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X>as ^anbeii-Q^Vaoli.
jjj|er Michel i(t blockiert, o web!
%v Hun können wir nicht malen . .!“
Da [cbwamm der Michel unter See
tlnd sprach zu den neutralen:
„leb bring’ euch Jarben wallerecht,
lieht höret aut zu flennen
Und zeiget, dah beim Aasserrecht
Ihr Jarbe wollt bekennen 1“
Krampus.
Am Schalter.
Die kleine Leni (zum Beamten): „An' recht schön’ Gruß
von der Mutta, und ob’s Reißen vom Herrn Sekretär Wieder
besser mär'; un’ die Taut' Marei mär’ gekommen itn’ halt’ ein
Dutzend Eier mit’bracht, un’ der Peterl mär’ auf Urlaub mit
’m Eisernen, uu' dem Onkel Bartl sei’ Kuh hält' heut' Nacht
'kalbt, und a’ Fünfpfennig-Briefmark' fallt' i' halt mitbringa!"
Die Schablone.
er bferr Vorstand blieb, als er das Gebäude betrat, im
Gauge stehen und schaute dem Maler zu, der da schon
beit dritteir Tag die Mände schgblonierte. „lfm" —
sagte er leutselig zu dem Gehilferr — „ich stelle mir das doch
entsetzlich langweilig und stumpfsinnig vor, so Tag für Tag immer
nach den: vorgezeichneten Muster arbeiten zu müssen — äuch nicht
einen einzigen Hinselstrich nach eigenem Millen und eigener Idee
hm zu dürfen — so ganz ein Sklave der paxiertyrannei I" —
Der Graukoxf lachte. „Missen Sie" — sagte er — „wenn man
das einmal so dreißig Jahre lang macht wie ich, da gewöhnt
man's. und weiß es gar reicht mehr anders und einen Vorzug
hat's ja auch: Man braucht nicht so viel zu denken dabei I" . . .
D i e' S ch a b l o rr e.
Kopfschüttelnd begab sich der Vorstand in fein Zimmer und mur-
melte : „Märe mir direkt unerträglich!"
Als er den Einlauf durchsah, stieß er auf ein Aktenstück,
das ihm rricht paßte. <£r las es noch einmal und ruirzelte die
Stirne. Dann drückte er auf die Klingel. „Ich lasse Ejcrrn Müller
bitten!"
Der junge Mann mit der freien offenen Stirn urrd den Hellen
klugen Augen trat in der irächsten Minute herein, „bferr vor-
staird haben befohlen!"
Dieser hatte feilten Rock zugeknöpft und stand groß und ge-
wichtig vor dem Untergebenen. „Ja, lieber Müller" — sagte er
etwas steif — „ich habe Sie in der Tat zu sprechen gewünscht.
Sie haben da wieder einmal eine Sache in einer Meise behandelt,
die ganz gegen die herkömmliche Praxis in der Erledigung solcher
Dinge ist. Ich muß doch sehr und jetzt ein für allemal bitten,
von solchen Eigenmächtigkeiten abzusehen und sich an die wohl-
erprobten und hier allein zulässigen Formen zu halten, die nun
einmal von mir für Behandlung derartiger Sachen eingeführt und
gebilligt sind!"
Der junge Mann mar rot geworden. In seinen Augen
blitzte es. „Herr Vorstand" — sagte er — „es ist mir natürlich
nichts ferner gelegen als der Gedanke, eine Ligenmacht begehen
zu wollen. Aber ich glaube doch bescheiden bemerken zu dürfen,
daß dieser Fall nicht so gelagert ist wie die gewöhnlichen. Der
Mann hat eine an einer akuten Krankheit schwer darnieder-
liegende Frau. Menu hier erst der übliche Meg eingeschlagen
worden wäre, könnte die Frau längst gestorben sein — darum habe
ich ihm sofort einen kleinen Betrag angewiesen. Überall paßt die
Schablone ja doch nicht! Manches geht kürzer, einfacher, besser!"
„Kürzer?! — Linsacher? 11 — Besser?!!! — Scha-
blone?11lI — Mein Herr, was erlauben Sie sich?!" schnaubte
ihn da der Vorstand an und schien bis zur Decke zu wachsen,
„wie können Sie sich unterstehen, altehrwürdige, eingelebte und
erprobte Maximen mit solchen respektlose», verletzenden und hand-
werksmäßigen Ausdrücken zu belegen?!"
„Das wollt' ich ja natürlich nicht!" sagte der junge Mann
schüchtern. „Es ist mir halt so herausgerutschtI"
„Ja, ja!" nickte der Vorstand und lächelte überlegen. „Diese
jugendliche Unbedachtsamkeit! Ich will auch diesmal noch Ihr
Verhalten in der Sache und Ihr heutiges Benehmen dieser jugend-
lichen Unbedachtsamkeit zu gute rechnen. Denn an sich bin ich
Widerspruch überhaupt nicht gewohnt. Man pflegt die aus besserer
Einsicht und wohlwollendem Herzen kommenden Weisungen und Er-
mahnungen seiner Vorgesetzten schweigend hinzunehmen. Merken
Sie sich das!"
Still, den Kopf voll jagender Gedanken, ging der junge Mann.
Der Vorstand aber widmete sich mit gewohntem Eifer der Er-
ledigung seiner umfangreichen Aufgabe. Ls wurde Mittag, ehe
er noch daran gedacht hätte. — Als er, genau zur üblichen Mi-
nute, das Haus verließ, stand der Maler noch an seiner Arbeit.
„Schrecklich!" murmelte der Vorstand vor sich hin und schüttelte
den Kopf. „Könnt' ich nicht anshalten — diese ewige, trockene,
mechanische, einförmige Farbenklexerei I" von w-mden.
Originelle Bezeichnung.
Besucher: „Wohl Ihr Seliger da auf dem Bilde Y" — ® a nt e:
„Nein; mein Bräutigam, der kurz vor der Hochzeit gestorben ist!"
— Besucher: „So so, also der zukünftige Selige?"
X>as ^anbeii-Q^Vaoli.
jjj|er Michel i(t blockiert, o web!
%v Hun können wir nicht malen . .!“
Da [cbwamm der Michel unter See
tlnd sprach zu den neutralen:
„leb bring’ euch Jarben wallerecht,
lieht höret aut zu flennen
Und zeiget, dah beim Aasserrecht
Ihr Jarbe wollt bekennen 1“
Krampus.
Am Schalter.
Die kleine Leni (zum Beamten): „An' recht schön’ Gruß
von der Mutta, und ob’s Reißen vom Herrn Sekretär Wieder
besser mär'; un’ die Taut' Marei mär’ gekommen itn’ halt’ ein
Dutzend Eier mit’bracht, un’ der Peterl mär’ auf Urlaub mit
’m Eisernen, uu' dem Onkel Bartl sei’ Kuh hält' heut' Nacht
'kalbt, und a’ Fünfpfennig-Briefmark' fallt' i' halt mitbringa!"
Die Schablone.
er bferr Vorstand blieb, als er das Gebäude betrat, im
Gauge stehen und schaute dem Maler zu, der da schon
beit dritteir Tag die Mände schgblonierte. „lfm" —
sagte er leutselig zu dem Gehilferr — „ich stelle mir das doch
entsetzlich langweilig und stumpfsinnig vor, so Tag für Tag immer
nach den: vorgezeichneten Muster arbeiten zu müssen — äuch nicht
einen einzigen Hinselstrich nach eigenem Millen und eigener Idee
hm zu dürfen — so ganz ein Sklave der paxiertyrannei I" —
Der Graukoxf lachte. „Missen Sie" — sagte er — „wenn man
das einmal so dreißig Jahre lang macht wie ich, da gewöhnt
man's. und weiß es gar reicht mehr anders und einen Vorzug
hat's ja auch: Man braucht nicht so viel zu denken dabei I" . . .
D i e' S ch a b l o rr e.
Kopfschüttelnd begab sich der Vorstand in fein Zimmer und mur-
melte : „Märe mir direkt unerträglich!"
Als er den Einlauf durchsah, stieß er auf ein Aktenstück,
das ihm rricht paßte. <£r las es noch einmal und ruirzelte die
Stirne. Dann drückte er auf die Klingel. „Ich lasse Ejcrrn Müller
bitten!"
Der junge Mann mit der freien offenen Stirn urrd den Hellen
klugen Augen trat in der irächsten Minute herein, „bferr vor-
staird haben befohlen!"
Dieser hatte feilten Rock zugeknöpft und stand groß und ge-
wichtig vor dem Untergebenen. „Ja, lieber Müller" — sagte er
etwas steif — „ich habe Sie in der Tat zu sprechen gewünscht.
Sie haben da wieder einmal eine Sache in einer Meise behandelt,
die ganz gegen die herkömmliche Praxis in der Erledigung solcher
Dinge ist. Ich muß doch sehr und jetzt ein für allemal bitten,
von solchen Eigenmächtigkeiten abzusehen und sich an die wohl-
erprobten und hier allein zulässigen Formen zu halten, die nun
einmal von mir für Behandlung derartiger Sachen eingeführt und
gebilligt sind!"
Der junge Mann mar rot geworden. In seinen Augen
blitzte es. „Herr Vorstand" — sagte er — „es ist mir natürlich
nichts ferner gelegen als der Gedanke, eine Ligenmacht begehen
zu wollen. Aber ich glaube doch bescheiden bemerken zu dürfen,
daß dieser Fall nicht so gelagert ist wie die gewöhnlichen. Der
Mann hat eine an einer akuten Krankheit schwer darnieder-
liegende Frau. Menu hier erst der übliche Meg eingeschlagen
worden wäre, könnte die Frau längst gestorben sein — darum habe
ich ihm sofort einen kleinen Betrag angewiesen. Überall paßt die
Schablone ja doch nicht! Manches geht kürzer, einfacher, besser!"
„Kürzer?! — Linsacher? 11 — Besser?!!! — Scha-
blone?11lI — Mein Herr, was erlauben Sie sich?!" schnaubte
ihn da der Vorstand an und schien bis zur Decke zu wachsen,
„wie können Sie sich unterstehen, altehrwürdige, eingelebte und
erprobte Maximen mit solchen respektlose», verletzenden und hand-
werksmäßigen Ausdrücken zu belegen?!"
„Das wollt' ich ja natürlich nicht!" sagte der junge Mann
schüchtern. „Es ist mir halt so herausgerutschtI"
„Ja, ja!" nickte der Vorstand und lächelte überlegen. „Diese
jugendliche Unbedachtsamkeit! Ich will auch diesmal noch Ihr
Verhalten in der Sache und Ihr heutiges Benehmen dieser jugend-
lichen Unbedachtsamkeit zu gute rechnen. Denn an sich bin ich
Widerspruch überhaupt nicht gewohnt. Man pflegt die aus besserer
Einsicht und wohlwollendem Herzen kommenden Weisungen und Er-
mahnungen seiner Vorgesetzten schweigend hinzunehmen. Merken
Sie sich das!"
Still, den Kopf voll jagender Gedanken, ging der junge Mann.
Der Vorstand aber widmete sich mit gewohntem Eifer der Er-
ledigung seiner umfangreichen Aufgabe. Ls wurde Mittag, ehe
er noch daran gedacht hätte. — Als er, genau zur üblichen Mi-
nute, das Haus verließ, stand der Maler noch an seiner Arbeit.
„Schrecklich!" murmelte der Vorstand vor sich hin und schüttelte
den Kopf. „Könnt' ich nicht anshalten — diese ewige, trockene,
mechanische, einförmige Farbenklexerei I" von w-mden.
Originelle Bezeichnung.
Besucher: „Wohl Ihr Seliger da auf dem Bilde Y" — ® a nt e:
„Nein; mein Bräutigam, der kurz vor der Hochzeit gestorben ist!"
— Besucher: „So so, also der zukünftige Selige?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Am Schalter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3707, S. 70
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg