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Per 111 e i ft e r der Spinnen.
schlang, sich bald herabließ, bald hinanfkletterte und so allmählich
ein Werk von wundervoller lsarmonie und einer Bedeutung schuf,
die freilich unter Tausenden nicht einer zu erkennen vermochte.
Hur 2.tcfti verstand den tieferen Sinn dieser Gewebe offenbar.
Denn er nickte dabei oft mit dem Kopf, lauerte daun wieder
zehn Minuten lang in atemloser Spannung und brach plötzlich,
wenn er irgendeinen Zusammenhang durch sein Rubinglas er-
kundet, in ei» mächtiges fröhliches Gelächter ans.
Lines Tages, als er feine Wißbegier nicht länger bezwingen
konnte, sagte der Fürst: „Willst Pu denn keinen Schüler an-
nehmen — und was begehrst Pu Lehrgeld?"
„Keinen außer Pich — und Pein frohes Lebenslachen soll
mein Lohn sein! vergiß nimmer und nirgends auf das
Retz der Spinnen, Ifcrr!" antwortete der Meister und rückte
ein wenig, daß der Fürst sich neben ihm auf die moosige Baus
niederlassen konnte, die im Park vor einer lhecke stand, durch
deren Äste man den ganzen Palast in allen seinen Teilen gut
überschauen konnte. Port hatte eine besonders eifrige Spinne ein
funkelndes und glitzerndes Geflechte von Ast zu Ast gewoben und
spann emsig noch immer weiter daran.
Per Fürst folgte eine Weile der unermüdlichen und ziel-
bewußten Arbeit der Spinne, die da einen Faden knüpfte, dort
einen anderen löste uud damit kühn eine Brücke über einen Ab-
grund schlang, immer aber wieder irgendeine Überraschung be-
reitete, deren Endziel und Zweck man noch nicht erkennen konnte.
„Sehr interessant!" sagte Ben Ifapuri. „Wirklich sehr inter-
essant! Aber ich weiß trotzdem nicht..."
Pa schmunzelte der Meister der Spinnen und reichte ihm das
Glas, lind plötzlich erkannte der Fürst, rosenrot überhaucht und
gar luftig anzusehen, eine Welt von ungeahnten Zusammenhängen.
Er sah, wie sich der Faden von dem Gberhofküchenmeister zu dem
Stumpfnäschen der hübschen Küchenelevin und von dieser zu ihrem
Schatz, dem armen Kameltreiber, hinüberschlang, der auf solche
Weise ein einträgliches Pöstchen als Speisenträger erhielt. Er
sah, wie von der vertrauten Waschfrau der Prinzessin Sum-Suri
ein ganzes Netz von Fäden zu ihren sämtlichen Vettern und
Freunden und den Freunden ihrer Freunde ausging, die so alle
nicht schlecht versorgt wurden. Und er sah gar vieles andere
und feilt Antlitz erheiterte sich immer mehr und mehr und er
lachte endlich ans vollem Ifalse.
„Brav!" nickte da sein Lehrmeister und schmunzelte. „Ich
sehe, Pn hast Talent!"
Plötzlich aber erblickte Ben Ifapuri seine eigene Lieblings-
gemahlin Saiffa und gewahrte, wie sich von ihr Faden um Faden
nnd immer noch ein neuer zu dem Basar des Perlenhändlers
lönmsum hin und wieder spann und dort eine leuchtende Hals-
kette stets enger und enger eingarnte. lind der Fürst sah sich
selbst und bemerkte, wie an seiner Begriffsstützigkeit die von
Saissa zwischen dem Perlenbande und ihm geflochtenen Fäden
immer wieder, so fein sie gesponnen waren, abglitten.
„(D ich Ifeupferd I Jetzt versteh' ich erst ihre üble Laune!"
rief Ben kfapuri, sprang auf und eilte znm Palast, wo er sofort
nach dem Perlenhändler schickte. Per Meister der Spinnen aber
hob das rosenfarbene Glas auf, das jener in der Eile wegge-
worfen, nnd beobachtete mit Vergnügen, wie sich über den Turban
des schlau lächelnden Händlers weg ein neuer Faden vom Iferzen
des Fürsten zu dem der schönen Saissa spann. . . .
w. ß
-H*-
ks kam 6efc 1)I.
Cs kam Sefehl, — so über stacht,
Drei stiämier gingen in die Schlacht.
Oer erste hatte Tränen im Stich,
kr lieft eine frnn, jitiei fiinölein juriitf.
Der ;weite ging tiefernst hinaus,
Der führte ein großes stattliches Haus.
Der Dritte aber lachte und fang.
Oer hatte nichts. — sthm war nicht
bang.
Und als darnach drei stionde vorbei,
Da standen am Schlachtfeld der firenje
drei,
Sei jedem eine Inschrift dabei,
Die gleich und für; es meldet der Welt:
„stier ruht ein steld!"
0. llanetschek.
—In Rußland. —
Auf dem Boden meines Quartiers befindet sich ein Raum mit
etivas Stroh. Auf diesem sind !!2 Mann von einer ArbeitSkom-
pagnie untergebracht. Gestern sitze ich nun am Schreibtisch, die
Tür' wird geöffnet und herein tritt ein Landstnrmmann mit einer
großen Mistgabel. Auf meine erstaunte Frage: „Nanu, ivas wollen
denn Sie hier mit der
Gabel?" erhielt ich in
aller Nahe im echten
Berliner Dialekt die Antwort:
„Nach oben jehn und die Betten
machen!"
A n s d e r K iuder st u b e.
„lim Himmels willen — welch ein Gestank! Was treibt Ihr
denn da, Kinder?" — „Ach Mutti, wir spielen bloß Sturmangriff
und haben dazu 'n bißchen den Gashahn aufgedreht."
U u v e r f r 0 r c 11.
Gnädige: „Life, Sie haben sich ja wieder die minderwertige
elektrische Birne aufschwatzen lassen!" — Dienstmädchen: „Ach
wirklich! Na, die halt nicht lange! — Da kriegen wir wieder bald
a' neue!" _
Per 111 e i ft e r der Spinnen.
schlang, sich bald herabließ, bald hinanfkletterte und so allmählich
ein Werk von wundervoller lsarmonie und einer Bedeutung schuf,
die freilich unter Tausenden nicht einer zu erkennen vermochte.
Hur 2.tcfti verstand den tieferen Sinn dieser Gewebe offenbar.
Denn er nickte dabei oft mit dem Kopf, lauerte daun wieder
zehn Minuten lang in atemloser Spannung und brach plötzlich,
wenn er irgendeinen Zusammenhang durch sein Rubinglas er-
kundet, in ei» mächtiges fröhliches Gelächter ans.
Lines Tages, als er feine Wißbegier nicht länger bezwingen
konnte, sagte der Fürst: „Willst Pu denn keinen Schüler an-
nehmen — und was begehrst Pu Lehrgeld?"
„Keinen außer Pich — und Pein frohes Lebenslachen soll
mein Lohn sein! vergiß nimmer und nirgends auf das
Retz der Spinnen, Ifcrr!" antwortete der Meister und rückte
ein wenig, daß der Fürst sich neben ihm auf die moosige Baus
niederlassen konnte, die im Park vor einer lhecke stand, durch
deren Äste man den ganzen Palast in allen seinen Teilen gut
überschauen konnte. Port hatte eine besonders eifrige Spinne ein
funkelndes und glitzerndes Geflechte von Ast zu Ast gewoben und
spann emsig noch immer weiter daran.
Per Fürst folgte eine Weile der unermüdlichen und ziel-
bewußten Arbeit der Spinne, die da einen Faden knüpfte, dort
einen anderen löste uud damit kühn eine Brücke über einen Ab-
grund schlang, immer aber wieder irgendeine Überraschung be-
reitete, deren Endziel und Zweck man noch nicht erkennen konnte.
„Sehr interessant!" sagte Ben Ifapuri. „Wirklich sehr inter-
essant! Aber ich weiß trotzdem nicht..."
Pa schmunzelte der Meister der Spinnen und reichte ihm das
Glas, lind plötzlich erkannte der Fürst, rosenrot überhaucht und
gar luftig anzusehen, eine Welt von ungeahnten Zusammenhängen.
Er sah, wie sich der Faden von dem Gberhofküchenmeister zu dem
Stumpfnäschen der hübschen Küchenelevin und von dieser zu ihrem
Schatz, dem armen Kameltreiber, hinüberschlang, der auf solche
Weise ein einträgliches Pöstchen als Speisenträger erhielt. Er
sah, wie von der vertrauten Waschfrau der Prinzessin Sum-Suri
ein ganzes Netz von Fäden zu ihren sämtlichen Vettern und
Freunden und den Freunden ihrer Freunde ausging, die so alle
nicht schlecht versorgt wurden. Und er sah gar vieles andere
und feilt Antlitz erheiterte sich immer mehr und mehr und er
lachte endlich ans vollem Ifalse.
„Brav!" nickte da sein Lehrmeister und schmunzelte. „Ich
sehe, Pn hast Talent!"
Plötzlich aber erblickte Ben Ifapuri seine eigene Lieblings-
gemahlin Saiffa und gewahrte, wie sich von ihr Faden um Faden
nnd immer noch ein neuer zu dem Basar des Perlenhändlers
lönmsum hin und wieder spann und dort eine leuchtende Hals-
kette stets enger und enger eingarnte. lind der Fürst sah sich
selbst und bemerkte, wie an seiner Begriffsstützigkeit die von
Saissa zwischen dem Perlenbande und ihm geflochtenen Fäden
immer wieder, so fein sie gesponnen waren, abglitten.
„(D ich Ifeupferd I Jetzt versteh' ich erst ihre üble Laune!"
rief Ben kfapuri, sprang auf und eilte znm Palast, wo er sofort
nach dem Perlenhändler schickte. Per Meister der Spinnen aber
hob das rosenfarbene Glas auf, das jener in der Eile wegge-
worfen, nnd beobachtete mit Vergnügen, wie sich über den Turban
des schlau lächelnden Händlers weg ein neuer Faden vom Iferzen
des Fürsten zu dem der schönen Saissa spann. . . .
w. ß
-H*-
ks kam 6efc 1)I.
Cs kam Sefehl, — so über stacht,
Drei stiämier gingen in die Schlacht.
Oer erste hatte Tränen im Stich,
kr lieft eine frnn, jitiei fiinölein juriitf.
Der ;weite ging tiefernst hinaus,
Der führte ein großes stattliches Haus.
Der Dritte aber lachte und fang.
Oer hatte nichts. — sthm war nicht
bang.
Und als darnach drei stionde vorbei,
Da standen am Schlachtfeld der firenje
drei,
Sei jedem eine Inschrift dabei,
Die gleich und für; es meldet der Welt:
„stier ruht ein steld!"
0. llanetschek.
—In Rußland. —
Auf dem Boden meines Quartiers befindet sich ein Raum mit
etivas Stroh. Auf diesem sind !!2 Mann von einer ArbeitSkom-
pagnie untergebracht. Gestern sitze ich nun am Schreibtisch, die
Tür' wird geöffnet und herein tritt ein Landstnrmmann mit einer
großen Mistgabel. Auf meine erstaunte Frage: „Nanu, ivas wollen
denn Sie hier mit der
Gabel?" erhielt ich in
aller Nahe im echten
Berliner Dialekt die Antwort:
„Nach oben jehn und die Betten
machen!"
A n s d e r K iuder st u b e.
„lim Himmels willen — welch ein Gestank! Was treibt Ihr
denn da, Kinder?" — „Ach Mutti, wir spielen bloß Sturmangriff
und haben dazu 'n bißchen den Gashahn aufgedreht."
U u v e r f r 0 r c 11.
Gnädige: „Life, Sie haben sich ja wieder die minderwertige
elektrische Birne aufschwatzen lassen!" — Dienstmädchen: „Ach
wirklich! Na, die halt nicht lange! — Da kriegen wir wieder bald
a' neue!" _
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In Russland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3673, S. 293
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg