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wenn in einer Festung . . .
^Mier Lehrer vogelmaicr von IIIc hatte den seiner, Leitfaden
für das Rechnen in den Mittelstufen' umgearbeitet. Es
war nötig. Der kleine braune ,peiner' war irrt Frieden heraus-
gekommen, aber jetzt war Krieg.
vor dem Kriege war es ja vernünftig zu berechnen: Wenn
8<> Maurer bei zehnstündiger Arbeitszeit ein paus in jso Tagen
erbaue», wie viele Arbeiter find bei einer achtstündigen Arbeits-
zeit nötig, um dasselbe paus in MO Tagen zu bauen?
Aber jetzt im Kriege, wo die päuser massenhaft zusammen-
geschossen wurden, hatte es keinen Zweck, sie im Schweiße der
Rechenstnnde wieder auszubauen. So dachte der Lehrer Vogel-
maier von IIIc und arbeitete den friedlichen peiner in einen
kriegerischen peiner um.
Als ich in seine Rechenstunde kam, diktierte er gerade: „Die
Lebensmittel einer Festung reichen 300 Tage für eine Besatzung
von jo 000 Mann, wie lange würden sie für eine Besatzung von
— von — sagen wir einmal — drei Millionen Mann ausreichen?"
Die kleinen Federn kritzelten. Der Alfred Börner in der
dritten Bank hatte es zuerst: „Sie würden einen Tag ausreichen",
verkündigte er.
„Stimmt," sagte der Lehrer, „aber es wundert mich, daß cs
der Moritz pirsch in der ersten Bank nicht herausgebracht hat."
„Weil es falsch ist", sagte der.
„Was ist denn falsch?" sagte der Lehrer halb beleidigt.
„lveil die drei Millionen in keiner Festung Platz hätten, perr
Lehrer."
„Wenn sie aber nun doch Platz hätten", sagte der Lehrer
Vogelmaier ärgerlich.
„Dann wäre es doch falsch," beharrtc der Moritz fjirfdj, „weil
man drei Millionen Portionen gar nicht in einem Tage austeilen
kann."
„Dummes Zeug," sagte der Lehrer, „wir rechnen jetzt die
Aufgabe anders: wenn in einer Festung joooo Mann mit den
vorhandenen Lebensmitteln zoo Tage reichen, wie lange würden
— würden — sagen wir einmal — JOO Mann damit reichen?"
Die kleinen Federn kritzelten. Wieder hatte der Alfred Börner
das Ergebnis zuerst. „30000 Tage!" schrie er.
„Ist gut," sagte der Lehrer, „aber der Moritz Pirsch hat
wieder gar nicht mitgerechnet."
„Weil's falsch ist", sagte Moritz Pirsch vergnügt.
„Was soll denn wieder falsch sein?" brauste der Lehrer aus.
„Hundert Bogen Briefpapier hat mir die Tante gefdficft;
darauf muß ich "mal endlich antworten und ihr eine Feldpost-
karte schreiben." __
Äommt vor.
Er harrt im bombensichern Unterstand
Des Sturms, bereit für's Vaterland zum Tode.
Sie aber träumt nur von der Mode
In ihrem bombensichern Unverstand.
v. WemLen.
„Weil sic so lange gar nicht leben können, sondern vorher
futsch sind, perr Lehrer."
„Ich nehme aber an, sie lebten doch so lange, dummer Junge."
„Dann — dann sind die Lebensmittel vorher futsch."
von diesem Tage an hat der Lehrer Vogelmaier von der
Ille die kriegerische Umarbeitung des braunen ,peiner' ausge-
geben. Fritz Müller.
Großer Entschluß.
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wenn in einer Festung . . .
^Mier Lehrer vogelmaicr von IIIc hatte den seiner, Leitfaden
für das Rechnen in den Mittelstufen' umgearbeitet. Es
war nötig. Der kleine braune ,peiner' war irrt Frieden heraus-
gekommen, aber jetzt war Krieg.
vor dem Kriege war es ja vernünftig zu berechnen: Wenn
8<> Maurer bei zehnstündiger Arbeitszeit ein paus in jso Tagen
erbaue», wie viele Arbeiter find bei einer achtstündigen Arbeits-
zeit nötig, um dasselbe paus in MO Tagen zu bauen?
Aber jetzt im Kriege, wo die päuser massenhaft zusammen-
geschossen wurden, hatte es keinen Zweck, sie im Schweiße der
Rechenstnnde wieder auszubauen. So dachte der Lehrer Vogel-
maier von IIIc und arbeitete den friedlichen peiner in einen
kriegerischen peiner um.
Als ich in seine Rechenstunde kam, diktierte er gerade: „Die
Lebensmittel einer Festung reichen 300 Tage für eine Besatzung
von jo 000 Mann, wie lange würden sie für eine Besatzung von
— von — sagen wir einmal — drei Millionen Mann ausreichen?"
Die kleinen Federn kritzelten. Der Alfred Börner in der
dritten Bank hatte es zuerst: „Sie würden einen Tag ausreichen",
verkündigte er.
„Stimmt," sagte der Lehrer, „aber es wundert mich, daß cs
der Moritz pirsch in der ersten Bank nicht herausgebracht hat."
„Weil es falsch ist", sagte der.
„Was ist denn falsch?" sagte der Lehrer halb beleidigt.
„lveil die drei Millionen in keiner Festung Platz hätten, perr
Lehrer."
„Wenn sie aber nun doch Platz hätten", sagte der Lehrer
Vogelmaier ärgerlich.
„Dann wäre es doch falsch," beharrtc der Moritz fjirfdj, „weil
man drei Millionen Portionen gar nicht in einem Tage austeilen
kann."
„Dummes Zeug," sagte der Lehrer, „wir rechnen jetzt die
Aufgabe anders: wenn in einer Festung joooo Mann mit den
vorhandenen Lebensmitteln zoo Tage reichen, wie lange würden
— würden — sagen wir einmal — JOO Mann damit reichen?"
Die kleinen Federn kritzelten. Wieder hatte der Alfred Börner
das Ergebnis zuerst. „30000 Tage!" schrie er.
„Ist gut," sagte der Lehrer, „aber der Moritz Pirsch hat
wieder gar nicht mitgerechnet."
„Weil's falsch ist", sagte Moritz Pirsch vergnügt.
„Was soll denn wieder falsch sein?" brauste der Lehrer aus.
„Hundert Bogen Briefpapier hat mir die Tante gefdficft;
darauf muß ich "mal endlich antworten und ihr eine Feldpost-
karte schreiben." __
Äommt vor.
Er harrt im bombensichern Unterstand
Des Sturms, bereit für's Vaterland zum Tode.
Sie aber träumt nur von der Mode
In ihrem bombensichern Unverstand.
v. WemLen.
„Weil sic so lange gar nicht leben können, sondern vorher
futsch sind, perr Lehrer."
„Ich nehme aber an, sie lebten doch so lange, dummer Junge."
„Dann — dann sind die Lebensmittel vorher futsch."
von diesem Tage an hat der Lehrer Vogelmaier von der
Ille die kriegerische Umarbeitung des braunen ,peiner' ausge-
geben. Fritz Müller.
Großer Entschluß.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Weinlese" "Großer Entschluß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3671, S. 267
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg