40 Nicht tief hinein in das Liederherz schau»?!
Bei den meisten bleibt freilich der Beifall dünn.
Der ist zu schüchtern und der zu kühn.
Beim andern — da lobt und schilt je ein Drittel
Und die übrigen gähnen gelangweilt: „So mittel!"
Schon zog der Sänger schier endlose Reih'
Ohne Erfolg an dem Rate vorbei —
Da tritt einer leichten Fußes heraus.
Die Augen hell, das Blondhaar kraus.
Der greift in die Saiten und singt dazu. . .
Still wie zur Andacht wird's im Nu.
Die Spatzen selber am Brunnenrohr
Latten ei» im Baden und Zwitscherchor.
Mer jung ist im Kreise, der atmet tief auf —
Vom Lerzen quillt es ihn: heiß herauf.
Manch' Altem aber ein Seufzer stahl
Sich über die Lippen: „Es war einmal" . . .
Nun ist er zu Ende. Noch bleibt cs still,
Als ob jeder vom Traum erst erwachen will.
Dann aber braust ein Jubel los.
Wie Sankt Georg keinen gehört so groß —
Und des Lerrn Bürgermeisters gestrenge Gnaden
Nimmt würdig den Eichenkranz aus der Laden
Und drückt ihn dem Sieger auf die Stirn.
Aber manch' schwarz', braune, goldene Dirn'
Drängt sich mit glühenden Wangen herfür.
Sie fassen des Nosenwagens Geschirr —
Sie raffen die duftende Blütenkelte
And reihen sich alle um die Wette:
Den Sänger der Frauen zur Festwiese hi»
Wollen die süßen Mägdelein zieh'».
Und durch das lärmende Volksgedränge
Führen den Wagen sie mit Gepränge,
Bis draußen auf dem grünen Plan
Sie ihrer Begeisterung genug getan.
Die Türe offnen und Rosen
streu»:
„Nun steig' herfür, Du Sänger
fein!"
Da mit lachendem Übermut
Springt schelmisch heraus ei»
junges Blut —
Und baß verwundert, zornig
dazu,
Rufen sie alle: „Ei, Gretl,
DU?!
Was willst denn Du auf des
Dichters Platz?!" —
„Wie?!" lacht sie. „Bin ich denn nicht sein Schatz?!
Wer gab ihm das herrliche Lied wohl ein.
Sollt' 's nicht die Liebe gewesen sein?!
Auch der Preis darum füglich gehälftet ward:
Ihm der Eichenkranz und mir die Nosenfahrtl" ...
Da lächeln sie still. Jede denkt für sich:
„Recht hat sie! Was wär' meiner ohne mich?!"
Wilhelm Herbert.
Beleidigungen.
„Sagt 'mal, warum habt Ihr Euch eigentlich mit Eurem Nach-
bar gezankt?" — „Er hat gesagt, das Rindvieh tangt in diesem
Jahre nichts." — „Ja, ja — das ist » unangenehmer Mensch -
der wird immer gleich persönlich."
Der Herr Professor
auf dem Wege znm und —
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. "p 0 V<>-
bei der Rückkehr vom Professoren-Kongreß.
Bei den meisten bleibt freilich der Beifall dünn.
Der ist zu schüchtern und der zu kühn.
Beim andern — da lobt und schilt je ein Drittel
Und die übrigen gähnen gelangweilt: „So mittel!"
Schon zog der Sänger schier endlose Reih'
Ohne Erfolg an dem Rate vorbei —
Da tritt einer leichten Fußes heraus.
Die Augen hell, das Blondhaar kraus.
Der greift in die Saiten und singt dazu. . .
Still wie zur Andacht wird's im Nu.
Die Spatzen selber am Brunnenrohr
Latten ei» im Baden und Zwitscherchor.
Mer jung ist im Kreise, der atmet tief auf —
Vom Lerzen quillt es ihn: heiß herauf.
Manch' Altem aber ein Seufzer stahl
Sich über die Lippen: „Es war einmal" . . .
Nun ist er zu Ende. Noch bleibt cs still,
Als ob jeder vom Traum erst erwachen will.
Dann aber braust ein Jubel los.
Wie Sankt Georg keinen gehört so groß —
Und des Lerrn Bürgermeisters gestrenge Gnaden
Nimmt würdig den Eichenkranz aus der Laden
Und drückt ihn dem Sieger auf die Stirn.
Aber manch' schwarz', braune, goldene Dirn'
Drängt sich mit glühenden Wangen herfür.
Sie fassen des Nosenwagens Geschirr —
Sie raffen die duftende Blütenkelte
And reihen sich alle um die Wette:
Den Sänger der Frauen zur Festwiese hi»
Wollen die süßen Mägdelein zieh'».
Und durch das lärmende Volksgedränge
Führen den Wagen sie mit Gepränge,
Bis draußen auf dem grünen Plan
Sie ihrer Begeisterung genug getan.
Die Türe offnen und Rosen
streu»:
„Nun steig' herfür, Du Sänger
fein!"
Da mit lachendem Übermut
Springt schelmisch heraus ei»
junges Blut —
Und baß verwundert, zornig
dazu,
Rufen sie alle: „Ei, Gretl,
DU?!
Was willst denn Du auf des
Dichters Platz?!" —
„Wie?!" lacht sie. „Bin ich denn nicht sein Schatz?!
Wer gab ihm das herrliche Lied wohl ein.
Sollt' 's nicht die Liebe gewesen sein?!
Auch der Preis darum füglich gehälftet ward:
Ihm der Eichenkranz und mir die Nosenfahrtl" ...
Da lächeln sie still. Jede denkt für sich:
„Recht hat sie! Was wär' meiner ohne mich?!"
Wilhelm Herbert.
Beleidigungen.
„Sagt 'mal, warum habt Ihr Euch eigentlich mit Eurem Nach-
bar gezankt?" — „Er hat gesagt, das Rindvieh tangt in diesem
Jahre nichts." — „Ja, ja — das ist » unangenehmer Mensch -
der wird immer gleich persönlich."
Der Herr Professor
auf dem Wege znm und —
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bei der Rückkehr vom Professoren-Kongreß.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorspann" "Der Herr Professor"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3705, S. 40
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg