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Der Meister der Spinnen.
hn Hof des indischen Fürsten Ben Hapnri konnte jeder
nach seinem Geschmack selig werden. Denn der Rajah
hatte ein gutes Herz, einen vollen Säckel und einen
‘ ~ Palast, der mit allen seinen Sälen, Gärten 1111b Neben-
gebäuden ein Stadtviertel umfaßte. So kam es denn wohl, daß
allerhand fahrendes und nichtsnutziges Gesindel von Gauklern
und Tagdieben seine Güte mißbrauchte und ans seine Kosten ein
schwelgerisches Faulenzerlebcn führte. Zugleich aber war auch
eine große Anzahl von Gelehrten und Künstlern nur ihn ver-
sammelt, die von der Freigebigkeit des Fürsten zum wohle der
Menschheit und zur Bereicherung ihres Wissens und Könnens
itutzbringenden Gebrauch machten.
Unter den Meisen der Hofhaltung befand sich auch Nesti, den
sie alle den Meister der Spinnen nannten. Denn sein ganzes
Leben und Forschen gehörte den wunderbar verzweigten und ver-
ästelten Geflechten der fleißigen Tierlein. Man sah ihn tagsüber,
oft aber auch in nrondhellen Nächten vor Gartenpfortctl ntid
Manerecken, an Torbögen und Säulengängen sitzen und den feit-
famcn und für den Unkundigen geheimnisvollen Webereien feine
Aufmerksamkeit widmen. Häufig bediente er sich dabei eines
sonderbaren Spiegels, den er sich selbst ans einem hellen Rubin
znrcchtgeschliffen hatte, worin sich alle Dinge des Lebens und
so insbesondere auch die Spinnennetze rosig und heiter ansahen.
Kein Wunder, daß deshalb auch Nesti zumeist schmunzelte
und daß ihn nichts — weder die Unbilden der Witterung noch
gelegentliche Krankheiten noch der leise oder laute Spott der
vorübergehenden — aus seiner ruhigen, froheit, selbstzufriedenen
Laune zu bringen vermochte.
Gft stand Ben Hapnri, der Fürst, der gar gerne alle seine
Gelehrten besuchte und sich um ihre Forschungen eifrig kümmerte,
auch bei dem Alten, wenn dieser dem Tagwerk einer emsigen
Spinne folgte, die hier und dort ihren Faden anknüpste und
Der Meister der Spinnen.
hn Hof des indischen Fürsten Ben Hapnri konnte jeder
nach seinem Geschmack selig werden. Denn der Rajah
hatte ein gutes Herz, einen vollen Säckel und einen
‘ ~ Palast, der mit allen seinen Sälen, Gärten 1111b Neben-
gebäuden ein Stadtviertel umfaßte. So kam es denn wohl, daß
allerhand fahrendes und nichtsnutziges Gesindel von Gauklern
und Tagdieben seine Güte mißbrauchte und ans seine Kosten ein
schwelgerisches Faulenzerlebcn führte. Zugleich aber war auch
eine große Anzahl von Gelehrten und Künstlern nur ihn ver-
sammelt, die von der Freigebigkeit des Fürsten zum wohle der
Menschheit und zur Bereicherung ihres Wissens und Könnens
itutzbringenden Gebrauch machten.
Unter den Meisen der Hofhaltung befand sich auch Nesti, den
sie alle den Meister der Spinnen nannten. Denn sein ganzes
Leben und Forschen gehörte den wunderbar verzweigten und ver-
ästelten Geflechten der fleißigen Tierlein. Man sah ihn tagsüber,
oft aber auch in nrondhellen Nächten vor Gartenpfortctl ntid
Manerecken, an Torbögen und Säulengängen sitzen und den feit-
famcn und für den Unkundigen geheimnisvollen Webereien feine
Aufmerksamkeit widmen. Häufig bediente er sich dabei eines
sonderbaren Spiegels, den er sich selbst ans einem hellen Rubin
znrcchtgeschliffen hatte, worin sich alle Dinge des Lebens und
so insbesondere auch die Spinnennetze rosig und heiter ansahen.
Kein Wunder, daß deshalb auch Nesti zumeist schmunzelte
und daß ihn nichts — weder die Unbilden der Witterung noch
gelegentliche Krankheiten noch der leise oder laute Spott der
vorübergehenden — aus seiner ruhigen, froheit, selbstzufriedenen
Laune zu bringen vermochte.
Gft stand Ben Hapnri, der Fürst, der gar gerne alle seine
Gelehrten besuchte und sich um ihre Forschungen eifrig kümmerte,
auch bei dem Alten, wenn dieser dem Tagwerk einer emsigen
Spinne folgte, die hier und dort ihren Faden anknüpste und
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Überraschung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3673, S. 292
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg