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Der Grenz st reit.

und Bäum' stehen neugewaschen und frischkackiert da und über
den weg, den die Kommission zwischen den verrieselnden Wasser-
bächen dahinstapft, kriechen die Schnecken und die Salamander
kreuzfidel ihrem Ziele zu.

Schneller, als gedacht, ist man angelangt. Der vor Müdig-
keit, Hitze, Durst und junger fest eingenickte Nazlhofer träumt
justament davon, daß ihm der Herr Landrichter — der merk-
würdiger Weise einen Heiligenschein aufhat und wie der Sankt
Petrus ausschaut — daß ihm also der Herr Landrichter die große
Schnupftabaksdose hinreicht... da berührt ihn plötzlich eine Hand
auf der Schulter und er wacht auf. . . .

„So!" sagt der Herr Landrichter, der da leibhaftig vor ihm
steht, freundlich schmunzelnd. „Es freut mich von Dir, Nazl-
hofer, daß D' derweil zur Einsicht gekommen bist und meinem
Vorschlag nachgegeben hast und Deinem alten Nachbarn die
Hand zur Versöhnung reichst und den Baum anerkennst als
Grenz'!"

„Fallt mir ja gar net ein!" schreit der Nazlhofer und springt auf.

„Was?!" sagt da der Herr Landrichter und zieht die Stirn
in Falten, „Hast Du nicht vor all' den Herren da, die für Dein
Wort Zeuge sind, geschworen, daß justament da, wo Du sitzt,
die Grenz' von Rechtswegen laufen soll — und sitzt Du viel-
leicht jetzt nicht unter dem alten Baum, h e ? I"

Da reibt der Nazlhofer die Augen, schaut um sich und über
sich und reißt das Maul weit auf. Dann starrt er seinen Ad-
vokaten an, der mit den Schultern zuckt und ihm dann mit beiden
Armen und mit dem Regenschirm zuwinkt, daß er nichts mehr
machen kann und sich ja nicht mehr mucksen soll. . . .

„Also, Aktuar!" sagt der Herr Landrichter zu seinem Schreiber,
der sich neben den Nazlhofer an das wurmstichige Holztischerl ge-
setzt hat. „Also den vergleich protokollieren:

„Die Parteien sind sich darüber einig, daß die Grenze
zwischen ihnen in Zukunft und für alle Zeiten über
den hiesür von dem Bauern Vitus Semmelschneider,
genannt Nazlhofer, feierlich anerkannten Baum lausen
soll" . . ."

„Baum laufen soll". . . wiederholt der Aktuar und der Herr
Landrichter zieht wirklich seine große Dose heraus, läßt aber nicht
wie im Traum den Nazlhofer schnupfen, sondern nimmt selber
eine gehörige Prise und denkt sich: „Herr vergelt's Gott! Das
hätten wir wieder einmal l" . . . y.

M i ß v e r st ä n d n i s.

Ein Ehepaar kommt in ein Konzertlokal, in dem wechsel-
weise aus 400 Nummern Stücke gespielt werden. Eben wird die
Nummer 344 ausgehängt. „Siehgst, Alter," sagt die Frau zu
ihrem Mann, „weil's D' so lang 'braucht hast, jetzt Hain um scho'
343 Stück versäumt."

—« Pfiffig, fr

Wir sind im Felde. Unser Regimentskommandeur läßt sich
mit seinem Adjutanten photographieren. Ein Pferdewärter sieht
das und nimmt, um auch auf das Bild zu kommen, vom Komman-
bcur unbemerkt, im Hintergründe Ausstellung. Als nach einigen
Tage:: dem Regiments-Gewaltigen das fertige Bild vorgelegt wird,
sieht er zu seiner großen Überraschung die nicht sehr geistreiche
Visage seines Rossebändigers. Wutentbrannt läßt er ihn rufen und
faucht ihn an: „Wie können Sie sieh unterstehen, sieh mit mir

photographieren zu lassen?" Treuherzig erwiderte der Übeltäter:
„Ja no, i' hau halt g'moint, der Herr Oberseht mirkt's 'it."

*>’ Ho

DerlDicb’l Kimmt in cT Stodt 'nei'
Und schaugt do umeinand’;

Da Uoda (cl)augt aa' lleiste,

Da jo, st'e (an vom Land.

-schnall'.

„Du, Uoda," fragt da wich'I,
„Ulia i$ dös zum valleb',

Dast jebat gar dö Stodlleut'

Cean mit dö Roizfcbuab* geh'?"

„]o mei'," logt d’rauf der Kana,

Dawei’ er vveida dappt,

„Dö Stodtleut' drong jetzt boizfcbnab’

Damit boit ollas — klappt.“

3- willeregger.

J)i ü ck st ä tt d i g.

Vater: „Schäin' Dieh, das erste Jahr gleieh Konkurs zu
machen." — Sohn: „Dil hättest natürlieh fünfzig Jahr' dazu ge-
braucht." __

Im Schutz der Dunkelheit.

„Fatal! Zeit verschlafen! Kein Barbierladen mehr offen! Un-
rasiert — auf 'n Sonntag! — Also muß ich in den Kientopp gehen!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Grenzstreit" "Pfiffig""
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3718, S. 197

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