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Wie einst - da noch des Türmers
Horn
Oie Zeit vom grauen Turm geblasen.
Am Marktplatz, wo das Brönnlein
rinnt,
Das murmelnd plauscht von alten
Zeiten,
Gibt's heuer kaum ein Stelldichein,
Da ma'nniglich zog aus zum Streiten.
Doch was die Kinder nicht versteh'n,
Oie Dirnlein und die kleinen Buben,
So schnell wie nie, im Handumdreh'n
Huscht schon der Sandmann in die
Stuben.
Doch dann wird's einfach wunderbar,
Nesthäkchen kommt in's weiche Kissen.
Und Hans — der Prinz im blonden
Haar
Will vieles von der Mutter wissen.
Ob die Franzosen bald genug,
Wo Vater schläft im Schützengraben.
Und ob die Nüssen Schläg' gekriegt,
Ob England wolle Frieden haben.
Und ob der letzte Feldpostbrief
An Vater glücklich angekommen?
Die Mutter nickt und lächelt still,
Hat's Jüngste auf den Schoß ge-
nommen.
Und heimlich traut das Märchen spinnt,
Sacht schließen sich die müden Lider
Wie einst da noch der Türmer rief
Unter der Mütter Wiegenlieder.
_ Marie Ionghaus.
Inserat.
Zu einem größeren Vorschuß wird
passender Mitarbeiter für ein Lustspiel
gesucht.-
Deutsches ^echk.
fio lagt das alle deutsche stecht
Mit Morten hart und schwer:
„Mer von des Bruders Ci sehe ißt
Und seiner in der Hol vergißt,
Rat keine Gbre mehr!
Mer die beschwor'ne Maffenpflicht
Meineidig seinem kruder bricht
Ver sterbe durch das Schwert!
Und wer in stampf und harter Del
Des Bruders Rot und Rerd bedroht.
Der ist des Strickes wert!
Doch wer sein' Mallenebr' verkauft,
Im Streit zum Teinde überlauft,
Und seines Bruders Blut vergießt.
So dieser matt und streitwund ist:
Den sollt ihr führen vor das Cor,
Und euren Runden werfen vor,
Der ist für jeden Strick zu schlecbt!"
So sagt das alte deutsche stecht!
Guido Zernatlo.
Kriegshnino r.
Infolge anhaltenden Feuers konnte
die Feldküche nicht vorkoimnen und
das warme Essen blieb aus. Mißmutig
knabberten die Feldgrauen an Zwieback
oder Brot, als sich plötzlich die Stimme
des einen, im Zivilberuf Kellner, im
einschmeichelnden Tone eines „Obers"
vernehmen läßt: „Wünschen die Herren
*
Wie einst - da noch des Türmers
Horn
Oie Zeit vom grauen Turm geblasen.
Am Marktplatz, wo das Brönnlein
rinnt,
Das murmelnd plauscht von alten
Zeiten,
Gibt's heuer kaum ein Stelldichein,
Da ma'nniglich zog aus zum Streiten.
Doch was die Kinder nicht versteh'n,
Oie Dirnlein und die kleinen Buben,
So schnell wie nie, im Handumdreh'n
Huscht schon der Sandmann in die
Stuben.
Doch dann wird's einfach wunderbar,
Nesthäkchen kommt in's weiche Kissen.
Und Hans — der Prinz im blonden
Haar
Will vieles von der Mutter wissen.
Ob die Franzosen bald genug,
Wo Vater schläft im Schützengraben.
Und ob die Nüssen Schläg' gekriegt,
Ob England wolle Frieden haben.
Und ob der letzte Feldpostbrief
An Vater glücklich angekommen?
Die Mutter nickt und lächelt still,
Hat's Jüngste auf den Schoß ge-
nommen.
Und heimlich traut das Märchen spinnt,
Sacht schließen sich die müden Lider
Wie einst da noch der Türmer rief
Unter der Mütter Wiegenlieder.
_ Marie Ionghaus.
Inserat.
Zu einem größeren Vorschuß wird
passender Mitarbeiter für ein Lustspiel
gesucht.-
Deutsches ^echk.
fio lagt das alle deutsche stecht
Mit Morten hart und schwer:
„Mer von des Bruders Ci sehe ißt
Und seiner in der Hol vergißt,
Rat keine Gbre mehr!
Mer die beschwor'ne Maffenpflicht
Meineidig seinem kruder bricht
Ver sterbe durch das Schwert!
Und wer in stampf und harter Del
Des Bruders Rot und Rerd bedroht.
Der ist des Strickes wert!
Doch wer sein' Mallenebr' verkauft,
Im Streit zum Teinde überlauft,
Und seines Bruders Blut vergießt.
So dieser matt und streitwund ist:
Den sollt ihr führen vor das Cor,
Und euren Runden werfen vor,
Der ist für jeden Strick zu schlecbt!"
So sagt das alte deutsche stecht!
Guido Zernatlo.
Kriegshnino r.
Infolge anhaltenden Feuers konnte
die Feldküche nicht vorkoimnen und
das warme Essen blieb aus. Mißmutig
knabberten die Feldgrauen an Zwieback
oder Brot, als sich plötzlich die Stimme
des einen, im Zivilberuf Kellner, im
einschmeichelnden Tone eines „Obers"
vernehmen läßt: „Wünschen die Herren
*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wiegenlieder" "Kriegshumor"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3715, S. 167
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg