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Und da küßte der junge Mann das Mädchen und beide wußten
eine Meile nichts von der Welt. — Sic hatten sich so lieb.

Und dann weinte das Mädchen.

„Daß Du wieder fort mußt — jetzt, wo wir uns gefunden
haben I" sagte es leis.

Da ging ein Leuchten über das Gesicht des Mannes. „Zuerst
das Vaterland, mein Lieb!" — —

Das Glück flog weiter. Zwei Blumen hatte es noch, zwei
Menschen durfte es noch glücklich machen. —

Es kam an ein freundliches kleines bfans, das halb verborgen
int Grünen lag.

Da hinein trat das Glück.

Ls ging durch ein paar trauliche kleine Zimmer, ohne daß
ihm jemand begegnete. Und daun kam es zu einer ganz jungen
Mutter. Neben ihrem Bett stand eine kleine Wiege mit hell-
blauem Vorhang. — D'rinnen schlief ein kleiner herziger Bub.

Auf sein Bettchen legte das Glück seine zweite Blume.

Die junge Mutter sah ihr Kind an. — „Mein süßer Bub I"
sagte sie leis und froh, „mein Bubi"

Aber dann wurden ihre lieben blauen Augen von Tränen
verdunkelt.

„Wer weiß, ob Du noch einen Vater hast, armer Kleiner!
Vielleicht streckt ihn eben jetzt eine grausame Kugel zu Boden!"

Und über die blassen Wangen rannen leuchtende Tränen.
„Du verlangst viel — Vaterland!"

Der Abend nahte. Noch hatte das Glück feine letzte Blume
nicht hergegeben. — Da kam es auf's Schlachtfeld. Schmerz und
Leid hatten es fortweisen wollen. — „Was tust denn du hier?" —
„Ich will einen glücklich machen!" hatte es leis und schlicht ge-
sagt. —

Die Nacht senkte sich herab.

Da kam das Glück zu einem, der rang mit dem Tode. Die
Lippen hatte er zusammengepreßt in wahnsinnigem Schmerz.

Lr war im Leben nicht gut gewesen und hatte viele Menschen
unglücklich geniacht — am meisten seine Mutter. — —

Und dem legte das Glück seine letzte Blume auf die tod-
wunde Brust. — Sein Blut färbte sie rot.

Aber die schmerzverzerrten Züge glätteten sich — die großen
dunklen Augen öffneten sich weit und über das blasse Gesicht
breitete sich ein seliges sieghaftes Leuchten: „Mutter — ich habe
— — gesühnt!" — —

Das kleine Glück aber flog heim — zum lieben Gott. — —

£. D.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Blumen des Glücks"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3665, S. 201

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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