St. Markus UNd die Rinder.
117
wie früher das Horn an den Mund. Bloß dem altehrwürdigen
fiinfhnndertvierzigjährigen St. Markus, der aus dem Staunen nicht
herauskommt, dürfte es manchmal nicht ganz geheuer gewesen
sein, Heute aber sollte ihm wohl das Ärgste widerfahren, dem
guten alten St. Markus. Das kam nämlich so: Als sich die Kleinen
berieten, welches der vielen Spiele an die Reihe käme, da rief
die siebenjährige Anneliese dazwischen: „Hört einmal! wenn
Ihr ,Jakob wo bist du?' spielen wollt, dann will ich Luch einen
ganz neuen Anszählreim verraten."
Der Vorschlag wurde cifrigst angenommen und das kleine Volk
scharte sich neugierig um die aufgeweckte Gespielin. St. Markus
auf dem Kirchenportal neigte ebenfalls sein Haupt etwas vor,
um besser zu hören, während Anneliese begann:
„Hindenburg, das ist der Mann,
Der die Russen salzen kann.
Einmal hier, einmal dort,
Aber stets am rechten Brt.
Bauet auf des Helden Stärke,
Hindenburg ist stets am Werke.
Struwwelpeter, Zixfelhans,
Ja, der Hindenburg, der kann's l
Alle Kinder groß und klein,
Sollen ihm recht dankbar sein.
Du bist's, Florian!"
Und da geschah's. während die Kleinen vor Freude in die
Händchen klatschten, fiel dem Lvangelimann an der Spullenbcrger
Kirche vor Sprachlosigkeit das schwere, steinerne, uralte Buch aus
den zitternden fänden und zerschellte unten in tausend Stücke.
Verdutzt blickten die Kinder sich um und ihre Gesichter
verrieten einige Angst. Die überlegene Anneliese aber zuckte
nur die Achsel und bemerkte mit einer bedauerlichen
Miene, den Blick auf St. Markus gerichtet: „Dn lieber
Gott! Es ist ja wirklich kein Wunder. Der gute
St. Markus da oben ist ja schon sehr, sehr alt und
hat schon die ganzen Jahre so recht leidend d'reingc-
schcn!"
Kinde rm u »d.
„Mutter, gehören meine Ohren zu meinem Hals oder zu meinem
Gesicht?" — „Wieso denn, Fritzchen?" — „Na, Du hast doch der
Minna gesagt, sie solle mein Gesicht waschen, und da will sie jetzt
die Ohren auch waschen!" . . .
Geistesgegen wart.
Gnädige: „llm Gottes willen, Marie, da ist ein Blumentopf
vom Balkon gefallen, gerade einem vorübergehenden Herrn ans den
Kopf. Schließen Sic schnell die Korridortür ab und schreibeiOSie
d'ran: Verreist!"
^sic fühlt man so sehr, daß
man ans Erden wandelt, als
wenn man ans allen Himmeln
fällt. _ 3. Kx.
^ennser betrogen wird, tröstet
sich der Dumme, schämt sich der
Gescheite und wundert sich der
Schlaue. 3. sp.
Jas Wort: „Ach, wie schade!" kann man so ans-
sprechen, daß cs klingt wie: „Gott sei dank!"
Iß. is. w.
dsichts ist oft so langlebig jemand in bösen Dingen
wie Dinge, die sich überlebt vertrauen, heißt: sich ihm unicr-
haben. v. §. w. werfen. _ 3. sf.
Mie groß unsere Rastlosigkeit, unser Kampf im
Leben ist, ersehen wir ani besten daraus, daß die
darauf folgende Ruhe eine ewige ist. 3. s,>.
Anderen die Wahrheit sagen
Und sich selbst belügen, ist in
gleicher Weise gefährlich.
3. Sp.
Allein sein, heißt, in Gemeinschaft mit Menschen
leben zu müssen, mit denen man keine Gemein-
schaft hat. _____ «. «.
Hs ist ein gutes Zeichen,
wenn die Abwesenheit eines
sehr ruhigen Menschen anffällt.
«. n.
—GcINntli ch. —
Gast (eilt Fremdenzimmer mietend): „Diese Glocke ist wohl
für Sie bestimmt?" — Hausknecht: „Ja, es gibt schon so
ekelhafte Kerl, die all'weil läuten!"
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wie früher das Horn an den Mund. Bloß dem altehrwürdigen
fiinfhnndertvierzigjährigen St. Markus, der aus dem Staunen nicht
herauskommt, dürfte es manchmal nicht ganz geheuer gewesen
sein, Heute aber sollte ihm wohl das Ärgste widerfahren, dem
guten alten St. Markus. Das kam nämlich so: Als sich die Kleinen
berieten, welches der vielen Spiele an die Reihe käme, da rief
die siebenjährige Anneliese dazwischen: „Hört einmal! wenn
Ihr ,Jakob wo bist du?' spielen wollt, dann will ich Luch einen
ganz neuen Anszählreim verraten."
Der Vorschlag wurde cifrigst angenommen und das kleine Volk
scharte sich neugierig um die aufgeweckte Gespielin. St. Markus
auf dem Kirchenportal neigte ebenfalls sein Haupt etwas vor,
um besser zu hören, während Anneliese begann:
„Hindenburg, das ist der Mann,
Der die Russen salzen kann.
Einmal hier, einmal dort,
Aber stets am rechten Brt.
Bauet auf des Helden Stärke,
Hindenburg ist stets am Werke.
Struwwelpeter, Zixfelhans,
Ja, der Hindenburg, der kann's l
Alle Kinder groß und klein,
Sollen ihm recht dankbar sein.
Du bist's, Florian!"
Und da geschah's. während die Kleinen vor Freude in die
Händchen klatschten, fiel dem Lvangelimann an der Spullenbcrger
Kirche vor Sprachlosigkeit das schwere, steinerne, uralte Buch aus
den zitternden fänden und zerschellte unten in tausend Stücke.
Verdutzt blickten die Kinder sich um und ihre Gesichter
verrieten einige Angst. Die überlegene Anneliese aber zuckte
nur die Achsel und bemerkte mit einer bedauerlichen
Miene, den Blick auf St. Markus gerichtet: „Dn lieber
Gott! Es ist ja wirklich kein Wunder. Der gute
St. Markus da oben ist ja schon sehr, sehr alt und
hat schon die ganzen Jahre so recht leidend d'reingc-
schcn!"
Kinde rm u »d.
„Mutter, gehören meine Ohren zu meinem Hals oder zu meinem
Gesicht?" — „Wieso denn, Fritzchen?" — „Na, Du hast doch der
Minna gesagt, sie solle mein Gesicht waschen, und da will sie jetzt
die Ohren auch waschen!" . . .
Geistesgegen wart.
Gnädige: „llm Gottes willen, Marie, da ist ein Blumentopf
vom Balkon gefallen, gerade einem vorübergehenden Herrn ans den
Kopf. Schließen Sic schnell die Korridortür ab und schreibeiOSie
d'ran: Verreist!"
^sic fühlt man so sehr, daß
man ans Erden wandelt, als
wenn man ans allen Himmeln
fällt. _ 3. Kx.
^ennser betrogen wird, tröstet
sich der Dumme, schämt sich der
Gescheite und wundert sich der
Schlaue. 3. sp.
Jas Wort: „Ach, wie schade!" kann man so ans-
sprechen, daß cs klingt wie: „Gott sei dank!"
Iß. is. w.
dsichts ist oft so langlebig jemand in bösen Dingen
wie Dinge, die sich überlebt vertrauen, heißt: sich ihm unicr-
haben. v. §. w. werfen. _ 3. sf.
Mie groß unsere Rastlosigkeit, unser Kampf im
Leben ist, ersehen wir ani besten daraus, daß die
darauf folgende Ruhe eine ewige ist. 3. s,>.
Anderen die Wahrheit sagen
Und sich selbst belügen, ist in
gleicher Weise gefährlich.
3. Sp.
Allein sein, heißt, in Gemeinschaft mit Menschen
leben zu müssen, mit denen man keine Gemein-
schaft hat. _____ «. «.
Hs ist ein gutes Zeichen,
wenn die Abwesenheit eines
sehr ruhigen Menschen anffällt.
«. n.
—GcINntli ch. —
Gast (eilt Fremdenzimmer mietend): „Diese Glocke ist wohl
für Sie bestimmt?" — Hausknecht: „Ja, es gibt schon so
ekelhafte Kerl, die all'weil läuten!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"St. Markus und die Kinder" "Späne" "Gemütlich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3711, S. 117
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg