gehört?"
— „Man munkelt, es mankelt!"

Das kleinere Übel.

Bekannter: „Ich begreife nicht,
wie Sic die unreifen Gedichte Ihres
Schwiegersohnes in Verlag nehmen
können!" — Buchhändler: „Was
soll ich machen? Er hat gedroht, an-
dernfalls würde er sich ans die Malerei
werfen.... dann muß ich ihm seine
Bilder abkaufen!"

Der Gebnrtstagskuche».

„Es wäre mir interessant, liebe Frau Müller,
welcher Kausalnexus Sie alljährlich einmal veranlaßt,
die Tatsache meiner Verkörperung mit einem abge-
stumpften Hefenteig-Kegel in Verbindung zu bringen."

Andere A n s i ch t.

Arzt: „Ihrer Frau sehlt's an der
Galle!" — Schuster: „Und ich Hab'
immer denkt, sie hat z'viel!"

Kathederblüte.

In einer höheren Lehranstalt dik-
tiert der Herr Chemieprofessor seinen
Schülern: „Destilliertes Wasser ist
färb-, geruch- und geschmacklos!" und
bemerkt dazu: „Es schmeckt aber

scheußlich." _

Gegenseitig.

Professor (berühmter Philo-
soph) : „Ihr Wirtschaftsbuch, Babctte,
haben Sie aber so unübersichtlich ge-
führt, daß ich absolut nicht daraus klug
werde!" — Haushälterin (pikiert):
„Na, mit Ihren Büchern geht's mir
genau so, Herr Professor. . . daraus
kann ich auch nicht klug werden!"

(Fatale Zweideutigkeit.) (Ein Konzertbericht) ... Auch die zum Schlüsse von Fräulein Wauda Mohnkopf
vorgetragenen drei Schlummerlieder verfehlten ihre Wirkung auf das Publikum nicht.

-Die Feder. —

’s mar einmal einer im Feindesland, der ein erbärmliches
Handwerk trieb — das Lügen. Lr log um Geld. Aber nicht
mit Worten, die — schnell gesprochen — meist schnell im wind
verweh'n. Lr log mit der Feder auf Bestellung und das, was
er schrieb, wurde von Millionen leichtgläubiger, erregter, rach-
und haßgieriger Menschen mit leidenschaftlicher Inbrunst cinge-
sogen und wie die lauterste heiligste Wahrheit geglaubt. Bon
armen belgischen Bindern log er, die durch deutsche Soldaten an
Händen und Füßen jamuiervoll verstümmelt worden seien — von
wehrlosen Frauen und Mädchen, denen deutsche „Barbaren" er-
bärmlich mitgespiclt — von blutüberströmten Verwundeten, die
sie gefoltert und gequält — von waffenlosen Gefangenen, die
sic inißhandclt, getötet oder langsamen Hungers hätten sterben
lassen - von Kirchen, die sie ohne Bot zusammengeschossen —
von Stätten der Kunst und Wissenschaft, die sie hohnlächclndcn
Mundes sonder Kriegszweck vernichtet hätten... und noch hunderter-
lei andere Niedertracht.

weil man aber alles viel eher glaubt, wenn es gedruckt steht,
und weil man bei den Feinden das Unsinnigste mit Begeisterung
glaubt, wenn es gegen uns ist, wenn es uns als gefühllose,
ungerechte, grausame Menschen darstellt, wurden alle seine Lügen
für bare Münze hingenommen und stifteten unsägliches Unheil,
da sie die Völker nur noch stärker verblendeten, verbitterten und
bewirkten, daß den Unseren zehnmal mehr Leid, Unrecht und
harte rohe Behandlung zuteil wurde, wenn sie in Feindeshand
fielen.

Lr aber, der all das verschuldete, zählte hämisch lächelnd das
Geld, das er sich dadurch erlog, und freute sich an dein Unheil,
das er angerichtet.

Lines Tages jedoch, mährend er wieder an dein Schreibtische
saß und einen seiner Lügenbcrichte verfaßte, rührte eine kalte
Hand an sein Genick und, wie er erschrocken umsah, stand der
Teufel vor ihm und zeigte ihm das bis zum letzten Saiidkörnchcn
abgelaufene Stundenglas.

Dann holte ihn der.

Uiid als der Missetäter in der Hölle vor die Richter der Unter-
welt trat, die jedciii Art unb Maß der Strafe für seine Sünden
zuerkennen, da sprach der Teufel, der ihil geholt, als bitterer
Ankläger: „Sehet hin auf die lvelt voll Llcnd, Haß uiid Mord -
das alles hat er mitverschuldet »iid die Flammen, statt sie mit
der großen Macht, die ihm gegeben, zu miudern oder doch zu
läutern, nur noch stets iiiehr geschürt und ihre Lohe verpestet!"

Da erkaniitcii sie, daß sein besonderes vcrschuldcii eine be-
sondere Sühne erheische, die iiichts gemein habeii sollte mit den
Strafen, wie sie die meisten der verdammten davontragen.

„Geh' hin" — sprach der oberste der Richter — „und rede
hinfort die reine Wahrheit! Ruhelos und ohne Rast soll
dein Geist auf der Lrde »mherirren, bis du allen denen, die
deine Lügen eingesogcn, die Wahrheit gesagt hast! Das soll
deine Strafe sein!"

Seitdem durchirrt sein Schatten, bebend und zitternd vor der
Unzahl seiner Lügen, ächzend und an den eigene» Worten er-
stickend, die Lrde. Widerwilligen bleichen Mundes und doch von
dem ewige» Spruche gezwungen, tritt er im Traum an das Bett
seiner Bpser, die »m seiner Lügen willen gehaßt, gemordet, ge-
plündert und gebrannt haben, die um seiner Lügen willen ihr
einzig Kind und ihren letzten Heller hingegeben haben. „Ls ist
nicht wahr, was ich dir gesagt!" klingt sein unheimliches
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Geburtstagskuchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Geburtstag <Motiv>
Kuchen
Vergleich
Älterer Mann
Haushaltshilfe

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3660, S. 142

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